Sicherheit in der Smart City: Darum ist gute Kommunikation wichtig
Smart-City-Projekte bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen dem Nutzen für die Bürger einer Stadt und den Anforderungen des Datenschutzes. Die Akzeptanz variiert stark und hängt unter anderem von einer frühen und transparenten Kommunikation ab.
Vor zwei Jahren wurde an der Smart City Expo in Barcelona ein Operations Center für die chinesische Stadt Shenzhen gezeigt. Auf einem grossen Display wurden Livedaten von gesuchten Personen und Fahrzeugen eingeblendet, inklusive anfahrender Polizei. Gleichzeitig präsentierte ein Land aus dem Mittleren Osten ein Smart-City-Werbevideo: Ein kleines Mädchen vergisst darin seinen Teddy im Park, am Abend wird dieser von der Polizei beim Mädchen zuhause vorbeigebracht.
Mit unseren hohen Datenschutzanforderungen sind wir in der Schweiz und in Europa von solchen Smart-City-Ansätzen weit entfernt. Dennoch bleibt die Frage, ob die verstärkte Vernetzung des Raumes die Stadt sicherer macht. Oder erst recht anfällig für Datendiebstahl oder Datenmanipulation? Wie viel «Smartness» akzeptieren und wollen die Bürger einer Stadt?
Wie PWC in seinem «Smart City Paper» schreibt, ist es die Interkonnektivität der virtuellen und physischen Infrastruktur, die eine intelligente Stadt ausmacht, die aber potenziell auch erhebliche Risiken für die Sicherheit schafft. Mit jedem zusätzlichen Zugangspunkt werden die Schwachstellen für sensible Daten grösser, sofern diese nicht entsprechend geschützt werden. Intelligente Städte können anfällig für zahlreiche Cyber-Angriffs-Techniken sein, wie Remote-Ausführung und Signalstörungen, sowie für traditionelle Mittel, einschliesslich Malware, Datenmanipulation und Denial-of-Service-Attacken. Um Risiken zu vermeiden, sind umfassende Smart-City-Pläne zum Schutz der eindeutig «kritischen Infrastruktur» im Namen aller Beteiligten, vom einzelnen Bürger bis hin zu grossen öffentlichen und privaten Institutionen, erforderlich.
Kommunikation ist die halbe Miete
Wie wichtig für die «gefühlte Sicherheit» die richtige Kommunikation von Smart-City- oder Smart-Building-Projekten ist, musste die Hochschule Luzern (HSLU) erleben. Sie hatte Sensoren unter Schreibtischen angebracht, um Aufschluss über die Raumbelegung zu erhalten und stiess damit auf wenig Akzeptanz. So zitiert die Gratiszeitung «20 Minuten» Mitarbeitende der HSLU damit: «Der Verdacht liegt nahe, dass man unsere Präsenzzeiten überwachen will.» Ein gutes Beispiel für transparente Kommunikation von IoT-Projekten in der Smart City ist hingegen die Westschweizer Stadt Carouge: Dort kann jeder Bürger mithilfe einer App an jedem Smart-City-Sensor ablesen, welche Daten erfasst werden.
Wie Städte wirklich sicherer werden
Es besteht kein Zweifel daran, dass Smart-City-Projekte die Sicherheit von Städten verbessern. Einige tun dies sogar komplett ohne Erhebung von Personendaten. So wurden in Basel Rettungsringe am Rhein mit Sensoren ausgestattet. Sobald ein Rettungsring entfernt wurde, wurden das Tiefbauamt und die Polizei informiert. So entfielen die bisher nötigen Kontrollgänge und es wurde sichergestellt, dass die Ringe im Ernstfall verfügbar waren.
Nutzen gegen Daten
Dennoch ist es Realität, dass bei grösseren Smart-City-Projekten ein Abwägen erfolgen muss: Wie gross ist der Nutzen für den Bürger, und wie viel Privatsphäre sind die Bürger dafür bereit aufzugeben? Die Bereitschaft, freiwillig Daten zur Verfügung zu stellen, variiert stark. So stellen viele iPhone-Nutzer ihre Daten zur Verfügung, wenn sie dafür von Google Maps hochaktuelle Staumeldungen bekommen. Invasive Smart-City-Tools, die damit werben, in Sekunden jedes Gesicht zu erkennen, generieren in Europa hingegen einen Aufschrei der Empörung. Es geht also darum, klar zu evaluieren (und zu kommunizieren), welche Vorteile die Bürger einer Stadt durch ein Smart-City-Projekt haben, ob und warum dabei personenbezogene Daten erhoben werden. Kritische Infrastruktur ist durch aktuelle Technologien zur Vermeidung von Cyberrisiken zu schützen.