Info Society Days

Kann eine Verwaltung agil sein?

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Was macht eine agile Verwaltung eigentlich aus? Am Swiss E-Government-Forum in Bern diskutierten Experten zu diesem Thema.

Christian Weber, Leiter E-Government für KMU beim Seco, sprach über einen Veränderungsprozess beim Bund. (Quelle: Netzmedien)
Christian Weber, Leiter E-Government für KMU beim Seco, sprach über einen Veränderungsprozess beim Bund. (Quelle: Netzmedien)

Agilität und Verwaltung sind zwei Begriffe, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. Dass dies nicht zutrifft (oder zumindest anders sein sollte), haben Vertreter der Verwaltung am Berner Swiss E-Government Forum am Dienstag aufgezeigt – ohne dabei zwingend ein rosarotes Wunschbild zu zeichnen.

Anja Wyden Guelpa, Staatskanzlerin des Kantons Genf, entspricht wohl am ehesten dem Bild einer Vertreterin einer agilen Verwaltungseinheit. In ihrem Referat sprach sie offen und ehrlich über den Versuch des Kantons Genf, agiler zu werden. Dieser hatte mit den beiden Projekten "Online-Verwaltung" und der elektronischen Stimmabgabe den Schritt in die neuen Technologien gewagt.

Umdenken nötig

Im Rahmen dieser Projekte seien Ziele definiert worden, darunter die Vereinfachung der Beziehung zwischen Verwaltung und Bürgern, Harmonisierung der Register sowie mehr Online-Dienstleistungen. Doch mit dem Willen allein war es nicht getan: Die gesetzten Ziele seien nur teilweise erreicht worden, so Wyden Guelpa.

So sei die Beziehung zwischen der Verwaltung und den Bürgern nicht unbedingt vereinfacht worden, da die verschiedenen Verwaltungseinheiten untereinander nur begrenzt zusammenarbeiteten und begrenzt vernetzt waren. "Die Technologie allein wird uns nicht agiler machen, sondern nur das Umdenken in den Köpfen", betonte Wyden Guelpa zum Schluss ihres Referats.

Personalpolitik beim Bund

Pius Breu, Ressortleiter des Eidgenössischen Personalamtes, sprach über die Personalpolitik in der Bundesverwaltung. Er liess es sich dabei nicht nehmen, die Werbetrommel für die Bundesverwaltung als Arbeitgeber zu rühren. Stichworte wie ein modernes Arbeitsumfeld, mobiles Arbeiten und Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien auch in der Bundesverwaltung keine Fremdwörter mehr, so Breu. Zudem würden Führungspersonen alle geschult – etwas, was früher scheinbar freiwillig war und nun obligatorisch ist.

Breu meinte es sicher gut mit seinem Referat, dennoch entstand der Eindruck, dass er über Dinge sprach, die eigentlich auch in einer Bundesverwaltung selbstverständlich sein müssten. Zuletzt sprach Breu über die Einführung von UCC in der Bundesverwaltung und bewies dabei – wohl eher unfreiwillig – Humor: Lehrlinge würden "den mittelalterlichen Kollegen", die vielleicht etwas mehr Mühe hätten, diese neue Technologie erklären, so Breu. In diesem Zusammenhang hätte er wohl eher von "Arbeitskollegen mittleren Alters" sprechen sollen.

Auch der Bund verändert sich

Christian Weber, Leiter E-Government für KMU beim Seco, sprach darüber, wie sich die Bundesverwaltung in den letzten Jahren verändert hat. Als Beispiel erwähnte Weber seinen ersten Arbeitstag beim Bund, der ihm noch gut in Erinnerung geblieben ist: Schon in der Mittagspause fragte er sich, wofür er eigentlich zuständig war. Scheinbar hat sich diese Frage schnell geklärt, sonst wäre Weber wohl kaum 14 weitere Jahre geblieben.

In seinem Referat erwähnte er zudem das Schlüsselwort FAST, eine Leitlinie, die einer Verwaltung zu mehr Agilität verhelfen soll. Die Buchstaben stehen für "Flatter" (flachere und einfachere Hierarchien und Prozesse), Agile (mehr Beweglichkeit), Streamline (rationell organisiert) und Tech-enabled, also Affinität für Technik. In diese Richtung müsse sich eine Verwaltung bewegen, wolle sie agiler werden, so Weber.

Das E-Government-Forum in Bern findet im Rahmen der Info Society Days statt. Diese sind in die beiden Foren "Swiss E-Government-Forum" und "Swiss E-Health-Forum" aufgeteilt und dauern insgesamt vier Tage. Veranstaltet werden die Info Society Days vom Marketing- und Kommunikationsberatungsunternehmen MKR Consulting.

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