Kaspersky-Umfrage

Junge Menschen sehen KI als Partnervermittlerin und fühlen sich vom Smartphone überwacht

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von René Jaun und NetzKI Bot und yzu

In künstlicher Intelligenz steckt viel Potenzial. Laut einer Kaspersky-Umfrage kann sich jeder und jede dritte Erwachsene KI als Chef oder als Partnervermittler vorstellen. Doch zu ihrer Begeisterung gesellen sich Ängste vor totaler Überwachung, Identitätsdiebstahl und Handystrahlen.

(Source: Freepik / Freepik.com)
(Source: Freepik / Freepik.com)

Sie wollen irgendwie nicht zusammenpassen – die Erkenntnisse zu jungen, technisch versierten Menschen, die Kaspersky in der Auswertung einer Onlineumfrage vom Juni 2024 präsentiert. 10'000 Konsumentinnen und Konsumenten im Alter zwischen 18 und 40 Jahren nahmen daran teil, 4500 von ihnen aus Europa. Sie gaben Auskunft "zu digitalem Aberglauben, der Rolle der KI im Leben der Menschen und zum Thema digitale Unsterblichkeit", schreibt Kaspersky – und liefert damit zumindest eine mögliche Erklärung für die widersprüchlich anmutenden Umfrageergebnisse.

Kunst, Job, Partnerwahl

Geht es etwa um KI, zeigten sich 43 Prozent der Befragten "zuversichtlich über die vielen aufregenden Möglichkeiten, die Zukunft für alle zu verbessern", heisst es in der Kaspersky-Studie.

57 Prozent der Befragten zeigten sich bereit, sich von KI im Alltag helfen zu lassen. Beim Fällen wichtiger Entscheidungen würden noch 34 Prozent die KI beiziehen.

Etwas konkreter, sehen fast zwei Drittel der Befragten KI als "glaubwürdige Kunstproduzentin". 47 Prozent können sich vorstellen, dass Kinder künftig im Metaverse unterrichtet werden. Immer noch etwas über ein Drittel der Befragten (34 Prozent) findet es vorstellbar, dass KI künftig eine fairere Vorgesetzte wäre als ein Mensch. Geringfügig weniger würden sich von einer KI in einer Dating-App bei der Partnersuche (31 Prozent) oder im Alltag beim Aufziehen von Kindern (28 Prozent) unterstützen lassen.

Überhaupt glauben 48 Prozent, dass das Aufkommen KI-generierter Persönlichkeiten zwischenmenschliche Beziehungen verändern werde. Ebenfalls 48 Prozent können sich vorstellen, künftig einen KI-Bot für Online-Chats zu nutzen.

Allwissender, gefährlicher Job-Killer

Doch wie erwähnt, sind die positiven Aussagen nur ein Teil des Bildes, das Kaspersky zeichnet. So erwähnt das Unternehmen etwa die 52, Prozent, die sich "bei der Nutzung des Internets insgesamt nicht sicher" fühlen. 51 Prozent der Befragten fürchten ausserdem, KI könnte vielen Menschen ihre Stelle kosten.

38 Prozent befürchten, künftig nicht mehr zuverlässig reale und künstliche Gesprächspartner unterscheiden zu können - 47 Prozent finden es jetzt schon sehr schwierig, wie Kaspersky in einem anderen Abschnitt schreibt. 43 Prozent sehen die Schaffung völlig überzeugender digitaler Nachbildungen echter Personen voraus, die unbemerkt in deren Namen handeln können.

Mehrfach kommt Kaspersky auf Ängste in Zusammenhang mit Daten zu sprechen: 45 Prozent der Befragten haben etwa das Gefühl, dass Unternehmen viel mehr über sie wissen, als sie sollten und ohne dass klar ist, woher sie die Informationen haben. Noch düsterer blicken 30 Prozent der Befragten in die Zukunft: Eines Tages, denken sie, "wird jeder alles über mich herausfinden können, ohne dass ich mich wehren kann".

49 Prozent der Teilnehmenden verdecken ihre Webcam, um nicht insgeheim darüber beobachtet zu werden. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind beunruhigt darüber, per Handy getrackt zu werden und 41 Prozent hegen Bedenken gegenüber Daten sammelnden Autos.

Strahlen, Wanzen, Kettenbriefe

Die Befunde im Kapitel mit der Überschrift "digitaler Aberglaube" sind oft gleichsam amüsant und beunruhigend. Fast ein Fünftel der Befragten gibt demnach an, nicht mehr sicher zu wissen, welchen Internetseiten man vertrauen könne und darum das Internet weniger oft zu nutzen.

Mit 49 Prozent verdächtigt fast jede und jeder zweite Befragte Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, ihre Umgebung konstant aufzuzeichnen und die Tonaufnahmen an Tech-Konzerne zu schicken. Um dies zu verhindern, versetzen 28 Prozent der Befragten ihr Handy in den Flugmodus, wenn sie in dessen Nähe ein privates Gespräch führen.

Noch immer 4 von 10 Befragten glaubt, dass sich auf dem Handy gespeicherte Zahlkarten ohne ihr Zutun abgreifen und missbrauchen lassen. 26 Prozent stecken ihr Handy in eine Schutzhülle, um ebendies zu verhindern.

Noch verbreiteter sind laut Kaspersky die gesundheitlichen Bedenken in Zusammenhang mit Handys: 53 Prozent der Befragten verzichten deshalb darauf, ihr Handy nachts neben dem Bett aufzubewahren. 49 Prozent glauben, dass Smartphones schädliche Strahlen aussenden. Über ein Viertel berichtet von Kopfschmerzen beim Führen längerer Telefonate.

Mehr als zwei Drittel der Befragten leeren laut Kaspersky regelmässig den virtuellen Papierkorb im Handy, um dessen Inhalte zu entfernen – was nicht passiere, wie das Unternehmen anmerkt. Mehr als ein Drittel laden ihre Smartphones nachts über nicht auf (wegen Bedenken bezüglich explodierender oder brennender Akkus) und eine von vier Personen setzt auf eine Schutzhülle, um Hacker davon abzuhalten, Daten abzugreifen.

Auf der anderen Seite stiess Kaspersky unter den Befragten auf 44 Prozent, die einräumten, Mini-Games zu spielen und Online-Persönlichkeitstests auszufüllen, deren Resultate sie dann in sozialen Netzwerken teilten.

Jeder Fünfte meint, digitale Nachrichten könnten Glück bringen und gar 21 Prozent haben Angst vor Kettenbriefen und den Auswirkungen, die sie haben könnten, wenn sie sie nicht an die erforderliche Anzahl von Empfängern schicken. Der Anteil jener, der die Kettenbriefe auf jeden Fall weiterleitet, ist übrigens noch höher und liegt laut Kaspersky bei 35 Prozent.

Mehr Aufklärung

40 Prozent der Befragten glauben, das Aktivieren des "Incognito-Modus" sorge für mehr Sicherheit beim Surfen. Ähnlich viele haben keine Sicherheitsbedenken, wenn sie sich in ungeschützten öffentlichen Wi-Fi-Netzen einloggen.

"Konsumentinnen und Konsumenten haben weltweit ein beklagenswertes Unverständnis darüber, was sicher ist und was nicht", fasst Kaspersky zusammen. Die Befunde zeigten, "dass es einen grossen Bedarf an mehr Verständnis, Wissen und Unterstützung gibt, damit die Verbraucher das Internet sicher nutzen und ihre persönlichen Daten schützen können".

 

Übrigens ist Kaspersky nicht das erste Unternehmen, welches hier einen Nachholbedarf attestiert. In einer früheren Studie zeigte Nordvpn, dass die Schweizer Bevölkerung fast nichts über Privatsphäre-Tools weiss. Details lesen Sie hier.

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