Wie umgehen mit der wachsenden Datenflut?
Alle Welt spricht von Datenanalysen und Geschäftserfolg dank Big Data. Aber: Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten eigentlich für dieses Datengeschäft? Eine Tagung liefert Antworten.
An der 12. Tagung für Informatik und Recht, die im Rathaus in Bern stattfand, trafen sich rund 90 Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Bildungsinstitutionen zum Austausch über die Chancen und Risiken von Big Data.
Martin Dumermuth, Direktor des Bundesamtes für Justiz, sprach unter anderem über die Möglichkeiten und Risiken von Big Data. Ihm zufolge gibt es sechs Punkte, die bei einer Big Data Governance berücksichtigt werden müssen. Dazu gehören Datenqualität und die Fachkompetenz, um die Daten auch analysieren zu können, sagte er. Zudem müsse klar sein, wie gross das "De-Anonymisierungsrisiko" eines anonymisierten Datensatzes sei. Sprich, ob anonymisierte Daten im Wechselspiel mit anderen Datensätzen nicht Rückschlüsse auf Einzelpersonen zulassen. Nicht zuletzt deswegen sei es wichtig, die Diskussion um die Governance von Big Data anzustossen und zu diskutieren, so Dumermuth.
Datenschutz: Nicht mehr zeitgemäss
Rolf H. Weber, Rechtsanwalt und Leiter des des Zentrums für Informations- und Kommunikationsrecht der Universität Zürich und Direktor am Europa Institut Zürich, behandelte in seinem Referat das Thema Datenschutz. Das geltende Datenschutzgesetz decke die aktuellen Bedürfnisse nicht ab, stellte er fest - betonte aber gleichzeitig, dass er damit den Gesetzgebern nicht signalisieren wolle, dass sie sich sputen müssten.
Vielmehr konzentrierte sich Weber auf die Verantwortung der Unternehmen und ihre AGBs oder Nutzungsbestimmungen. "Seien wir ehrlich, wer liest diese Bestimmungen schon durch? Man klickt sie einfach an, ist sich des Risikos bewusst und geht dann weiter." Er selbst habe sich aus eigenem Interesse mit den AGBs von Unternehmen auseinandergesetzt, die im Internet of Things tätig sind. "Und obwohl ich in diesem Gebiet nicht ganz unbewandert bin, habe ich davon kaum ein Wort verstanden."
Mehr Transparenz
Weber forderte die Schaffung von mehr Transparenz. Unternehmen sollten offenlegen, was sie mit den Daten tun. So sollen User, die ihre Daten zur Nutzung freigeben, auch abschätzen können, in was sie eigentlich einwilligen. Denn eine Einwilligung im juristischen Sinn setze genau dies voraus. Das sei aber bei Big Data zumindest zu einem frühen Zeitpunkt (der Datensammlung und der Verarbeitung der Daten) unrealistisch.
Weber rechnet zudem damit, dass die Anwendung des Datenschutzes künftig auch einen Einfluss auf die Reputation eines Unternehmens haben wird. Das sehe man beispielsweise bei den heute verfügbaren Suchmaschinen, sagte er. Ohne konkrete Namen zu nennen, spielte Weber damit auf fleissige Datensammler wie Google an und verglich sie mit alternativen Suchmaschinen wie Swisscows, die Wert auf Datenschutz legen.
Big Data ist nicht alles
Dirk Helbing, Professor für Soziologie und Mitglied des Informatikdepartements der ETH Zürich, sprach in seinem Referat über die Grenzen von Big Data. Die Menschheit sei der wachsenden Datenflut gar nicht gewachsen und könne daher auch keine verlässlichen Voraussage treffen - ganz egal, wie viele Daten zur Verfügung stehen. "Falls es so etwas wie eine Datenkristallkugel gibt, hat sie bisher nicht gut funktioniert. Ebola konnte nicht vorausgesagt werden, auch nicht der Krieg in der Ukraine oder der arabische Frühling", sagte er. Das sei im Prinzip wie beim Lichtkegel einer Taschenlampe: "Wenn wir uns auf den Terrorimus konzentrieren, sehen wir Daten, die auf andere Ereignisse hindeuten, nicht."
Seiner Meinung nach ist der nächstgrosse Hype das Internet der Dinge und nicht Big Data. Um drohenden Datenmissbrauch zu verhindern schlägt Helbing vor, das Internet der Dinge in der Schweiz als gemeinsames gesellschaftliches Projekt anzugehen. "Es geht darum, dass man den Bürgern das Recht auf ihre Daten zurückgibt." Ein solches Sytem, so Helbing, sollte partizipativ und basisdemokratisch sein, genau wie das politische System der Schweiz. Es sollte von Offenheit, Transparenz und Beteiligung geprägt sein. Und: "Alle sollten dadurch mehr Möglichkeiten haben." Die Schweiz sollte demnach eine Vorreiterrolle spielen und ein Gesamtpaket entwickeln, das Regeln und Bestimmungen für alle schaffe.
Die Tagung für Informatik und Recht verfolgt das Ziel, die juristische und politische Diskussion zum Thema Big Data in der Schweiz anzustossen. Die Träger hinter der Veranstaltung sind die Berner Fachhochschule, das Bundesamt für Justiz, der Verein E-Justice und die Universität Wien.

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