Service Management Forum Schweiz 2020

Deshalb ist DevOps das neue Silo

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IT Service Management stellt den Menschen ins Zentrum. So lautete das Thema des Service Management Forum Schweiz 2020. Der Event fand virtuell statt und bat doch viele Interaktionsmöglichkeiten.

(Source: PashaIgnatov / iStock.com)
(Source: PashaIgnatov / iStock.com)

Am 22. Oktober hat das Service Management Forum Schweiz (SMFS) 2020 stattgefunden. Wie viele andere Events dieses Jahr fand die Veranstaltung virtuell statt. Das Thema des diesjährigen Events lautete: Service Management stellt den Menschen ins Zentrum.

SMFS-Präsident und Glenfis-Geschäftsführer Martin Andenmatten begrüsste das Publikum über die Kamera. Er erklärte zu Beginn, wie die Teilnehmer auch von zuhause aus aktiv am Event teilnehmen können. Während etwa auf der virtuellen "Bühne" Redner ihre Präsentation hatten, konnten die Zuschauer per Chat miteinander diskutieren und Fragen stellen. Auch per Video und Audio konnten die Teilnehmenden etwa in den Sessions interagieren. Ausserdem stand neben den "üblichen" virtuellen Networking-Möglichkeiten auch eine Blind-Date-Variante zur Verfügung. Interessierte wurden dabei für eine bestimmte Zeit mit einem zufälligen anderen Teilnehmer oder einer anderen Teilnehmerin verbunden, um sich auszutauschen.

Martin Andenmatten begrüsste das Publikum zum SMFS 2020. (Source: Screenshot)

Gross denken, aber klein anfangen

Dann ging es auch schon mit der ersten Rednerin los. Den Beginn des Events machte Petra Asprion von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Der Titel ihres Vortrags lautete: "Gross denken, aber klein anfangen". Weshalb diese Aussage bei der Umsetzung einer Geschäftsidee unter mehreren Aspekten Sinn macht, erklärte Asprion in verschiedenen Beispielen. Dazu erzählte sie von einem Projekt namens "Geiger". Das gleichnamige Tool soll besonders kleinen Unternehmen dabei helfen, ihre Cyberrisiken zu verringern. Schon die Wahl des Projektnamens spiegle dabei die Philosophie wieder, dass klein angefangen werden soll: Das Ziel war, ein Tool zu entwickeln, das so einfach zu verstehen ist wie ein Geigerzähler.

Petra Asprion von der FHNW sprach über ein Projekt namens "Geiger". (Source: Screenshot)

Auch der Mensch stand im Verlauf des Projekts in vielerlei Hinsicht im Zentrum. Die Einfachheit des Tools war dabei nur ein Aspekt. Um von "Geiger" reden zu machen, ging das Projektteam auf Schülerinnen und Schüler etwa in Berufsschulen zu und stellte es ihnen vor. Das Ziel war, die Auszubildenden so vom Tool zu überzeugen, dass sie davon auch in ihren Unternehmen erzählen. Die Menschen seien also auch wichtig, um ein Projekt toll zu finden, es bekannt zu machen und anderen näherzubringen.

Mit Nachverfolgbarkeit und Transparenz zum Erfolg

Der nächste Redner war Rob Akershoek, Vorsitzender des Open Group IT4IT-Forum und IT-Management-Architekt bei Fruition Partners. Seine informationsdichte Präsentation nannte er "Wie IT Service Management und DevOps zu einem zukunftssicheren Betriebsmodell verschmelzen" (Übersetzung aus dem Englischen). Mit viel technischem Wissen klärte er die Zuschauenden über die Tücken von DevOps im Zusammenhang mit IT Service Management (ITSM) auf. Mit DevOps sollten Silos eingerissen und die Wertschöpfung für das Unternehmen optimiert werden. Doch ist nun DevOps der neue Silo? Auch DevOps-Teams werden oft um einzelne Teile eines grösseren Produkts formiert.

Rob Akershoek erklärte, wie DevOps zum neuen Silo wurde. (Source: Screenshot)

Die wichtigste Zutat für ein erfolgreiches IT-Unternehmen, so Akershoek, ist deshalb Traceability und Transparency, zu Deutsch: Rückverfolgbarkeit und Transparenz. Wenn diese im Produktionsprozess nicht end-to-end vorliege, behindere das den Erfolg. Die Rückverfolgbarkeit und die Transparenz müssen aktiv designt werden. Zudem sollten Unternehmen die ganze Journey im Blick haben, anstatt sich auf die einzelnen Prozesse zu konzentrieren. Ausgehend vom Gesamtbild oder Ziel sollten die einzelnen Prozesse abgeleitet werden. Dieses Vorgehen erhöhe den Wertefluss eines Unternehmens und verbessere zugleich das ITSM.

Die Suchmaschine der physischen Welt

Nach einer Kaffeepause gehörte die Bühne Nilson Kufus, Mitgründer des Unternehmens Nomoko. Er stellte die Arbeit seiner Firma vor, deren Ziel es sei, dem Endkonsumenten eine möglichst einfache Lösung zu bieten. Sein Unternehmen arbeitet mit digitalen Zwillingen, damit Software einen Zugang zu Problemen der physischen Welt erhält. Auf den ersten Blick wirkte das Produkt, das Kufus vorstellte, wie eine grafisch besser aufbereitete Version von einem Kartenprogramm wie etwa Google Maps. Über Drohnenaufnahmen stellt das Team 3-D-Modelle von Städten her. Diese Modelle sind belebt, haben Verkehr, Wetter und einen Tag- und einen Nacht-Modus. Doch steckt noch mehr dahinter. Die Lösung soll eine Suchmaschine für die physische Welt werden und findet etwa in der Immobilien-Industrie Anwendung. Der digitale Zwilling hat zu jedem Quadratmeter der abgebildeten Welt massenhaft Daten. Dieses Beispiel veranschaulicht, was das Programm gemäss Kufus leistet: Jemand sucht eine Wohnung, in der die Morgensonne scheint, die einen Helikopter-Landeplatz auf dem Dach hat, fünf Gehminuten vom Bahnhof gelegen ist, einen Balkon mit Seeblick hat und nicht über 3000 Franken pro Monat kostet. Diese Informationen können in einer einzelnen Suchmaske eingegeben werden. Darauf liefert das Programm Standorte oder Wohnungen, die all diese Kriterien erfüllen. Ergänzend können Interessierte dann etwa fragen, ob es sich lohnt, Solarzellen auf dem Dach zu haben. Danach berechnet das Programm, basierend auf den vorhandenen Daten, das Investmentpotenzial.

Nilson Kufus präsentierte die Arbeit seines Unternehmens Nomoko. (Source: Screenshot)

Die Daten, die dazu notwendig sind, gehören übrigens den Unternehmen, die sie Nomoko zur Verfügung stellen. Kufus betonte, dass seine Firma nicht Google sei. Er geht davon aus, dass das Projekt ausser in der Immobilienbranche auch etwa im Gaming, bei Versicherungen und in anderen Sektoren helfen kann, Silos einzureissen und Synergien zu nutzen.

Digitale Transformation als Pflicht - partizipative Transformation als Kür

Den Abschluss des Morgenprogramms machte Barbara Zenklusen, Geschäftsführerin von Consulting-Zenklusen. In ihrer Präsentation "Digitale Transformation als Pflicht - partizipative Transformation als Kür" ging sie auf Wichtigkeit ein, bei einer solchen Transformation alle Mitarbeitenden mitzunehmen. Die Digitalisierung würde bisherige Muster im Denken und Handeln herausfordern. Viele würden Veränderungen ohnehin als chaotisch wahrnehmen. Umso wichtiger sei es, den Dialog mit allen Betroffenen zu suchen und ihnen zu erklären, was sich für sie ändert, wie und wozu. Der Dialog ist gemäss Zenklusen das wichtigste Mittel im Führungsalltag.

Der Dialog ist gemäss Barbara Zenklusen das wichtigste Mittel im Führungsalltag. (Source: Screenshot)

Am Nachmittag fanden Sessions zu verschiedenen Themen statt. Unter anderem wurden die Chancen und Risiken von künstlicher Intelligenz im Kundenservice diskutiert und Modelle wie das Multiprovider Management oder Agile Service Management. Die Sessions wurden von Vertretern der Business- und Fachwelt durchgeführt, darunter etwa Nina Habicht, Partner Paixon, oder Aarno Aukia, CTO & Partner VSHN. Als letzter Punkt vor der virtuellen Networking-Party hielt Daniëlle Hellebrand noch das Gast-Referat "Our Social Brain @ Work".

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