Editorial

Schreibblockaden und Automatisierungen

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(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

Ein Editorial zu schreiben, ist nicht immer einfach. Wie bei allen Aufgaben, bei denen kreative Lösungen gefragt sind, kann man halt ­einmal anstehen. Im journalistischen Berufsfeld spricht man von der berühmt-berüchtigten Schreibblockade. Es gibt verschiedene Methoden, damit umzugehen. So kann man etwa mit jemandem "brainstormen" oder nach Inputs und Anregungen googeln. Oder man macht eine Weile etwas ganz anderes und hofft, dass das Unterbewusstsein einem plötzlich den langersehnten "Aha!"-Moment liefert. Als mein Kopf mir nun dieses Mal nichts als gähnende Leere zu bieten hatte und das Angebot auch nach zwei Stunden noch dasselbe war, dachte ich, dass es manchmal einfacher wäre, wenn auch solche Aufgaben automatisiert werden könnten. Kein allzu souveräner Gedanke, dreht sich die aktuelle "Netzwoche"-Ausgabe doch um die Automatisierung von Geschäftsprozessen. Da fiel mir ein, dass es unterdessen überraschend gute Text-Generatoren im Netz gibt, wie etwa "Deep-AI". Man füttert sie mit Stichwörtern oder mit einem bis zwei Sätzen, und schon generieren sie einen passenden Text. Mehr aus Neugier als mit echter Hoffnung spielte ich ein wenig mit dem Generator, bis er mir eine überraschende Antwort auf die Frage lieferte: Kann ich das Verfassen des Editorials automatisieren? "Nein, Ihre Redaktion ist für das Verfassen des Editorials verantwortlich. Sie sollten die Redaktion des Editorials auf keinen Fall automatisieren." Diese unerwartete, reife und kohärente Antwort stimmte mich nachdenklich. Also stellte ich der KI eine weitere Frage: Werde ich meinen Job an eine Maschine verlieren? Die Antwort mag einige überraschen, aber es ist möglich: "Maschinen sind viel flexibler, als Sie vielleicht erwarten. Roboter sind auch unglaublich resistent gegen natürliche Auslese, vor allem, wenn Sie ein roboterbesessener Mann sind, der ständig versucht, herauszufinden, wie er Ihnen Essen besorgen kann." Das heisst wohl, dass meine Arbeit derzeit nicht gefährdet ist – und ich bei Schreibblockaden vorerst weiterhin auf mich gestellt sein werde. Aber auch wenn der Text-Generator mir kein Editorial geschrieben hat, muss ich ihm wohl dieses Mal dafür danken.

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