Hybris kombiniert mit SAP

Migros verstärkt ihre Kanäle

Uhr | Aktualisiert
von Andreas Heer

Mit einer Cross-Channel-Strategie will Migros nicht nur ihre Position im umkämpften Markt festigen. Von den Neuerungen, wie sie gerade der Shop von "SportXX" erhalten hat, sollen auch Kunden profitieren – und Ladengeschäfte.

Im Detailhandel reicht es heute aufgrund des Konkurrenzdrucks nicht mehr, dem klassischen Filialgeschäft einfach einen Online-Shop zur Seite zu stellen. Kunden erwarten heute eine Verzahnung der verschiedenen Kanäle bis hin zum Omni-Channel. Im Idealfall ist der Händler über alle Aktivitäten seiner Kunden informiert, unabhängig vom Kanal, über den die Abwicklung erfolgte.

Den Weg zur übergreifenden Vernetzung hat auch die Migros für die einzelnen Fachmärkte eingeschlagen. Jüngstes Beispiel ist der Sport-Detailhandel unter dem Namen "SportXX". Der seit 2012 bestehende Online-Shop wurde sukzessive um Cross-Channel-Funktionalitäten erweitert. Hierbei hat die Migros Filialen und E-Commerce kombiniert. Seit letztem November können Kunden über den Online-Shop Artikel in einer Filiale reservieren. Und im April kam die Variante dazu, Produkte nicht nach Hause, sondern in eine Filiale liefern zu lassen.

Filialen integriert

"Wir möchten den Online-Shop als zentrale Drehscheibe etablieren", beschreibt Roger Zingg, Leiter E-Commerce SportXX bei der Migros, das Ziel der Cross-Channel-Strategie. So soll der Online-Kanal nicht nur helfen, Neukunden zu gewinnen, sondern auch als Informations- und Handelskanal für die Filialen dienen. Dadurch erweitert sich das Angebot, wie Zingg ausführt: "Alle Filialen haben dadurch die Möglichkeit, aufs gesamte Sortiment zuzugreifen und Kunden alle Artikel zu bestellen." Derzeit sind rund 35‘000 Produkte bei SportXX verfügbar. Denn der Online-Kanal soll nicht als Konkurrenz zu den einzelnen Filialen funktionieren, sondern als Ergänzung. So fällt etwa auch der Umsatz einer Filiale zu, wenn ein Kunde sich Artikel ins Ladengeschäft liefern lässt.

Bei der Entwicklung der Online-Shops arbeiten die Fachmärkte SportXX, M-Electronics und Micasa laut Zingg eng zusammen: "Wir stehen im gegenseitigen Austausch. Dadurch können wir von den Erfahrungen profitieren und Synergien nutzen." Technisch setzt die Migros dabei auf bewährte Technik. Die Shops selber basieren auf Hybris, das die Artikel-Informationen aus dem ERP von SAP bezieht. "Die verschiedenen Teams mussten dabei eng zusammenarbeiten, etwa, um zu definieren, welche Logik von welchem System abgebildet wird."

Filialreservationen per Smartphone

Die grössten Herausforderungen lagen gemäss Zingg dabei weniger im technischen Bereich. Dort musste vor allem die Geschwindigkeit und die Sicherheit der einzelnen Shop-Prozesse sichergestellt sein. Der flächendeckende Einsatz des Online-Shops bedeutete aber für SportXX einen Kulturwandel, was eine entsprechende Kommunikation und Schulung voraussetzte. Diese erfolgte über die Filialleiter, zudem steht ein Testsystem zur Verfügung: "Damit konnten wir auch Berührungsängste abbauen", sagt Zingg.

Noch ist es zu früh, um den Effekt der Cross-Channel-Erweiterungen abzuschätzen. "Ungefähr ein Drittel der Online-Käufer nutzt die Cross-Channel-Funktionen", bilanziert Zingg. "Damit sind wir sehr zufrieden." Und die Shops werden sich zukünftig sicher weiterentwickeln. "Ich kann mir gut vorstellen, dass ein noch stärkerer Ausbau in Richtung Cross-Channel schneller kommt als man denkt", lacht Zingg. Eine erste Erweiterung hat der SportXX-Shop bereits erfahren: Seit Freitag lassen sich Filialreservationen bequem übers Smartphone vornehmen.