Wie ein Phoenix aus der Asche

Warum die "neuen" Swiss Cyber Security Days nach Bern ziehen

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von Coen Kaat und ml

Am 20. und 21. Februar finden die Swiss Cyber Security Days zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder statt. Neu ist nicht nur die Location - auch hinter den Kulissen gab es grössere Veränderungen. Die Veranstalter sagen, was die Teilnehmenden erwartet.

(Source: 4kclips / stock.adobe.com)
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"1 … 2 … 3 … 4 … 5 … 6" - was wie ein Mikrofontest klingt, ist das meistgenutzte Passwort der Welt. Das erklärte Regula Baumgartner, Senior Projektleiterin bei F+W Communications anlässlich der Pressekonferenz vom 7. Februar zu den diesjährigen Swiss Cyber Security Days (SCSD). Es gibt also noch viel zu tun beim Sicherheitsbewusstsein der Bevölkerung. Deswegen kann eine nationale Veranstaltung zum Thema wohl nicht schaden. Am 20. und 21. Februar sollen die "neuen" SCSC nun nach zweijähriger Pause dieses Mal in Bern über die Bühne gehen.

An der Konferenz nahmen auch Christoph Amman, Vorsteher der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion und Regierungsrat des Kantons Bern, Doris Fiala, Präsidentin der SCSD 2024, Alec von Graffenried, Stadtpräsident von Bern, Jürg Walpen, stv. Programmdirektor der SCSD 2024, und Tom Winter, CEO von Bernexpo, teil. Die starke Berner Präsenz verriet bereits die erste grosse Veränderung der SCSD. Seit der Erstausgabe im Jahr 2019 fand der Anlass immer im Forum Freiburg statt.

Diesen Schritt hatten die Verantwortlichen eigentlich schon im März 2023 angekündigt. Die fünfte Ausgabe der SCSD wurde jedoch zunächst auf den September und anschliessend auf Februar 2024 verschoben. Die letzte Ausgabe der Messe liegt entsprechend bereits fast zwei Jahre zurück. Mehr zu den SCSD 2022 lesen Sie hier (Fokus auf die Politik) und hier (Fokus auf KMUs)

Wechsel hinter den Kulissen

Der Umzug nach Bern ist aber nur die offensichtlichste Änderung bei den Swiss Cyber Security Days. Auch im Hintergrund kam es zu Veränderungen. Mitgründer Béat Kunz, der in den vergangenen Jahren oft auch als Gesicht der Messe auftrat, scheint nicht mehr mitzuwirken. Die Firma Cyber Resilience, die er zwecks der Organisation der SCSD mitgegründet hatte, befindet sich gemäss dem Handelsregister seit November 2023 in Liquidation. 

Eine Anfrage bei Kunz blieb bislang unbeantwortet. Eine Anfrage bei den Veranstaltern der SCSD zu den genauen Umständen hinter den Kulissen ist ebenfalls noch hängig. An der Pressekonferenz sagte Jürg Walpen darauf angesprochen jedoch: "Es sind neue Swiss Cyber Seccurity Days, aber die treibende Kraft hinter dem Event ist noch immer dieselbe."

Die Messe ist bereit für den Neuanfang. "Die Frage ist nicht, ob wir angegriffen werden, sondern wann der erste Angriff erfolgreich sein wird", sagte Stadtpräsident von Graffenried. Im vergangenen Jahr wurde die Stadt Bern 23 Millionen Mal attackiert. "Unsere IT-Infrastruktur ist eigentlich dauernd im Verteidigungsmodus."

(Source: Netzmedien)

Regula Baumgartner, Senior Projektleiterin bei F+W Communications, Jürg Walpen, stv. Programmdirektor der SCSD 2024, Doris Fiala, Präsidentin der SCSD 2024, Christoph Amman, Vorsteher der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion und Regierungsrat des Kantons Bern, Alec von Graffenried, Stadtpräsident von Bern, und Tom Winter, CEO von Bernexpo. (v.l.; Source: Netzmedien)

Gemäss einer Schätzung des Bundeskriminalamts in Deutschland entspreche der jährlich durch Cyberkriminalität verursachte Schaden etwa 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sagte Ammann. Auf die Schweiz umgerechnet wären das knapp 40 Milliarden Franken (BFS, Stand 2022). "Auf den Kanton Bern heruntergebrochen, wäre dies ein Betrag in Milliardenhöhe jedes Jahr", sagte Amman. Diese Zahl scheine ihm zwar "etwas gar hoch", aber klar sei, dass die Schadenssumme und die Wiederherstellungskosten immens seien. 

Um dem entgegenzuwirken, wollen die Veranstalter auf Kooperation setzen. "Alleine sind wir zu schwach; wir brauchen starke Partner", sagte von Graffenried. Um sich vernetzen zu können, brauche es Events wie die SCSD. "Es ist auch richtig und wichtig, dass die SCSD in Bern stattfinden", sagte von Graffenried. "Denn hier können sich Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zusammenkommen und sich vernetzen." Ausserdem sei der Anlass dem Forum Freiburg unterdessen entwachsen, sagte Walpen später.

Shaping Cyber Resillience

Die SCSD 2024 werden einen Kongress- und einen Messeteil (mit rund 80 Ausstellern) bieten. Der Event ist ein Joint Venture der Bernexpo und dem Security-Unternehmen Dreamlab. Nick Mayencourt, CEO von Dreamlab, ist bereits seit der ersten Ausgabe der SCSD Teil der Organisation.

Das Motto der Veranstaltung lautet "Shaping Cyber Resilience", wie SCSD-Präsidentin Fiala erklärte. Cyberkriminalität lasse sich nicht komplett verhindern, sagte sie. "Aber wir können unsere Resilienz steigern." Die "sehr prominenten Speaker und Speakerinnen" werden gemäss Fiala "zweifellos zu einer erhöhten Sensibilisierung beitragen".

Der stellvertretende Programmdirektor der SCSD, Jürg Walpen, nannte einige Highlights aus dem Programm: 

  • Georgii Dubynskyi, Deputy Minister for Digital Transformation der Ukraine, wird über die Handlungsfähigkeit von Regierungen und Dienstleistungen für die Bevölkerung in Kriegszeiten sprechen.
  • Christian-Marc Lifländer, Head of NATO Cyber Defense Section, und Audrey Tang, Minister of Digital Affairs von Taiwan, werden ebenfalls auf den Cyberspace bei der Kriegsführung eingehen. 
  • Robert Bohls, Section Chief Cyber Division beim FBI, spricht über Herausforderungen und darüber, wie aufkommende Technologien die Polizeiarbeit und die Sicherheit künftig beeinflussen werden. 
  • Tim Willis, Head of Project Zero bei Google, wird aufzeigen, wie sein Team Zero-Day-Schwachstellen aufdeckt. 
  • Elisa Torres, CEO und Gründerin von Girls in Quantum, wird die Vorteile und die Risiken von Quantencomputern beleuchten. 
  • Thomas Zurbuchen, Head of ETH Zürich Space, erklärt, warum Satelliten nicht sicher vor Cyberattacken sind. 

Fiala will mehr Frauen an den SCSD

"Wenn ich noch etwas ergänzen darf", sagte Fiala und sprach anschliessend die geringe Anzahl Besucherinnen bei solchen Anlässen an. Den Veranstalters sei deshalb klar gewesen, dass hier ein Effort gemacht werden müsse, um die Frauen für dieses Thema mehr zu sensibilisieren.

Auf Nachfrage erklärte Fiala, wie viel Effort sie tatsächlich investierte. "Ich habe persönlich Frauen aus der Wirtschaft und von Verbänden direkt angeschrieben, angerufen und zur Teilnahme eingeladen - national und international", sagte sie. "Alles, was wir machen können, um Frauen an diesen Event zu bringen, haben wir wirklich gemacht."

"Aber sobald es technisch wird, haben wir in der Schweiz einfach weniger Frauen an der Spitze", sagte Fiala. In anderen Ländern sei die Lage oft sehr anders. Das Problem beginne bereits in der Schule, deshalb müsse man MINT-Fächer bei Schülerinnen stärker fördern. Dies wird jedoch kantonal geregelt und hier seien nicht alle Kantone auf derselben Wellenlänge. "Der Föderalismus mag eine unserer Stärken sein", sagt Fiala. "Aber in gewissen Bereichen ist er auch eine Schwäche."

Der Föderalismus könnte auch dann im Weg stehen, wenn es darum geht, eine effiziente Cyberabwehr zu organisieren. Weshalb der Föderalismus Freund und Feind der Cybersecurity ist, erfahren Sie hier

Aktuell haben sich rund 80 Aussteller und 800 Personen angemeldet. Tom Winter rechnet mit mindestens 1200 Besucherinnen und Besuchern. "Wir hätten aber natürlich sehr gerne auch 3000 Teilnehmende", sagte er. Die Kosten für ein Ticket belaufen sich auf bis zu 1100 Franken - wenn man an beiden Tagen bei allen Bühnen und der Messe dabei sein will. Für Studierende gibt es günstigere Tickets.

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