Fachbeitrag

Cloud-Transformation in der Schweiz: Lokale Cloud-Services sind ein Muss

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von Peter Bertschin, Managing Director, Information Services Group (ISG)

Der Markt für Cloud-Services ist in der Schweiz zuletzt stärker gewachsen als in Europa insgesamt. Im Vorteil sind Anbieter, die über Rechenzentren vor Ort verfügen - nicht nur aus Datenschutzgründen. Verstärkt setzen nun auch Produktionsunternehmen bei ihren Businessanwendungen auf die Cloud.

Peter Bertschin. Managing Director, Information Services Group. (Source: zVg)
Peter Bertschin. Managing Director, Information Services Group. (Source: zVg)

Sogar die aktuelle Covid-19-Krise kann das Geschäft mit Cloud-Services kaum bremsen. So berichtet etwa der aktuelle EMEA-ISG-Index, dass das Geschäft mit Cloud-Lösungen von der Pandemie nur minimal beeinflusst wird. Infrastructure-as-a-Service (IaaS) verzeichnet der Quartalsstudie zufolge sogar eine Extrakonjunktur, weil die Nachfrage nach Homeoffice- und E-Commerce-Lösungen deutlich angestiegen ist.

In der Schweiz wuchs der Markt für Cloud-Services zuletzt schon schneller als in anderen Regionen, nämlich um jährlich rund 20 Prozent. Dazu trägt auch bei, dass mittlerweile global agierende Hyperscaler-Anbieter wie Microsoft Azure oder Google über eigene Rechenzentren in der Schweiz verfügen und deshalb eine lokale ­Datenhaltung anbieten können. Dies ist in der Schweiz, in der Datenschutz besonders verankert ist, besonders wichtig. Daneben spielen auch Anbindungsaspekte zum Standort Schweiz eine wichtige Rolle: Während das Google-Rechenzentrum der Region Zürich zum Beispiel Latenzzeiten von 9 Millisekunden bietet, verlängert sich die Latenz bei der Nutzung des Rechenzentrums in Frankfurt schon auf 17 Millisekunden.

Klassische Businesslösungen aus der Cloud

Hinzu kommt: Mehr und mehr verlagern Schweizer Unternehmen auch Kernsysteme wie zum Beispiel ERP, CRM- oder Unified-Communication-Systeme in die Cloud – zumal die jeweiligen Hersteller ihre Lösungen nun auch selbst als Software-as-a-Service-(SaaS-)Varianten zur Verfügung stellen.

Das heutige Cloud-Ökosystem stellt sich für viele Unternehmen zum Teil schon so vielfältig und komplex dar, dass das Management der Cloud-Ausgaben zu einer eigenständigen und immer anspruchsvolleren Aufgabe geworden ist. Deshalb spielen Dienstleister eine zunehmend wichtige Rolle: Sie helfen nicht nur beim effizienten Kostenmanagement, sondern eröffnen Unternehmen vor allem auch langfristige Perspektiven, indem sie Roadmaps für die Cloud-Transformation und für den Aufbau des entsprechenden Anbieter- und Service-Ökosystems entwickeln.

Finanzdienstleister als Vorreiter

Vorreiter bei der Cloud-Adaption in der Schweiz waren vor allem die grossen Finanzdienstleister sowie generell Unternehmen und Branchen, bei denen Endkunden als IT-Anwender eine grössere Rolle spielen – insbesondere im B2C-Geschäft, beispielsweise im Onlinehandel oder der Transport- und Verkehrsbranche mit ihren mobilen Anwendungen. Produktionsunternehmen hingegen waren zunächst Nachzügler bei der Cloud-Adaption. Doch auch das ist heutzutage Geschichte.

In der industriellen Produktion stellen Cloud-Services mittlerweile das zentrale Element, sozusagen den Motor der IT, dar, wenn Unternehmen in zukunftsfähige, skalierbare Lösungen investieren wollen. Je grösser und internationaler Industriefertiger in der Schweiz sind, umso mehr bewegen sie sich in Richtung der Hyperscaler, um deren globale Lösungen zu nutzen. Im Mittelpunkt stehen vor allem klassische ERP-Anwendungen, aber auch Unternehmenslösungen im Bereich Engineering Services. Hinzu kommen Themen wie Predictive Maintenance und Remote Services. Alle Aufgaben der Softwareentwicklung nutzen mittlerweile ohnehin fast nur noch Cloud-Plattformen. Auch klassische Arbeitsplatzprogramme wie die G-Suite von Google oder Microsoft 365 fungieren immer häufiger als "Türöffner" für die Cloud.

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