Oracle Cloud World 2023, Las Vegas

Larry Ellison und die schöne neue KI-Welt mit ChatGPT & Co.

Uhr
von Marc Landis und yzu

Gesundheitswesen, Sicherheit, Landwirtschaft – über diese Themen referierte Oracle-Gründer und -CTO Larry Ellison an der Oracle Cloud World 2023 in Las Vegas. Klar, dass Oracle in allen Bereichen eine führende Rolle spielen möchte. 

Larry Ellison, Gründer und CTO von Oracle (Source: zVg)
Larry Ellison, Gründer und CTO von Oracle (Source: zVg)

Oracle-Gründer und -CTO Larry Ellison ist nicht bekannt dafür, kleine Brötchen zu backen. Seinem Ruf als Visionär wurde er an der diesjährigen Oracle Cloud World in Las Vegas einmal mehr gerecht. Ellisons Vision ist es, die grossen Probleme in der Welt etwa im Gesundheitswesen, in der Sicherheit, in der Landwirtschaft mit Technologie zu lösen. Bzw. mit Künstlicher Intelligenz.

In seiner Keynote teilte Ellison, der nächstes Jahr 80 Jahre alt wird, seine Sicht darauf, wie Oracle in einer von KI dominierten Welt eine Rolle spielen will. Er eröffnete sein Referat mit einem Slide über ChatGPT, die generative AI, die nicht nur die Technologiewelt seit knapp einem Jahr umtreibt und sagte:

"Die meisten coolen Technologien erhalten nicht die Aufmerksamkeit der Staats- und Regierungschefs. Aber sie alle wissen über generative KI Bescheid. Wir machen uns Gedanken über die Risiken, die diese neue Technologie mit sich bringt. Alle wollen wissen, was als nächstes kommt. Ich beginne damit, Ihnen zu sagen, was meiner Meinung nach als Nächstes kommt, nämlich ein weltweiter Wettlauf um die Entwicklung davon, was als Nächstes kommt: Bessere KI zu bauen und eine bessere Zukunft zu schaffen."

Und weiter sagte Ellison: "Dies wird mit erheblichen Risiken verbunden sein, aber alle neuen Technologien können missbraucht werden. Doch im Grossen und Ganzen hat die Technologie unser Leben verbessert. Sie hat den Menschen mehr Wohlstand und mehr Komfort gebracht. Ist die generative KI die wichtigste neue Computertechnologie aller Zeiten? Wahrscheinlich. Eines ist sicher, wir werden es bald herausfinden, denn es werden unzählige Milliarden Dollar in generative KI und Large Language Models investiert."

LLMs sind die "Schulabgänger" aus denen Unternehmen KI-Tools bauen

Ellison sagte auch, dass die meisten Kunden die grundlegenden grossen Sprachmodelle, wie sie von OpenAI, Cohere oder xAI angeboten werden, auch in Zukunft nicht selbst entwickeln würden. Stattdessen sollten Unternehmen, die eigene Modelle entwickeln diese als Schulabgänger betrachten, die sich auf einer weiterführenden Schule auf bestimmte Bereiche wie Medizin, Recht etc. spezialisieren und für ihr Fachgebiet das lernen, was auf der Grundlage der Daten ihres Unternehmens relevant ist. Es sei jedoch wichtig zu wissen, dass "die Daten bei der Verwendung von Oracle für Ihr Unternehmen privat bleiben". Die Technologie von Oracle bietet laut Ellison eine wirtschaftliche Lösung für die Probleme der Welt, und zwar aufgrund des Umfangs seiner Cloud, der Fähigkeit zur Automatisierung und der Fähigkeit, Technologie sicher einzusetzen.

Selbstfahrende Autos und neue Medikamente

Auch wenn KI noch in den Kinderschuhen steckt und Probleme rund um das Eigentum an den Daten, Bedenken bezüglich des geistigen Eigentums, ChatGPTs Halluzinationen oder auch die Zukunft der menschlichen Arbeit noch nicht adressiert sind, liegt Ellison mit einer Einschätzung wohl richtig, wenn er sagt, dass KI und insbesondere generative KI massive Auswirkungen auf Unternehmen, Sektoren, Wirtschaft und Gesellschaft haben werden. Um das zu erkennen, muss man allerdings nicht unbedingt Larry Ellison heissen. Als Innovationen, die da kommen werden, nannte Ellison selbstfahrende Autos und neue therapeutische Medikamente, die seiner Meinung nach unmittelbar bevorstehen.

Dem Thema Gesundheitswesen widmete der Oracle-CTO einen Grossteil seiner Keynote. Vor rund einem Jahr hatte Oracle den Gesundheitsdienstleister Cerner übernommen, der unter anderem ein Electronic Health Record (EHR) also ein elektronisches Patientendossier anbietet. Am Schweizer Versuch, ein EPD einzuführen, beisst sich übrigens aktuell gerade die Politik die Zähne aus, so sehr, dass sich der Bundesrat genötigt fühlte Massnahmen zu ergreifen, wie Sie hier nachlesen können.

Oracle ist wohl schon einen Schritt weiter. Es entwickelte gerade den Clinical Digital Assistant, der die Handhabung des EHR verbessern und den Leistungserbringern helfen soll, sich voll und ganz auf die Patienten zu konzentrieren. Dies, indem der Assistant Verwaltungsaufgaben automatisiert und vereinfacht sowie gleichzeitig hilft, etwa unter Zuhilfenahme von Röntgenbildern die richtige Diagnose zu stellen. Diese muss der Arzt aber nicht alleine im System finden und analysieren. "Zeigen Sie mir Larry Ellisons Röntgenbilder und weisen Sie mich auf Probleme hin", erklärte Ellison flapsig die Funktionsweise.

Als Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Oracle-Technologie nannte Ellison die Cloud Data Intelligence Platform, die eine Kombination aus Oracle Analytics und generativer KI sei. Eine Anwendung sei die Oracle Public Health Data Intelligence Platform, auf der die Technologie des Gesundheitsdienstleisters Cerner aufbaut.

Alle Gesundheitsdaten in einer autonomen Oracle-Datenbank

Für Ellison ist klar, dass es kaum etwas "Wichtigeres gibt, an dem wir im Moment arbeiten. Wir haben nationale Gesundheitsdaten auf Bevölkerungsebene vereinheitlicht. Damit sollen alle elektronischen Patientenakten eines Landes, alle Patientendaten eines Landes, zusammengeführt werden. Alle diagnostischen Daten, Labordaten, einfach alles, werden in einer einzigen autonomen Oracle-Datenbank für die gesamte Bevölkerung eines Landes gespeichert. Wenn man das tut, wenn man all diese Gesundheitsdaten an einem Ort zusammenführt, hat man enorme Vorteile."

"Der erste Vorteil besteht darin, dass man beim Training der KI-Modelle über tausendmal mehr Daten verfügt als früher. Sie haben alle Daten. Die besten Daten für ein Medikament erhält man oft während der klinischen Prüfung. Aber wenn die klinische Studie vorbei ist, werden nicht annähernd so viele Daten gesammelt. Das ist wie eine klinische Studie, die ewig weitergeht. Wir sammeln weiterhin all diese Daten und verwenden sie, um Modelle zu trainieren. Die Antworten, die wir mit diesen Modellen erhalten, ermöglichen eine detaillierte, personalisierte Medizin. Sie verfügen über eine enorme Fülle von Daten, die den Ärzten helfen, bessere Entscheidungen über die zu verabreichenden Therapien zu treffen. Und das wird zu besseren Ergebnissen bei wesentlich geringeren Kosten führen. Es steht viel auf dem Spiel in Bezug auf menschliches Leid, Menschenleben und Geld."

Technologieinvestitionen zahlen sich aus

Dass solche Anwendungen für Oracle möglich werden, ist auf die Technologieinvestitionen von Oracle in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Ellison verwies auf die Oracle Cloud und die Geschwindigkeit, mit der das Unternehmen Daten bewegen und analysieren könne. "Zeit ist Geld", sagte der Oracle-CTO, weswegen KI-Unternehmen wie Cohere oder OpenAI ihre LLMs in der Oracle-Cloud trainierten.

Im Weiteren sprach Ellison über Oracle Apex, die Low-Code-Plattform des Unternehmens, die Anwendungen für das Unternehmen programmiert. Ellison sagte, dass Sicherheitsprobleme kleiner würden, weil es keine Menschen mehr gebe, die Fehler machen könnten. Dies gilt auch für die autonomen Datenbanken des Unternehmens, auf die laut Ellison nun alle relevanten Anwendungen von Oracle umgestellt werden.

"Wenn es keine menschliche Arbeit gibt, spart man zwar Geld, aber es gibt auch keine menschlichen Fehler mehr. Die einzige Möglichkeit, ein wirklich sicheres System aufzubauen, besteht darin, menschliche Fehler auszuschliessen. Die Automatisierung ist viel zuverlässiger, sicherer und berechenbarer", sagte Ellison, was ein kaum hörbares Raunen im Saal auslöste.

Indoor Farming

Ein weiteres Thema in der Keynote von Larry Ellison war die Landwirtschaft ("eine 10000 Jahre alte Industrie") und wie sich diese durch Indoor Farming, autonome Systeme, Cloud, Robotik und generative KI revolutionieren liesse. Etwa um den Wasser- und Landbedarf für den Anbau von Pflanzen zu reduzieren und den CO2-Ausstoss zu begrenzen.

"Man spart etwa 90 Prozent des Landes, wenn man drinnen anbaut. Wir müssen den Regenwald nicht abbrennen, um mehr Anbauflächen für Bauern zu schaffen. Wir haben genug Ackerland, um alle Lebensmittel anzubauen, die wir brauchen, aber wir brauchen eine Kombination aus Innen- und Aussenanbau", betont er. "Abgesehen von der Reduzierung des Flächenbedarfs verbraucht dieser Ansatz 98 Prozent weniger Wasser." Diese Art der Landwirtschaft ist "immer mit der Cloud verbunden. Ständig werden Daten gesammelt. Ein moderner Ansatz für eine Branche, die 10000 Jahre alt ist", sagte Ellison weiter.

Unterstützung für Blaulichtorganisationen

Für Blaulichtorganisationen, die Ellison "First Responders" nannte, präsentierte er ein innovatives Konzept zur Unterstützung dieser Ersthelfer. Durch die Kombination von Satelliten- und terrestrischen Technologien will Oracle ein fehlertolerantes mobiles Netzwerk geschaffen werden, das nicht ausfallen könne. In einem ständig aktiven Audio-/Video-IoT-Netzwerk seien Ersthelfer stets miteinander und mit den zentralen Koordinationsstellen verbunden. Sie haben die Fähigkeit, jede Situation in Echtzeit zu überwachen und zu verwalten, unabhängig davon, wo sie sich ereignet. Ein weiteres Merkmal sei die Notaufnahme-Kommandozentrale, in der Notärzte die Notfallsanitäter unterstützen können, die unterwegs Patienten versorgen.

Zusätzlich zur Unterstützung der Ersthelfer will Ellison autonome Roboterdrohnen einsetzen. Diese Drohnen bieten eine kontinuierliche Überwachung und können etwa frühe Anzeichen von Buschbränden in der Trockenzeit erkennen. Sie hätten auch das Potenzial, konventionelle Flugzeuge bei der regelmässigen Verkehrsüberwachung zu ersetzen und können bei Vorfällen frühzeitig vor Ort sein, um das Situationsbewusstsein zu verbessern. Ein entscheidender Vorteil dieser Technologie ist, dass sie wesentlich kostengünstiger ist als herkömmliche bemannte Flugzeuge, wie Ellison ausführte.

Clouds sollten offen sein

Zum Schluss seiner Keynote kam Larry Ellison auf ein Treffen zwischen ihm und Microsoft-CEO Satya Nadella zu sprechen. Die beiden Chefs kamen zum Schluss, dass Cloud-Systeme offen sein sollten. Denn Kunden würden verschiedene Cloud-Anwendungen nutzen. Deshalb sollte es "keine Mauer zwischen Microsofts Cloud und Oracles Cloud geben". "Es sollten keine Gebühren dafür anfallen, Ihre Daten zu bewegen. Es sind schliesslich Ihre Daten." Lesen Sie hier, was es mit der Partnerschaft zwischen Microsoft und Oracle auf sich hat. 

Die Welt bewege sich wieder in Richtung offener Systeme. "Kunden bestehen darauf", sagte Ellison. Deshalb habe man angefangen Oracle-Clouds in Microsoft-Azure-Rechenzentren zu bauen und so die nahtlose Verbindung zwischen Oracle- und Microsoft-Cloud-Anwendungen zu ermöglichen.

Im Weiteren verwies Ellison darauf, dass Oracle weltweit mehr Rechenzentren als jeder andere Hyperscaler betreibe und auch mehr Cloudregionen, nämlich 64 an der Zahl. Ausserdem biete Oracle sogenannte DRCC (Dedicated Region Cloud@Customer), die es ermöglichen, alle Oracle Cloud Services direkt in den Rechenzentren der Kunden zu betreiben. Ein solches nutze etwa das japanische Nomura Research Institute, worauf die Tokioter Börse laufe.

Damit endete die Keynote von Oracle-CTO Larry Ellison, die Sie auf Youtube in voller Länge sehen können:

 

Lesen Sie hier, was Oracle-CEO Safra Catz an ihrer Keynote im Rahmen der Oracle Cloud World präsentiert hat.

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h4Gow7B3