Focus: IT-Outsourcing

Kulturelle Kompatibilität im IT-Outsourcing: die unsichtbare Herausforderung

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von Pascal Giehl, Co-Founder und Software Engineer, ­Devedis

IT-Outsourcing über Grenzen hinweg bietet viele Vorteile, doch die kulturellen Unterschiede können unerwartete ­Komplexität und Kosten verursachen. Eine effektive Kommunikation und das Verständnis für lokale Arbeitsweisen sind entscheidend, um diese Herausforderungen zu meistern.

Pascal Giehl, Co-Founder und Software Engineer, ­Devedis. (Source: zVg)
Pascal Giehl, Co-Founder und Software Engineer, ­Devedis. (Source: zVg)

Der Zugang zu weltweiten Talenten und Kosteneinsparungen machen IT-Outsourcing über nationale Grenzen hinweg attraktiv. Doch die Integration von Teams aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ist eine oft unterschätzte Herausforderung, die umsichtige Planung und Strategie erfordert.

Denn offensichtliche Herausforderungen wie unterschiedliche Zeitzonen, Sprachbarrieren oder abweichende rechtliche Rahmenbedingungen sind oft schon im Vorfeld bewusst und fliessen daher in den Planungsprozess ein. Kulturelle Unterschiede hingegen, wie etwa eine andere Arbeitsmoral, bleiben oftmals unbemerkt, weil wir nur die Symptome und nicht das zugrundeliegende Problem sehen. Zudem ist es meistens schwieriger, mit diesen Unterschieden umzugehen, da die Kultur und die entsprechende Mentalität tief in den Menschen verwurzelt ist.

Kulturelle Unterschiede

Um dies zu veranschaulichen, ein Beispiel: Wir arbeiteten mit einem Entwicklerteam aus einem osteuropäischen Land zusammen. Anfangs schien alles reibungslos zu funktionieren – die Status-Updates waren stets positiv, und Probleme wurden nie berichtet. Doch mit der Zeit stellten wir fest, dass das Projekt kaum Fortschritte machte, ohne dass uns klare Gründe dafür mitgeteilt wurden.
Nach einer ausführlichen Analyse wurde uns klar, dass gewisse kulturelle Unterschiede eine entscheidende Rolle spielten. Denn in der besagten Kultur war es etwa nicht üblich, Schwächen offen zu zeigen. Dies äusserte sich schliesslich darin, dass Fragen bei Unklarheiten selten gestellt und Fehler eher vertuscht, als offen angesprochen wurden. Auch bei unseren regelmässigen Updates wurden oft Ausflüchte gefunden, um zu erklären, dass alles nach Plan laufe.
Letztlich mussten wir erheblich nachjustieren, um das Projekt wieder in geordnete Bahnen zu lenken – ein Aufwand und Kosten, mit denen wir ursprünglich nicht gerechnet hatten.

Was haben wir gelernt?

Bevor die Entscheidung für ein IT-Outsourcing getroffen wird, ist es wichtig, sorgfältig abzuwägen, welche Länder infrage kommen. Es ist ratsam, dabei nicht nur die Kosten zu berücksichtigen, sondern unter anderem auch zu prüfen, wie ähnlich die Kultur des Ziellandes der eigenen ist. Denn mit der richtigen Wahl des Landes lassen sich viele Schwierigkeiten bereits im Vorfeld vermeiden und somit auch eine Menge Kosten sparen.

Wenn bereits Teile der IT ausgelagert wurden, ist es wichtig, dass sich alle im Team der kulturellen Unterschiede bewusst sind und dass diese auch in den Prozessen berücksichtigt werden. Zudem hilft es, klare Erwartungen zu setzen und eine transparente Kommunikation aufzubauen. Probleme sollten so schnell wie möglich angesprochen und geklärt werden. Dabei ist das Ziel, die Mentalität der beteiligten Teams schrittweise in eine Phase zu bringen, in der sie effizient zusammenarbeiten können. Dies erfordert anfangs zwar einiges an Aufwand, aber sobald sich die Teams eingespielt haben, entwickelt sich in der Regel eine selbsttragende Dynamik.
 

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