Women in Tech - Podium

Silvia Quarteroni: "Es braucht keine Förderung, sondern Fairness am Arbeitsplatz."

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Frauen stellen in der Schweizer IT-Branche immer noch die Minderheit dar. Das vorherrschende "Nerd-Image" scheint viele Frauen davon abzuschrecken, sich für einen Informatikberuf zu entscheiden. Silvia Quarteroni, Senior Manager bei Elca, spricht über diese Problematik in Schweizer IT-Unternehmen.

Silvia Quarteroni, Senior manager – Natural language processing expert, Elca Informatique. (Source: zVg)
Silvia Quarteroni, Senior manager – Natural language processing expert, Elca Informatique. (Source: zVg)

Wie haben Sie Ihren beruflichen Werdegang in der IT-Branche als Frau erlebt?

Silvia Quarteroni: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Karriere. Abgesehen davon, dass es in meiner Branche schon immer einen auffallend niedrigen Frauenanteil gab, glaube ich nicht, dass meine Erfahrungen im Vergleich zu denen eines Mannes sehr unterschiedlich waren. Gelegentlich war ich das Ziel unangemessener Kommentare von Kollegen oder habe die Überraschung der Kunden über meine technische oder leitende Rolle in einem Projekt erlebt. Aber das bleibt anekdotisch und spiegelt nicht meine durchschnittliche Arbeitssituation wider.

Was machen Sie, um mehr Diversität/Frauen in Ihrer Organisation zu fördern?

Das mag sich als provokativ erweisen, aber ich glaube nicht an eine positive Diskriminierung. Dies birgt zum einen das Risiko, dass Kollegen annehmen, dass der Grund für die Einstellung eines "Minderheitskollegen" dessen Minderheitenstatus ist. Zum anderen bin ich der festen Überzeugung, dass eine motivierte Person, ob männlich oder weiblich, Mehrheit oder Minderheit, keine Förderung, sondern Fairness am Arbeitsplatz braucht, um zu gedeihen.

Warum sind Ihrer Meinung nach die bisherigen Initiativen zur ­Förderung von Frauen in der IT-Branche wenig erfolgreich?

Ich glaube, dass unsere Gesellschaft schon im Vorschulalter Stereotypen über geschlechtsspezifische Karrierewege durchbrechen muss. Kinder müssen aufwachsen und der Meinung sein, dass es völlig normal ist, jede Art von Karriere unabhängig des Geschlechts zu verfolgen und auch ein Elternteil und ein versierter Profi sein zu können. Massnahmen durch beispielsweise Coaching von Jugendlichen oder Erwachsenen – wie in den meisten Initiativen erwähnt, von denen ich gehört habe – sind lobenswert, aber meiner Meinung nach weniger effektiv.

Welchen Rat geben Sie Frauen, die in der IT Karriere machen wollen?

Den gleichen Ratschlag, den ich auch einem männlichen Kollegen geben würde: keine Angst vor Fragen haben, weiter lernen und nicht vor technischer, "niedriger" Arbeit zurückschrecken.

Die Arbeitswelt ändert sich, auch in der IT. Werden sich dadurch die Chancen für Frauen verändern?

Ich glaube schon, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis IT als "geschlechtsneutraler" Beruf angesehen wird.

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