MSM Research

Individualität kostet viel Geld

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von George Sarpong

Eine Mehrheit der Schweizer Unternehmen setzt auf auf die Standardisierung im Umfeld der Businessanwendungen. Auch historisch gewachsene ICT-Umgebungen können sich diesem Trend immer weniger entziehen.

Philipp Ziegler, MSM Reseach.
Philipp Ziegler, MSM Reseach.

Heute fliessen 69 Prozent der Ausgaben für Businessanwendungen in Standardsoftware. Bis in zwei Jahren wird dieser Anteil auf 75 Prozent steigen. Für viele Unternehmen ist die Individualität immer schwieriger zu finanzieren. Der hohe Spardruck und die Nachfrage der Fachabteilungen nach schnell verfügbaren neuen Anwendungen sind zwei der wichtigen Faktoren, welche die Standardisierung vorantreiben.

Wie unsere neue Studie "Business-Software in der Schweiz bis 2016" zeigt, setzt eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen auf die Standardisierung im Umfeld der Businessanwendungen. Der Trend zum Abbau von Silo-Altlasten im Infrastruktur- und Anwendungsbereich ist nicht neu, nimmt aber weiter Fahrt auf und hat sich in jüngster Vergangenheit verstärkt. Die vielerorts noch anzutreffende, historisch gewachsene Heterogenität der ICT-Umgebung wird sich dem Standardisierungstrend in den meisten Fällen kaum mehr entziehen können.

Individuallösungen bleiben gefragt

Individuallösungen werden jedoch nicht verschwinden, der Bedarf nach individuell entwickelten Applikationen bleibt auch künftig bestehen. Im Bereich der Branchen­lösungen für hochspezialisierte Unternehmen wird die Individualität weiterhin ihren Platz haben. Zumindest hier dürfte sich die Transformation zu einer standardisierten Welt nur in kleinen Schritten vollziehen. (Anmerkung: individuell anpassbare Standardlösungen zählen wir zur Standardsoftware.)

Lange Zeit blockierte die Befürchtung, durch den Wegfall der individualisierten ICT den dadurch geschaffenen Wettbewerbsvorteil und die (vielleicht vermeintlich) einzigartigen Differenzierungsmerkmale zu verlieren, den Weg in eine standardisierte Welt. Hier findet nun ein Umdenken und ein Wandel statt: Während im Jahr 2012 noch mehr als 50 Prozent der damals befragten Unternehmen davon ausgingen, dass die durch individuelle Lösungen erzielten Vorteile verloren gehen könnten, so ist dieser Anteil heute auf 24 Prozent geschrumpft.

Vorsicht beim vermehrten Einsatz respektive Wechsel auf standardisierte Lösungen ist trotzdem geboten, oftmals bedingt dies eine ganz neue Sicht der Dinge und einen drastischen und tiefgreifenden Wandel, mit weitreichenden Auswirkungen auf die Businessprozesse und Organisation.

Gerade Fachabteilungen neigen oft dazu, aus Kostenüberlegungen und dem Wunsch nach der raschen Implementierung einer Lösung, eigenständig standardisierte Anwendungen anzuschaffen, übersehen dabei jedoch, dass damit allenfalls wieder neue Inseln der Heterogenität entstehen. Inseln, die meistens nicht in die Strategie und die ICT-Landschaft passen, mit der ICT-Abteilung nicht abgesprochen sind und den anvisierten Nutzen einer unternehmensweiten Standardisierung durch neue Schnittstellen- und Kompatibilitätsprobleme gefährden.

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