Gleich teuer aber schneller

Eine Siedlung aus dem 3-D-Drucker

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von Yannick Züllig und rja

Bei Austin im US-Bundesstaat Texas entsteht eine Siedlung aus 3-D gedruckten Häusern. Die gut 100 Häuser sind kaum günstiger als konventionell gebaute Häuser, allerdings entstehen sie in Wochen und nicht Monaten.

(Source: Screenshot YouTube)
(Source: Screenshot YouTube)

Das wohl grösste Projekt zur Herstellung von kompletten Häusern in additiver Fertigung (3-D-Druck) ist in den USA angelaufen. Der Maschinenbauer und Bauunternehmer Icon will nahe der Austin (Texas) eine Siedlung aus 100 Einfamilienhäusern errichten, wie "Pressetext" berichtet.

"Zum ersten Mal in der Geschichte der Welt werden wir eine Flotte von Robotern erleben, die eine ganze Reihe von Häusern aufbauen", wird Icon-CEO Jason Ballard zitiert.

Wärmeisolierendes Wandmaterial

Die Häuser sollen besser gegen Erdbeben und schwere Stürme geschützt sein als konventionelle Behausungen. Das Baumaterial ist laut Ballard resistent gegen Wasser, Schimmel, Termiten und Feuer, sodass die Auswirkungen von Naturkatastrophen erheblich reduziert würden. Im mexikanischen Nacajuca habe ein solches Haus im Sommer 2020 einem Erdbeben der Stärke 7,4 standgehalten. "Ich glaube, dass Roboter und Drohnen in Zukunft ganze Stadtteile oder gar Städte bauen werden", führt Ballard aus.

Die 3,50 Meter hohen Vulcan-3-D-Drucker können Wände von 2,60 Metern Höhe und 28 Metern Breite drucken. Schicht für Schicht tragen sie Lagen einer betonartigen Mischung namens "Lavacrete" auf, die schnell aushärtet und porös ist, sodass sie wärmeisolierend wirkt. Frei bleiben Ausschnitte für Fenster und Türen, die später konventionell installiert werden, ebenso wie das Dach. Konzipiert sind acht Hausgrössen mit Wohnflächen von 146 bis 196 Quadratmetern. Sie haben drei oder vier Schlafzimmer und bis zu drei Badezimmer.

In Wochen statt Monaten bezugsfertig

Das Design sei vom Stil traditioneller texanischer Ranches beeinflusst. An den Innen- und Aussenwänden lasse sich die Bauweise erkennen: Sie sind geriffelt und sollen im Normalfall nicht verputzt werden. Leerrohre, in die später Strom- und Internetkabel eingezogen werden, werden beim Bau integriert. Die Innenräume sehen "attraktiv und lichtdurchflutet aus", heisst es in der Produktbeschreibung von Icon.

Die kleinsten Häuser kosten rund 450.000 Dollar, kaum billiger als konventionell errichtete Häuser. Allerdings sind sie in wenigen Wochen statt mehreren Monaten fertig. Abfall gebe es praktisch nicht, heisst es. Beim Bau eines durchschnittlichen amerikanischen Hauses fielen dagegen rund vier Tonnen Bauschutt an.

Zudem kann das Haus selbst einen Teil seiner Energieversorgung übernehmen, dank Solarzellen, die die südwestlich ausgerichteten Dachflächen komplett beanspruchen.

Interessenten können sich bereits jetzt auf der Website von Icon anmelden, Reservationen werde man jedoch erst ab 2023 annehmen.

Ein internationales Forschungsteam um den Drohnenexperten Mirko Kovac von der Empa hat sich Bienen zum Vorbild genommen, um einen Schwarm kooperativer Drohnen zu entwickeln. Unter menschlicher Kontrolle drucken die Flugroboter in Teamarbeit 3-D-Materialien für den Bau oder die Reparatur von Strukturen. Mehr dazu lesen Sie hier.

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