Verwerfungen am Tabletmarkt

Apple taucht, Lenovo und HP trumpfen auf

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von George Sarpong

Der Tabletmarkt scheint sich zu diversifizieren. Während Apple und Samsung Hausaufgaben machen müssen, damit ihre Geräte nicht zu Ladenhütern werden, punkten Lenovo und HP mit frischen Ansätzen.

Der Tabletmarkt kühlt ab, Preise zerfallen und das einstige Glamour-Produkt für schicke Manager wird zur Massenware. Inzwischen werden Tablets sogar hier und da auf Wühltischen angeboten und verramscht. Darauf wies bereits Röbi Weiss in seinem jüngsten Weissbuch-Report hin. Seine Analyse wird inzwischen von grösseren Marktforschern bestätigt, wie etwa von Canalys.

Rund 124 Millionen PCs aller Formen und Grössen, inklusive Tablets, haben im ersten Quartal dieses Jahres die Hallen der Hersteller verlassen. Ein Plus von 5 Prozent, wie der auf den Channel spezialisierte Marktforscher Canalys vorrechnet. Das Wachstum im Boom-Markt Tablets kühlte sich allerdings auf 21 Prozent ab. Dennoch überragte die Menge von knapp 51 Millionen Geräten diejenige von Notebooks.

Der Marktanteil von Tablets betrug 41 Prozent, während der Anteil der Notebooks bei 38 Prozent lag. Das weltweite Notebook-Geschäft sank weniger schnell, als in anderen Quartalen. Das lag auch am europäischen Markt, der wieder anzog. Hinzu kam der sogenannte Windows-XP-Effekt. Mit dem Supportende von Windows-XP wechselten viele Anwender, wie etwa Unternehmenskunden, auf neue jüngere Versionen des Betriebssystems. Der Nachrüstbedarf half aber nur, um den PC-Markt zu stützen. Am stärksten wuchs der Tablet-Markt im nahen Osten, wo sich die Absatzzahlen verdoppelten, gefolgt von China mit 74 Prozent sowie Zentral- und Osteuropa, wo die Auslieferungen um 47 Prozent zulegten.

iPads setzen Staub an

Während die restlichen Märkte ein flaches Wachstum verzeichneten, gingen die Absätze am US-Markt zurück. Dieser litt unter einem zunehmenden Desinteresse an Apples iPad. Dessen Absatz brach um 40 Prozent ein und konnte nur teilweise mit einem Plus von 20 Prozent am chinesischen Markt abgefangen werden.

Weltweit sank der Absatz um 16 Prozent auf 16,4 Millionen Geräte, der härteste Einbruch seit der Markteinführung im Jahr 2010. Apple soll bereits früh reagiert und damit begonnen haben, seinen Lagerbestand zu reduzieren, während sich die Geräte im Channel ansammeln sollen, wie Canalys Senior Analyst Tim Coulling berichtete. Er glaubt aber nicht an einen Abgesang auf die Tablets. Dafür sei ihr Einfluss auf die Entwicklung der IT-Branche zu stark. Apple helfe zudem sein starkes Ökosystem und die Ankündigung Microsofts, die Office-Suite auch für das iPad anbieten zu wollen.

Lenovo und HP mit vielversprechender Strategie

Lenovo mischt die Branche auf. Das Unternehmen konnte im ersten Quartal in Europa punkten un dseinen Absatz in EMEA um 61 Prozent erhöhen. Im Gegensatz zu Apple mit seiner One-Size-Fits-All-Strategie, bietet Lenovo zahlreiche Formate und Mischformen von Tablets und Notebooks an und dies auch noch angepasst an die lokalen Bedürfnisse des Handels. Mit dem Yoga dominiere der Hersteller derzeit sogar den Convertible-Markt, sagt Coullings Kollege James Wang. Für Wang ist zudem klar: "Der Formfaktor Tablet ist bei Jung und Alt gleichermassen beliebt." Apple-Rivale Samsung litt im ersten Quartal: Die Geräte des Herstellers waren weniger nachgefragt, entsprechend sitzt Samsung auf vollen Lagern.

Dafür konnte der weltgrösste PC-Anbieter HP wieder Boden gut machen und lieferte rund 13 Millionen PCs, Notebooks und Tablets aus. Dem Hersteller half eine stärkere Nachfrage von Unternehmenskunden. Canalys glaubt zudem, dass HPs Anstrengungen das Design seiner Produkte zu überarbeiten, sich bezahlt gemacht hat. Besonders Notebooks hätten es den Kunden angetan. Im Tablet-Geschäft müsse HP allerdings noch seine Hausaufgaben machen, meint Chris Jones. Der Canalys-Analyst prophezeit HP aber ein grosses Wachstumspotenzial. Das Unternehmen könne mit seinem Angebot insbesondere KMU ansprechen. Wohl auch deshalb, weil sich HP erst gar nicht gross auf den Kampf im Niedrigpreis-Segment einlasse.