Banking im Internetzeitalter

Privatbanken sollten vermögenden Kunden Apps bieten

Uhr | Aktualisiert
von Yannick Chavanne

Im Kontext ökonomischer Instabilität und sinkender Renditen müssen Vermögensverwalter innovative Lösungen bieten. Besonders Web-Lösungen und mobile Applikationen sind hierbei eine gute Möglichkeit um die "Jeunesse dorée", also junge und wohlhabende potentielle Kunden, für die Produkte der Privatbanken zu begeistern.

Innovation ist für Privatbanken heutzutage unerlässlich. Einerseits, um sich an neue juristische Rahmenbedingungen anzupassen, andererseits, um auf die spezifischen Bedürfnisse der Kundschaft zu reagieren, die sich immer mehr für digitale Technologien begeistert. Eine neue Studie von KPMG und der Universität St. Gallen zeigt hierzu auf, dass die Konkurrenz in der Schweiz in diesem Bereich stetig zunimmt. Grund hierfür ist der steigende Druck auf die Firmen. Dieser wächst einerseits durch die Finanzkrise allgemein und andererseits durch die Umsetzung neuer Regulationen der Finanzmarktaufsicht (Finma), der Umsetzung des internationalen Standards Basel III oder des Steuerabkommens mit der USA.

Um in diesem Kontext die Sicherheit der Kundendaten noch garantieren zu können, müssen die Finanzinstitute Investitionen tätigen, was dazu führt, dass die Renditen sinken. Eine Entwicklung, die sich laut KPMG in den nächsten Jahren nicht verändern wird, was gerade für kleine Privatbanken schwierig sein dürfte. Banken müssen daher in Technologiefragen die Führung übernehmen. Auch in der KPMG-Studie erklären die Befragten, dass die Entwicklung mobiler Applikationen und Lösungen ein Innovationsmotor für die Branche sein könnte.

Elektronische Kommunikation auf dem Vormarsch

Aus diesen Gründen erscheint eine Transformation der Wealth-Management-Berufe unausweichlich. Genauso wie die Retail-Banking-Kunden, die standardisierte Produkte der Banken kaufen, werden auch die Private-Banking-Kunden Kontakte via digitaler Kanäle verlangen. Diese Tendenz bestätigt auch eine weitere Studie von Capgemini und RBC Wealth Management. Zwar gaben dort 30,7 Prozent der wohlhabenden Kunden an, sie zögen den direkten Kontakt mit dem Kundenberater vor. Andererseits gaben aber umgekehrt auch 23,7 Prozent an, sie fänden den elektronischen Kontakt angenehmer. Vor allem bei den unter 40-jährigen steht die Technologie hoch im Kurs. Somit wird der Trend zur mobilen Kommunikation in der Finanzbranche in den nächsten Jahren weiter zunehmen, zumindest dann, wenn die 1980er- und 1990er-Jahrgänge bei den aktiven Erwachsenen die Mehrheit stellen werden.

Konkurrenzfähigkeit durch Innovation

"Die nächste grosse Innovation geschieht durch die Digitalisierung: Es gibt mehr wohlhabende Personen auf Facebook, Google+ und weiteren sozialen Netzwerken als irgendwo sonst. Wieso sollten man diesen über diese Kanäle keine Investitionsratschläge erteilen? Ich glaube kaum, dass mein heute 17-jähriger Sohn noch gleich mit seiner Bank interagieren wird, wie ich es heute tue", sagte Jürg Zeltner, CEO der Wealth-Management Division der UBS, letzten September. Dies im Bewusstsein, dass die neue Generation der Reichen ständig online und vernetzt ist.

Es ist daher besonders wichtig für die Banken, diese Themen aufzugreifen, vor allem, da laut einer Studie von EY von 2013 die Loyalität der Bankkunden in den nächsten Jahren allgemein abnehmen wird. Auch Urs Rohne, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, glaubt an die digitale Zukunft des Bankings: "Es ist für uns absolut notwendig, dass wir uns an diese Situation anpassen, das heisst, dass wir die Innovation zum zentralen Thema machen." Seine Bank habe daher bereits im Jahr 2012 "The Digital Private Bank" lanciert, ein Pilotprojekt, das von der Abteilung Private Banking Asia Pacific geleitet wird. Es bestehe aus einer webbasierten App, die Premium-Dienstleistungen aus den Bereichen der Portfolioanalyse, der Forschung und der Transaktionen beinhalte.

Investitionen erforderlich

Nach diesen Ausführungen überrascht es nicht, dass nach einer neuen internationalen Studie mit dem Titel "Global Private Banking und Wealth Management" von Price Waterhouse Coopers die Online-Kommunikationskanäle, diejenigen IT-Projekte sein werden, in die in den nächsten zwei Jahren am meisten investiert werden wird – nebst dem Einsatz von CRM-Lösungen.

Dabei ist klar, dass es vor allem für die Privatbanken lukrativ wäre, in Webapplikationen für die "Jeunesse dorée" zu investieren. Dieser Rat findet sich übrigens auch in einem Bericht des Marktforschungsunternehmens "MyPrivateBankingResearch". Dort sehen die Forscher grosse Chancen in der Entwicklung von Anwendungen für soziale Netzwerke, die am besten mit Android kompatibel und für Tablets optimiert sein sollten. Den letzten Punkt bestätigen auch die Consultants von Capco, die konstatieren, dass die vermehrte Tabletverwendung eine positive Transformation und eine Verbesserung der Kundenbeziehungen in der Vermögensverwaltung hervorbringen wird.

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