Mit einer Europa-Cloud gegen die US-Vorherrschaft
Europa sollten den dominierenden US-Anbietern von Public-Cloud-Diensten eine Alternative entgegenstellen, findet Fabasoft-Vorstand Helmut Fallmann.
Beim Geschäft mit Public-Cloud- Dienstleistungen stehen europäische Anbieter hinten an. Amerikanische Firmen dominieren das Feld, und damit fliesst auch ein Grossteil der Gewinne über den Atlantik. Im Zuge der jüngsten Überwachungsskandale rückt zudem die Frage ins Zentrum, in welchem Land die Daten überhaupt gespeichert sind. Europäische Anbieter könnten diese Situation nutzen und ihre Position stärken.
Eine europäische Norm
Für dieses Anliegen macht sich Helmut Fallmann stark. Der Vorstand des europaweit tätigen österreichischen Cloud-Anbieters Fabasoft strebt "United Clouds of Europe" an auf der Basis vereinheitlichter europäischer Normen. Dies soll für eine Standardisierung gegen aussen und Interoperabilität zwischen den Angeboten sorgen. "Wir müssen die europäische Versorgungssicherheit wieder herstellen, um die hiesigen, regionalen Ansprüche und Regulatorien zu erfüllen ", erklärt Fallmann sein Vorhaben. Damit liesse sich auch dem Datenschutz Rechnung tragen. Die Standardisierung soll Unternehmen helfen, Cloud-Angebote einfacher und schneller zu nutzen.
Vereinheitlichte Rahmenverträge und eine einheitliche Authentifizierung über verschiedene Angebote hinweg sollen dies ermöglichen. Das würde Unternehmen erlauben, Cloud-Dienste verschiedener Anbieter zu nutzen, ohne mit jedem einen eigenständigen Vertrag aushandeln und unterschiedliche Authentifizierungsmethoden verwalten zu müssen. In einem solchen Vertrag ist auch festgehalten, wo die Daten geografisch gespeichert sind. Damit können unterschiedliche Anforderungen an den Datenschutz berücksichtigt werden, indem etwa ein Schweizer Unternehmen die Daten hierzulande speichern kann. Die Qualitätssicherung erfolgt über ISO-Normen, etwa ISO 27001, die das Sicherheitsmanagement definiert. Wenn die Identifizierung nicht pro Anbieter geregelt wird, sondern von einer übergeordneten Stelle, lässt sich der Zugriff auf verschiedene Angebote vereinfachen.
So könnte etwa ein Unternehmen mit der gleichen Identifizierungsmethode die Kommunikationslösung des einen Anbieters und das Dokumentenmanagementsystem eines anderen Dienstleisters nutzen. In der Schweiz könnte die Swiss-ID zur Identifizierung verwendet werden. "Die Cloud-Anbieter werden erkennen, dass eine Standardisierung das Geschäft ankurbelt. Hier kann die IT von anderen Industriezweigen lernen", ist Fallmann überzeugt. Als Vorbild sieht er die Luftfahrtindustrie, wo das europäische Konsortium Airbus dem amerikanischen Konkurrenten Boeing die Stirn bietet. Für die United Clouds of Europe ist Fallmann auf verschiedenen Ebenen aktiv, von der Politik in Brüssel bis hin zu Gesprächen mit Anbietern und Anwendern. "Die Umsetzung fällt am einfachsten, wenn die Wünsche von den Kunden selbst kommen", weiss Fallmann. Er arbeitet auch mit Eurocloud zusammen, dem Dachverband der europäischen Cloud-Anbieter.
Interesse aus der Schweiz
Die Idee einer europaweiten Cloud-Norm findet auch bei Heinz Schaffner Anklang. Der Leiter Multimedia bei der auf Drucklösungen spezialisierten Firma Hunkeler im luzernischen Wikon suchte eine Lösung, um Verkaufsunterlagen und Videos für Mitarbeiter übers Internet verfügbar zu machen. "Ich habe mit Dropbox angefangen, bin aber wegen Datenschutzbedenken davon weggekommen", erzählt er.
Befürchtungen gab es vor allem wegen Industriespionage. Aus Gründen des Datenschutzes und der Datensicherheit kommen für Schaffner ohnehin nur europäische Cloud-Angebote infrage. Nach längerer Evaluation verschiedener Dienste und vieler Diskussionen zwischen Marketing und IT entschied Schaffner sich schliesslich für eine Lösung von Fabasoft.
Eine Standardisierung im Stile der United Clouds of Europe hätte diesen Prozess verkürzt, so Schaffner: "Das würde vieles erleichtern und den Zeitaufwand für die Verwaltung von Cloud-Angeboten senken." Das gelte etwa für administrative Arbeiten, aber auch für den Umgang mit Sicherheitsvorfällen. "United Clouds of Europe ist die Vision, die wir jetzt umsetzen müssen. Immerhin, die Signale der EU sind ermutigend", resümiert der Fabasoft-Chef.
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