Interview

"Mit einer Standardsoftware ginge das nicht"

Uhr | Aktualisiert
von Janine Aegerter

Der Mitgründer und CEO von Digitec erläutert im Interview, weshalb das Unternehmen auf ein selbst entwickeltes ERP-System setzt.

Marcel Dobler, Digitec-Mitbegründer.
Marcel Dobler, Digitec-Mitbegründer.

Hinweis der Redaktion: Dieses Interview entstand im Rahmen eines längeren Printartikels zu Logistik- und Softwarelösungen von Onlineshops.

Herr Dobler, haben Sie Ihre Logistik-IT selbst gebaut oder sie entwickeln lassen?

Man muss hier zwischen den Prozessen in der IT und denjenigen im physischen Lager unterscheiden. Bei uns ist die Situation insofern speziell, als dass wir beides selbst gemacht haben. Wir haben unser ERP-System selbst entwickelt und auch unser Lager selbst aufgebaut.

Warum entwickelten Sie Ihre Software selbst?

Wir meinen, dass wir mit einer Standardsoftware unsere Prozesse nicht so optimiert umsetzen könnten. Letztlich führen bessere Prozesse dazu, dass man weniger Personal braucht, und das führt wiederum zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis für den Kunden.

In welche Richtung planen Sie die Weiterentwicklung des ERP-Systems?

Wir haben unser altes System eigentlich permanent weiterentwickelt. Nächstes Jahr wird es voraussichtlich aber eine komplette Ablösung geben, weil die bestehende Lösung technologisch veraltet ist.

Was erhoffen Sie sich von diesem Wechsel?

Wir erhoffen uns mehr Effizienz. Auch soll das bestehende Know-how der alten Lösung weiterentwickelt werden und in die teils neuen, effizienteren Prozesse einfliessen.

Was waren die Hauptanforderungen an das neue System?

In Bezug auf die Logistik war das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren sehr wichtig. Wir beliefern die neun Filialen ja auf einen bestimmten Zeitpunkt hin. Daher muss vom Timing her sehr viel zusammenpassen. Und es gibt Leistungsspitzen wie Weihnachten, dort muss alles optimal funktionieren. Bei uns können sich die Bestell- und Lieferkanäle komplett überschneiden. Bestellungen sind Online, im Laden, per Fax, Telefon oder E-Mail möglich. Unabhängig davon, wie die Bestellung gemacht wurde, kann sie in einem der neun Ladengeschäfte abgeholt oder kostenlos am Folgetag nach Hause geliefert werden.

Wie viele Entwickler beschäftigen Sie zurzeit?

Im Software Development arbeiten 10 Entwickler, daneben beschäftigen wir im Business Development 10 Businessanalysten. Insgesamt arbeiten in unserem Unternehmen 380 Mitarbeiter.

Welche Projekte verfolgen Sie in Zukunft?

Wir wollen unseren Kunden möglichst viele Dienstleistungen bieten. In unserem Online-Warenhaus Galaxus führen wir beispielsweise über 200 000 Produkte im Sortiment. Wenn ein Kunde dort einen Toaster aussuchen will, kann er statt aus nur 5 aus 50 Toastern auswählen. Mit elektronischen Schnittstellen haben wir auch externe Lager an unseren Onlineshop angebunden, um die Verfügbarkeit der Produkte zu erhöhen und um diese möglichst schnell liefern zu können. Online bieten sich so Möglichkeiten, die man in einem Laden nie haben wird. Wir wollen aber auch in den stationären Handel investieren und dort unser Dienstleistungsangebot verbessern. Es ist sehr wichtig, dass wir skalieren und gut planen, damit wir unser Lieferversprechen auch halten können.