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Hände weg!

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Wir werden uns umgewöhnen müssen; bis heute waren Computer, Tastatur und Maus das unverzichtbare Instrumentarium der Profis unserer Branche. Doch damit ist es nun vorbei. Wir werden in naher Zukunft unsere Hände nicht mehr brauchen!

Wenn es um Innovationen an der Peripherie der IT geht, ist die alljährliche CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas immer ein guter Indikator. Was heute im Bereich Konsumgüterelektronik den Markt erobert, wird sich morgen in der einen oder anderen Form in Unternehmen durchsetzen. Auch wenn sich die «Consumerization» nicht zu einem «Bürgerkrieg» zwischen privaten Nutzern und den zentralen IT-Abteilungen der Firmen entwickelt hat, wie es Gartner vor zehn Jahren voraussagte, so sind wir doch gut beraten, diesen Markt genau im Auge zu behalten. So haben denn auch Steve Koenig und Lesley Rohrbaugh von der CTA (Consumer Technology Association) in ihrer Keynote «Tech Trends to Watch» an der CES 2018 auf mehrere Innovationen aufmerksam gemacht, die einen Einfluss auf die Art und Weise haben werden, wie wir mit Computern interagieren.

MBUX

Ein Beispiel einer solchen Innovation ist MBUX von Mercedes-Benz. «Wir haben es geschafft, eine Interaction Methodology ins Auto zu bringen», sagt Sajjad Khan, Leiter Digital Vehicle & Mobility bei Daimler, während der Vorführung des Systems am CES-Stand. Das Infotainment-System Mercedes-Benz User Experience (MBUX) löst bei genauerem Hinsehen ein Problem, das jeder Fahrer und jede Fahrerin eines Fahrzeugs hat: Die Hände sind bereits beschäftigt. Mit Lenken und Schalten – da ist an eine gleichzeitige Bedienung des Infotainment-Systems, wie wir sie sonst für elektronische Geräte jeder Art kennen, nicht zu denken. Tastatur und Maus sind eine totale Fehlanzeige im Fahrzeug. Drehknopf und Touchscreen ist schon etwas besser, aber auch nicht hinreichend. Die Mercedes-Lösung «Hey Mercedes» ist eine Sprachsteuerung, wie wir sie seit Jahren von Siri kennen – nur viel genauer.

«Der vierte Verkaufskanal»

Was für die Steuerung elektronischer Geräte im Fahrzeug eingesetzt werden kann, ist auch im Haushalt nützlich. Zum Beispiel die Vielzahl von intelligenten Lautsprechern, die ein Highlight der diesjährigen CES waren. Spracheingabe ist das Zauberwort. Was auch immer wir wollen, wir sagen es einfach und es geschieht. Allerdings hat diese Technologie noch Kinderkrankheiten, wie die Vorführung des CLOi, einer Robotergeneration von LG, an der CES zeigte. Der Marketing-Vizepräsident von LG wurde von CLOi am Pressetermin konsequent ignoriert. Ob Lampenfieber oder fehlende Sympathie im Spiel war, ist leider nicht bekannt.

Den Anfangsschwierigkeiten zum Trotz läutet die Spracheingabe einen Paradigmenwechsel im Bereich der Schnittstelle Mensch und Maschine ein. Spracheingabe ist schneller, direkter und in vielen Situation auch wesentlich einfacher als konventionelle Methoden. Und sie wird den Weg in die Unternehmens-IT finden. Oder hat ihn im B2C-Geschäft bereits gefunden. Als «vierten Verkaufskanal» haben die CES-Keynote-Speaker die Möglichkeit des verbalen Einkaufs von Waren über intelligente Lautsprecher, Roboter und andere Geräte bezeichnet. Und sie raten den Unternehmen, ihre Angebote, Promotionen und Aktionen entsprechend anzupassen, sodass sie einfacher nachgefragt und bestellt werden können. Was für den Einkauf von Waren gut ist, kann für viele andere Bereiche der IT sehr nützlich sein. Es ist eine Vielzahl weiterer Anwendungen zu erwarten.

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