Gescheiterte Projekte

Wie Ruag 100 Millionen für Cybersecurity verblasen hat

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Die Ruag hat in den letzten Jahren unterschiedliche Projekte im Bereich Cybersecurity lanciert - mit mässigem Erfolg. Viele Vorhaben, in welche die Ruag Millionenbeträge gesteckt hatte, scheiterten oder verliefen im Sand.

(Source: shutterstock)
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Der Rüstungskonzern Ruag hat gemäss einem Bericht des Tages Anzeigers gegen 100 Millionen Franken in Projekte für Cybersecurity gesteckt. Dazu gehören Abwehrwaffen zur Erkennung von Hackern, Schulungszentren für IT-Spezialisten oder das Aufkaufen von Software-Unternehmen. Bei vielen dieser Projekte sei der Erfolg ausgeblieben. Für das Jahr 2020 rechnete die Ruag einst mit 100 Millionen Franken Cybersecurity-Einkünften - 2017 lag der Ertrag gemäss Tages Anzeiger bloss bei 7,5 Millionen Franken.

Ruag Traffic Analyzer ist zu komplex

Im Jahr 2015 habe die Ruag über den "Ruag Traffic Analyzer" (RTA) informiert. Die selbstentwickelte Cyber-Abwehr-Waffe beschreibt der Tages Anzeiger als eine Alarmanlage gegen Hacker. Sie habe eine automatische Erkennung von Eindringlingen in Firmennetzwerken zum Ziel gehabt. Die Anwendung habe sich jedoch als zu komplex erwiesen.

Die Swisscom habe den RTA erfolglos getestet. Der Telko wusste mit der zu komplexen Anwendung nichts anzufangen. Auch die Anwendung im Netzwerk der Ruag habe nicht funktioniert. Hacker, die sich im System des Rüstungskonzerns eingenistet hatten, entgingen dem RTA. Gemäss Berichten von ehemaligen Ruag-Mitarbeitern sei das Programm nicht markttauglich gewesen. "Es hiess einfach irgendwann, wir hätten kein Budget mehr", zitiert der Tages Anzeiger einen Insider zum Abschluss des RTA-Programms. Laut der Ruag finde das Projekt in geheimen Aufträgen jedoch nach wie vor Anwendung.

Schulungszentrum für IT-Spezialisten zielt am Markt vorbei

Ein weiteres Projekt der Ruag für den Bereich Cybersecurity war die "Cyber Training Range". Das Schulungszentrum diente als Cyberabwehr-Trainingsstätte für Banken oder Energiekonzerne. Doch auch dieses Projekt habe der Rüstungskonzern wieder eingestampft.

Gemäss dem Tages Anzeiger stand das Zentrum die meiste Zeit leer. Das Angebot der "Cyber Training Range" habe auf dem Markt keinen Anklang gefunden. Die Ruag habe im Jahr 2017 wegen des Projekts über eine Million Franken abgeschrieben.

Fehlende Kommunikation beim Kauf von IT-Firma

Im Jahr 2016 habe die Ruag Pläne zum Kauf der britischen Firma Clearswift gefasst. Die Übernahme von 230 Experten für Sicherheitssoftware war vorgesehen. Der Kauf brachte einige Kritik von Seiten des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) und Bundesrat Guy Parmelin mit sich. Einerseits informierte die Ruag den Bundesrat erst eine Woche vor der öffentlichen Bekanntmachung der Pläne über die Übernahme. Andererseits unterlief der Clearswift-CEO und Leiter der neuen Business Unit, Heath Davis, nie einer Personensicherheitsprüfung.

Im März 2018 gab das VBS die Aufspaltung der Ruag bekannt. Bis 2020 will der Bundesrat das Rüstungsunternehmen in eine Gesellschaft zur Versorgung der Schweizer Armee und eine Firma für das internationale Geschäft aufteilen. Mehr zu den Plänen erfahren Sie hier. Mit der Aufspaltung entziehe der Bundesrat die Cyberspezialisten der Leitung von Heath Davies.

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