Flugabwehr mit ePPO

Bevölkerung meldet Raketenangriffe auf Ukraine per App

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von dsc / Watson, lha

Die ukrainische Flugabwehr hat Hilfe bekommen: Bürgerinnen und Bürger melden mithilfe des Smartphones heranfliegende Raketen. Dreimal gab es offenbar schon Abschüsse.

(Source: Daria Nepriakhina / Unsplash)
(Source: Daria Nepriakhina / Unsplash)

Die russischen Raketenangriffe machen der Ukraine zu schaffen. Einige Raketen können vom Radar nicht erfasst werden. Doch jetzt kommen Smartphones und die Bürgerinnen und Bürger zum Einsatz. Mit einer App können nämlich heranfliegende russische Raketen gemeldet werden. Jetzt sind wohl erstmals auch Flugkörper nach einer App-Meldung abgeschossen worden.

Was ist das für eine App?

Die App heisst "ePPO" und steht für elektronische Flugabwehr. Sie kann auf Android- und Apple-Geräte geladen werden, ein Konto wird dann eingerichtet und vom Regierungsportal für Digitale Dienste freigeschaltet. Entwickelt wurde die App von einer Gruppe ukrainischer IT-Experten, der sogenannten Technari-Gruppe. Sie wird vom ukrainischen Verteidigungsministerium unterstützt.

Die App wurde seit Mai entwickelt. Einer der Programmierer, Gennadiy Suldin, gibt an, dass es Unterstützung vom ukrainischen Militär gegeben habe und zum Beispiel das Militärkommando Süd sie bereits nutzen würde. Mittlerweile kann die App gegen Drohnen eingesetzt werden.

Klappt das?

Suldin berichtete jetzt auf Facebook über einen ersten Kampfeinsatz der App gegen einen russische Kalibr-Marschflugkörper am 22. Oktober. "Die Kalibr flog in sehr geringer Höhe, wegen der Geländemerkmale war sie schwer zu erkennen. Aber einige wachsame Bürger sahen sie und alarmierten das Militär über die ePPO-App. Unsere Fallschirmjäger haben das Ziel in wenigen Sekunden erhalten, hatten genug Zeit und keine Probleme, die Kalibr vom Himmel zu holen."

Militärkommando bestätigt Erfolge

Auch gegen Drohnen kann die App eingesetzt werden. Auch hier gab es erste Erfolge: "Am 25. Oktober wurden mit Hilfe unserer ePPO-Berechnungen zwei Schahed-136 zerstört", schrieb der Programmierer. "Bereits jetzt nutzen die Soldaten des South Air Command die von ePPO-Nutzern erhaltenen Daten und haben erste Ergebnisse", bestätigte das ukrainische Kommando Süd auf Facebook.

Die Bedienung ist denkbar einfach: Nachdem Nutzer und Nutzerinnen einen Flugkörper gesehen haben, öffnen sie die App und wählen per Symbol aus, um welche Art Angreifer es sich handelt - Rakete, Drohne oder Flugzeug. Man richtet dann das Handy auf das Ziel und drückt einen grossen roten Knopf. Bei der Flugabwehr blinkt dann eine Markierung auf einer elektronischen Karte. Der Angriff wird nochmals von der Armee verifiziert, dann werden Abwehrmassnahmen angekündigt.

Welche Raketen werden abgeschossen?

Eine russische Kalibr-Rakete fliegt etwa 800 km/h, eine Schahed-Drohne-136 etwa 200 km/h. Da diese meist von russischem Gebiet jenseits der ukrainischen Grenze abgefeuert werden, bleibt genügend Flugzeit für eine Sichtung. Gerade kleine Flugkörper sind für die Flugabwehrsysteme schwer zu orten, vor allem wenn sie unter dem Radar fliegen. Das deutsche Iris-T-System, der Ukraine geliefert wurde, kann auf Ziele bis 20 Kilometer Flughöhe und 40 Kilometer Reichweite feuern.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben seit Mitte September mehr als 300 russische Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Das sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat am Freitag (28. Oktober) vor Journalistinnen und Journalisten in Kiew. Man gehe davon aus, dass Russland 2400 solcher Drohnen bestellt habe.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt, dass Russland bisher mehr als 8000 Luftangriffe geflogen und 4500 Raketen abgefeuert habe. Die Hauptstadt Kiew hat nach seinen Angaben in den letzten beiden Tagen 23 Drohnen abgewehrt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf "Watson.ch"

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