IBM-Symposium 2011

"Von schwarzen und weissen Schwänen und ein Plädoyer für eine neue Fehlerkultur"

Uhr | Aktualisiert
von asc

Am 11. IBM Symposium fanden sich rund 800 geladene Gäste im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) ein. Während 55 Fachreferaten und zwei Keynotes konnten sich die Besucher über die aktuellen IT-Themen, wie das Internet der Dinge und natürlich Cloud Computing informieren und miteinander diskutieren.

Wie schon in den letzten Jahren, bot das IBM Symposium den circa. 900 Teilnehmern die Möglichkeit, die ganze IBM an einem Ort und einem Tag kennenzulernen und aus 55 Vorträgen ihr individuelles Tagesprogramm zusammenzustellen. Auf einen Fakt legt IBM während des Symposiums am vergangenen Dienstag besonders grossen Wert: Die 100-jährige Geschichte von Big Blue. Und so begann auch Isabelle Welton, Country Manager von IBM Schweiz in ihrer Eröffnungsrede mit Meilensteinen, die von IBM geprägt worden, wie beispielsweise die Erfindung der Lochkarte oder dem ersten IBM-Rechner, der vor 30 Jahren entwickelt wurde: "Eine Erfindung die nicht nur genial war sondern unsere Arbeitsweise komplett verändert hat", sagte Welton. Der letzte Meilenstein ist das Computersystem Watson, ein Rechner der in der Lage ist Daten im Kontext zu verstehen, also quasi wie ein Mensch zu denken. Und so konnte man sich auch selbst von der Genialität des Superrechners in Luzern überzeugen, an einem der vielen Ausstellungsstände präsentierte das IBM Forschungszentrum Rüschlikon die Funktionsweise von Watson anhand des bekannten "Jeopardy"-Spiels. Neben hauseigenen Präsentationen nahmen insgesamt 24 Partner am IBM Symposium teil und präsentierten im KKL ihre Lösungen, darunter auch Opacc, Cisco, Osys, Paninfo und Lenovo.

Bevor die erste Keynote von Dirk Wittkopp, Vice President IBM Development und Geschäftsführer IBM Deutschland Research & Development startete, kam der Überraschungsgast Martin O auf die Bühne – eine Künstler der ganz besonderen Art, der mit Tönen Geschichten erzählen kann (siehe Link). Wittkopp gab anschliessend einen Ausblick auf die kommenden Technologie-Trends. Fünf Trends sind für ihn massgebend: Lernende Systeme, Petascale Analytics, Integration von Social Software, das Internet der Dinge und Exascale Computing. An letzteren forscht IBM schon längere Zeit, momentan ist der Petaflop-Supercomputer in Jülich einer der leistungsstärksten Rechner. Laut Wittkopp bietet das Internet der Dinge die fundamentale Struktur für eine intelligenteren Planeten, und bietet auch ein deutliches Wachstum und neue Chancen für Infrastrukturen und Dienstleistungen.

Die Qual der Wahl – 55 Sessions

Je nachdem, welche der 55 Sessions man sich ausgesucht hatte – gab es reine Produktveranstaltungen, wie beispielsweise „Schnelle und einfache Windows 7 Migration mit IBM Cloud Services“ oder auch interessante Einblicke und Prognosen über das Grüne Rechenzentrum. Ein besonders interessanter Vortrag am Nachmittag drehte sich um das lernende Computersystem Watson. Wolfgang Nimfuhr, Information Agenda Leader, IBM Schweiz und Österreich erklärte wie Watson natürliche Sprache versteht und darauf antwortet und wie die Interaktion mit intelligenten Maschinen die Welt verändern wird. Bei dem Jeopardy-Contest zwischen Mensch und Maschine gewann der Rechner. Dabei war Watson währende des Spiels nicht mit dem Internet verbunden, sondern bezog seine Informationen aus den gespeicherten Daten unter anderen von Wikipedia und den jahrelangen Inhalten der New York Times. Das Rechnersystem basiert auf einem ganz normalen Power 7-Rechner mit Linux-Betriebssystem, jedoch mit ungewöhnlich vielen Prozessoren – insgesamt 3000 und einer Speicherkapazität von 15 Terabyte RAM. Das ist es kein Wunder, dass der Mensch nicht mithalten kann. Denn das menschliche Gehirn kann gerade einmal 200 Megabyte speichern.

In 20 Jahren wird es nur einen Computer geben

Von schwarzen und weissen Schwänen und deren Bedeutung für die Zukunft sprach zum Abschluss des Symposiums der Zukunftsforscher Stephan Sigrist in seinem Vortrag: "Mind the future - von schwarzen und weissen Schwänen oder Plädoyer für eine neue Fehlerkultur." Sigrist ist Leiter des Think Tank W.I.R.E. und beschäftigt sich in der Schweiz, Deutschland und England mit Entwicklungen in den Life Sciences sowie mit generellen Makro-Trends in Wirtschaft und Gesellschaft.

Ob es möglich sei die Zukunft vorherzusagen? Auf die Frage, wieviele Computer es in 20 Jahren geben werde, sagte er nur einen, da alles in die Cloud wandere. Man könne nicht in die Zukunft blicken, da es eine viel zu hohe Komplexität in sich birgt. Und diese Komplexität wird durch das Internet nicht minimiert, sondern erhöht. Laut dem Trendforscher müsse man sich auf das wesentliche konzentrieren um dieser Komplexität zu entgehen.

"Die Zukunft beginnt nicht erst morgen sondern heute – die Makrotrends gibt es heute schon und werden unsere Welt nachhaltig prägen", sagte Sigrist. Ausserdem braucht es interdisziplinäre Denkmodelle. Dafür nannte er eine Analogie: So könne der Mensch sogenannte "Schwarze Schwäne" nicht 100%-ig vorhersagen, wie zum Beispiel das Erdbeben in Japan. Doch sind es nicht immer nur die schwarzen Schwäne, sondern auch die Weissen tragen einen grossen Teil der zukünftigen Entwicklungen und beeinflussen die Gesellschaft. Das soll heissen, dass sich die Zukunft sehr schnell verändert und immer mehr von Makrotrends beeinflusst wird.

Sigrist thematisierte auch die zunehmende Digitalisierung des Lebens. Die Möglichkeiten des Internets sind enorm gross und die digitale Welt erlaubt es dem Menschen, Entscheide schneller zu treffen, doch dabei ergeben sich weiterführende Konsequenzen für die Gesellschaft, Wirtschaft und Politk. So werden laut Sigrist, Ängste schneller durch das Internet verbreitet. Es wird schwieriger die Brücke zu schlagen zwischen Realität und der fiktiven Welt im Web und auch die eigene Wahrnehmung ändert sich durch die Einflüsse von Sozialen Netzwerken immer mehr.