Spion im iPhone-Gewand

Geodaten: Apple is watching you

Uhr | Aktualisiert
von asc

Das iPhone weiss alles über seinen Besitzer, denn es speichert unverschlüsselt alle Geodaten. Und das ist sogar legal, denn Apple stellt sich mittels einer Datenschutzrichtlinie selbst einen Freibrief aus. Zwei Forscher haben jetzt ein Bewegungsprofil im iPhone entdeckt und ausgewertet.

(Quelle: Netzmedien-Archiv)
(Quelle: Netzmedien-Archiv)

Es ist schon länger bekannt, dass Apple bestimmte Positionsdaten von iPhones abfragt. Bereits im Juli 2010 informierte Apples Justitiar Bruce Sewell zwei Abgeordnete des US-Abgeordnetenhauses in einem 13-seitigen Brief über dieses Sammelverfahren von Daten, berichtet Spiegel Online.

Und dieses Sammeln von Daten geschieht durchaus legal, denn in einer neuen Datenschutzrichtlinie vom Juni 2010 des Konzerns, heisst es, dass Apple es sich pauschal erlauben darf "präzise Standortdaten" zu erheben, zu nutzen und diese weiterzugeben. Das schliesse auch den "geografischen Standort eines Apple-Computers oder Geräts in Echtzeit" ein.

Aufenthaltsort mit Zeitstempel

Zwei Entwickler haben nun nachvollzogen, wie umfangreich die Datensammlung von Apple tatsächlich ist. Die US-Forscher Alasdair Allan und Pete Warden haben auf Geräten mit Apples mobilem Betriebsystem iOS4 eine Datei entdeckt, die ein Bewegungsprofil ihrer Besitzer enthält. Laut Angaben der beiden Forscher, die ihre Analyse der Log-Datei auf der US-Internetkonferenz "Where 2.0" präsentierten, sind sowohl das iPhone als auch das iPad mit Mobilfunkmodul betroffen.

So enthält die Datei mit dem Namen "consolidated.db." nach Angaben von Allan nicht nur die Koordinaten der Aufenthaltsorte, sondern speichert dazu auch noch den Zeitpunkt ab, an dem sich der Besitzer des Gerätes an dem Standort aufgehalten hat. Zwar seien die Ortskoordinaten nicht immer ganz korrekt, jedoch könnten Zehntausende Datensätze in der Datei zu finden sein. Vor allem aber, so Allan in einem Blogeintrag, seien die Daten nicht verschlüsselt – und würden bei der Synchronisation des iPhones oder iPads mit Apples iTunes-Software auf den jeweiligen Computer übertragen werden. Dort kann sie dann praktisch von jedem ausgelesen werden, der Zugang zu dem Gerät hat. Wie umfangreich die Positionsdatenbank inzwischen ist, kann nicht eindeutig nachvollzogen werden.

"Es hat uns keine Freude gemacht"

Beide betonen, beim Aufspüren des iPhone-Geodatenspeichers habe kein Apple-Mitarbeiter mitgeholfen. Auf ihrer Website heisst es: "Wir sind beide grosse Fans von Apple-Produkten. Das Aufdecken hat uns keine Freude bereitet." Sie bieten ein Programm zum kostenlosen Download an, das die unbemerkt aufgezeichneten Geodaten auf einer Karte verzeichnet. Allan hat als Beispieldie Aufzeichnung seiner Positionsdaten während einer Reise von Washington nach New York in einem Video aufgezeichnet.

Die Entwickler gehen davon aus, dass diese Tracking-Funktion mit dem Update auf iOS 4 im Juni 2010 eingeführt worden ist. Die Entdeckung ist für viele Apple-Anhänger schockierend, denn mit einem Zugang zu Telefon oder Computer könne nun praktisch jeder, etwa ein Privatdetektiv oder eifersüchtiger Partner, detaillierte Informationen über den Aufenthaltsort abrufen, sagte Warden gegenüber dem " Guardian".