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Müller prüft die Welt

Uhr | Aktualisiert
von George Sarpong

Christopher Müller ist Inhaber und CEO von Die Ergonomen Usability AG.

(Quelle: Die Ergonomen Usability )
(Quelle: Die Ergonomen Usability )

Mal ehrlich: Wie oft haben Sie im Internet schon bewusst eine Werbung angeklickt – und wie oft ist Ihnen das einfach ver­sehentlich passiert? Bei mir liegt das Verhältnis bei geschätzten 1:100. Warum das so ist, will ich Ihnen anhand von Bing erklären.

Geben Sie dort doch beispielsweise "Hotel Paris" ein. Sie erhalten 61'400'000 Ergebnisse, von denen die ersten vier verkauft sind. Das fällt Ihnen aber beim ersten Hinsehen kaum auf. Die Werbelinks sind zwar mit einem hauchzarten Grauton hinterlegt. Wenn Sie aber den Kontrast Ihres Bildschirms nicht ­exakt eingestellt haben, werden Sie den gar nicht wahrnehmen.

Ja, klar, oben rechts, neben der ersten Werbung, steht noch das Wörtchen "Anzeigen". Doch das ist so verschämt klein und dünn und ungesund grau eingefärbt, dass man es lieber gleich übersieht. Umgekehrt sind dafür die URLs der Werbungen fetter formatiert als die der übrigen Treffer. Das ist klug, weil sie so ­irgendwie relevanter wirken.

Und, um Ihnen den schnellen Klick am falschen Ort noch etwas zu erleichtern, wurden die vier Werbelinks per Zeilenabstand so aufgeblasen, dass sie rund drei Viertel des Bildschirms füllen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit enorm, beim Bezahlten statt beim Relevanten zu landen. Ich sollte das hier zwar nicht schreiben, aber: Geschickt eingesetzte schlechte Usability lässt die Kassen klingeln.

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