IPv6-Konferenz 2015

"Wir sind am Tipping Point angekommen"

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Im Zürcher Sihlcity ist die IPv6-Konferenz 2015 des Schweizer IPv6 Councils über die Bühne gegangen. Ein Experte von Swarovski zeigte, wie er die Swarowski-IT auf IPv6 umstellte.

An der gestrigen IPv6-Konferenz des Schweizer IPV6 Councils in Zürich haben verschiedene Experten zu technischen Aspekten der IPv6-Umstellung gesprochen. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Silvia Hagen, Veranstalterin und Präsidentin des IPv6 Councils. Sie erklärte in ihrem Begrüssungsreferat, dass die IPv6-Durchdringung in der Schweiz lange Zeit um die 10 Prozent herumgedümpelt sei. Just in den letzten Tagen schnellte diese Zahl laut Hagen aber auf 17 Prozent in die Höhe. Damit befindet sich die Schweiz im internationalen Vergleich aber nach wie vor im Mittelfeld, etwa gleichauf mit den USA. Angeführt wird das IPv6-Ranking von Belgien mit einer IPv6-Durchdringung von rund 32 Prozent. Hagen zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Schweiz aufholen wird: "Die Wachstumsrate verdoppelt sich alle 9 bis 12 Monate. Wenn das so weitergeht, erreichen wir in der Schweiz in drei Jahren eine IPv6-Durchdringung von über 50 Prozent."

Die Umstellung von IPv4 auf IPv6 ist nötig, da IP-Adressen der Version 4 langsam knapp werden. Dies insbesondere durch die Flut von immer mehr mit dem Internet verbundenen „Dingen“. Auch die immer weiter zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten trägt ihren Teil dazu bei, dass mit IPv4-Adressen bald einmal Schluss ist. Aber es ist mit IPv4-Adressen ähnlich wie mit dem Erdöl: Solange es noch welche gibt, nutzt man sie und wenn sie auszugehen drohen, finden sich Workarounds, damit nicht umgestellt werden muss.

Dabei wäre es für Unternehmen mit überschaubarem Aufwand möglich, auf den IPv6-Standard zu wechseln. Dies bestätigte auch Referent Georg Kirchhofer, der als IT-Systemingenieur bei Swarovski die Umstellung auf IPv6 begleitet hatte. Er sagte allerdings auch, dass der Start des IPv6-Projekts seit den ersten Überlegungen zum Thema im Jahr 2008 bis zum effektiven Start 2012 immer wieder verschoben wurde. Eingeführt wurde IPv6 bei Swarovski dann 2014.

Der Grund für solche Verzögerungen, die es laut anwesenden Experten immer wieder gibt, ist, dass es auch ohne IPv6 (noch) geht. Genau davor warnt allerdings Alain Fiocco, Senior Director und Head of Cisco IPv6 High Impact Program bei Cisco. Es sei besser, wenn sich die Unternehmens-IT frühzeitig mit den Implikationen der IPv6-Umstellung beschäftige und selbst aktiv werde. "Sonst werden Sie plötzlich umgestellt." Dann könne man nur noch reagieren.

Für Silvia Hagen vom IPv6 Council ist klar: "Wir sind am Tipping Point angekommen." Es scheint also an der Zeit, dass sich Unternehmen und ihre IT-Leiter endlich ernsthaft mit dem Thema-IPv6 befassen.

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