Ärzteschaft beklagt mangelnde Benutzerfreundlichkeit von KIS
Die Zufriedenheit der Ärztinnen und Ärzte hierzulande mit Klinik- und Praxisinformationssystemen fällt gering aus. 56 Prozent sehen keine Verbesserung der Patientensicherheit durch KIS - die Hälfte beurteilt diese Systeme als ineffizient.

Eine schlechte Benutzerfreundlichkeit von Klinik- und Praxisinformationssystemen (KIS und PIS) – den heute zentralen Arbeitsmitteln für medizinisches Fachpersonal – können in Spitälern oder Arztpraxen fatale Folgen für Patientinnen und Patienten mit sich bringen. Eine Ende 2024 national durchgeführte Umfrage unter 1933 Ärztinnen und Ärzten zielte darauf ab, ein Bild der Usability dieser Systeme in der Schweiz abzuzeichnen, wie der Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) schreibt.
Unzufriedenheit dominiert – bei allen KIS und PIS
Über alle KIS und PIS hinweg ergab die Studie laut VSAO eine hohe Unzufriedenheit. Rund 56 Prozent der Befragten seien der Meinung, das jeweils genutzte System verbessere die Patientensicherheit nicht. Die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte bewerteten ihr System als ineffizient. Wiederum die Hälfte hätten angegeben, mit ihrem KIS oder PIS zufrieden zu sein. In Praxen zeichnet sich laut der Studie grundsätzlich eine höhere Zufriedenheit ab als in Spitälern: KIS erhielten durchschnittlich eine Zufriedenheitsbewertung von 49, PIS von rund 63 Prozent.
Beispielhafte Ergebnisse mit guten (grün), mittleren (gelb) und schlechten (rot) Bewertungen der KIS und PIS. (Source: VSAO)
Die Ergebnisse zeigen: Selbst die besten Werte (grün) weisen noch viel Luft nach oben auf. Unter anderem gaben sogar bei dem bestbewerteten Kriterium nur weniger als zwei Drittel (59,6 Prozent) an, sich nicht leicht merken zu können, wie man ihr System benutzt.
Implementierung – das A und O
Unterschiede ergaben sich laut VSAO zudem in detaillierten Bewertungen – sowohl bei den KIS- als auch bei PIS-Produkten. Entsprechend ihrer Erfahrungen hätten die Ärztinnen und Ärzte sehr differenzierte Antworten gegeben.
Eine Analyse jener KIS, die in mehreren Spitälern Anwendung finden, ergab: 38 Prozent der Unterschiede sind auf das jeweilige System zurückzuführen, über die Hälfte jedoch – 51 Prozent – auf spitalinterne Faktoren wie Konfiguration, Funktionen oder Schulung. Dies unterstreicht: Die lokale Implementierung beeinflusst die Bewertung stärker als das System selbst. Unterschiede zwischen individuellen Ärztinnen und Ärzten hätten zudem nur rund 11 Prozent ausgemacht.
Spannend sei des Weiteren, dass die am häufigsten bewerteten KIS sehr differenzierte Stärken und Schwächen aufweisen. Die grössten Unterschiede ergaben die Studienergebnisse dabei bei langen Ladezeiten, nutzlosen Warnungen, der Hervorhebung von falsch eingegebenen Daten, der Zusammenarbeit mit internen Kolleginnen und Kollegen sowie ein effizientes Arbeiten.
Mangelnde Usability gefährdet Menschenleben
Laut VSAO gaben knapp 400 Teilnehmende (23,9 Prozent) an, in den vergangenen vier Wochen vor der Umfrage ein sicherheitskritisches Ereignis im Zusammenhang mit dem KIS oder PIS erlebt zu haben. Dabei hätten die befragten Ärztinnen und Ärzte rund die Hälfte der Vorfälle (49,7 Prozent) nicht gemeldet. Detaillierte Berichte dieser Vorfälle führten teils ernste, risikoreiche Situationen auf, wie es weiter heisst.
Unter anderem sei es um sehr lange Ladezeiten in Notfallsituationen gegangen, die zu Patientengefährdungen führten. Andere Berichte bezogen sich gemäss VSAO auf das "stille Springen" zwischen Patientenakten, wodurch das medizinische Personal jeweils Verordnungen für die falsche Person eingetragen habe.
Informationen zur Studie
Die Studie wurde von David Schwappach vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern geleitet und vom Berufsverband Swiss Medical Association FMH unterstützt. Für die Umfrage habe man ein neues Erhebungsinstrument entwickelt, welches vor allem auf relevante Bereiche der Usability für die Patientensicherheit abzielt. Dazu zählten drei globale Beurteilungsfragen zu Sicherheit, Effizienz und Zufriedenheit, 25 spezifische Fragen zur patientensicherheisrelevanten Benutzerfreundlichkeit sowie eine offene Frage zu sicherheitskritischen Zwischenfällen.
Demografische und berufliche Merkmale der Befragten. (Source: VSAO)
Klinikinformationssysteme gelten im Gesundheitswesen unter anderem als eines der drei Hauptangriffsziele für Cyberkriminelle. Warum Cybersicherheit in Spitälern auf der Strecke bleibt, lesen Sie hier im Hintergrundbericht.

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