Studie der Raiffeisen

KI liefert Nutzen, aber noch keinen Produktivitätsschub

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von Joël Orizet und NetzKI Bot und fsi

Künstliche Intelligenz erweist sich zwar als nützlich, die gemeinhin erwartete Produktivitätssteigerung bleibt aber noch aus. Gemäss einer Studie der Raiffeisen liegt das daran, dass Unternehmen die Anwendungen noch kaum systematisch nutzen.

(Source: Andi / stock.adobe.com)
(Source: Andi / stock.adobe.com)

Alle Welt geht davon aus, dass KI-Anwendungen die Produktivität steigern - doch in Zahlen lässt sich diese Erwartung nicht bestätigen. Zumindest noch nicht. Nach zwei Jahren ChatGPT ist weder in den USA noch in der Eurozone oder der Schweiz ein Produktivitätsschub sichtbar, wie aus einer Studie (PDF) von Raiffeisen Schweiz hervorgeht. 

Ein Kurvendiagramm zeigt die Entwicklung der Produktivität in der Schweiz, in der Eurozone und in den USA - seit der Einführung von ChatGPT zeigen die Kurven tendenziell nach unten.

Die Einführung von ChatGPT hat sich - entgegen der Erwartungen - noch nicht positiv auf die makroökonomische Produktivität ausgewirkt. (Source: Economic Research / Raiffeisen Schweiz) 

Die Prognosen zu den Produktivitätseffekten von KI variieren allerdings stark: Der Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Daron Acemoğlu rechnet mit einem kaum spürbaren Effekt, die US-Investmentbank Goldman Sachs hingegen geht von einem KI-induzierten Wachstum von 15 Prozent aus, wie die Autoren der Raiffeisen-Studien anmerken. 

Unternehmen zögern mit dem KI-Einsatz

Dass sich die erwarteten Effizienzgewinne noch nicht in den Unternehmenszahlen niederschlagen, liegt den Ergebnissen zufolge allerdings nicht an den KI-Anwendungen, sondern am zögerlichen Verhalten der Unternehmen. Obwohl die KI-Nutzung in der Bevölkerung schnell zugenommen habe, seien Firmen noch deutlich zurückhaltender. 

Das zeigt sich auch in der Schweiz: 2024 gaben erst 9 Prozent der im Rahmen der Raiffeisen-KMU-Mittelstandstudie befragten Schweizer Unternehmen an, KI systematisch einzusetzen. Immerhin 54 Prozent starteten einzelne Pilotversuchet.

Ein Säulendiagramm zeigt die Ergebnisse einer Raiffeisen-Umfrage unter KMUs: Nur 9 Prozent gaben an, KI-Anwendungen systematisch zu nutzen.

Noch nicht einmal jedes zehnte Schweizer KMU nutzt KI-Anwendungen systematisch. (Source: Raiffeisen KMU-Mittelstandstudie 2024) 

Für diese Zurückhaltung gibt es durchaus Gründe: Unternehmen müssten sich zunächst darüber im Klaren werden, wie sie KI konkret nutzen können, um einen Mehrwert zu generieren. Zu diesem Zweck müssten sie unter anderem Daten aufbereiten und Anwendungsfälle identifizieren. Allzu lange sollte das jedoch nicht dauern. Denn: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Firmen, die diese Technologie nicht einsetzen, an Wettbewerbsfähigkeit einbüssen", sagt Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. 

Use Cases sollen den Nutzen aufzeigen

Die Studie identifiziert konkrete Anwendungsfälle mit dem Ziel, Entscheidungsträgern den wirtschaftlichen Nutzen von KI aufzuzeigen und die Hemmschwelle zu senken. Als idealen Use Case bezeichnen die Studienautoren etwa Energiesparsysteme: Durch die Analyse und Verarbeitung grosser Datenmengen sowie Echtzeitüberwachung liessen sich beträchtliche Effizienzgewinne erzielen. Schweizer Unternehmen nutzen bereits KI-Systeme, die in Echtzeit auf Veränderungen reagieren, um ihren Energieverbrauch zu optimieren.

Zum Einsatz kommen KI-Technologien auch in der Qualitätskontrolle. KI lernt aus bestehendem Bildmaterial und kann im Falle unerwünschter Ergebnisse in Echtzeit in Produktionsprozesse eingreifen. Durch kontinuierliches Training könne man die Fehlerquote in vielen Produktionsprozessen deutlich senken und teuren Ausschuss vermeiden. KI könne denn auch visuelle Kontrollen präziser, konstanter und günstiger durchführen als menschliche Mitarbeitende, heisst es in der Studie. 

In der Auftragsabwicklung automatisieren KI-Systeme die Erfassung, Prüfung und Weiterleitung von Bestellungen über alle Kanäle hinweg. Die Entwicklung agentenbasierter KI verspricht weitere Fortschritte, die Personalkapazitäten für höherwertige Tätigkeiten freisetzen sollen.

Schliesslich erwähnen die Studienautoren auch das Beispiel Gastronomie. Hier soll KI helfen, Verbrauchsprognosen zu verbessern und somit Lebensmittelabfälle zu reduzieren.
Somit würden gleichzeitig Kosten gespart und die Umwelt entlastet. 

Ein Foto von Fredy Hasenmaile.

Fredy Hasenmaile, Chefökonom, Raiffeisen Schweiz. (Source: raiffeisen.ch)

"Das Potenzial der KI-Technologie ist gewaltig", sagt Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile und ergänzt: "Unternehmen aller Grössen tun gut daran, mit zunächst überschaubaren Pilotprojekten Anwendungsmöglichkeiten auszuloten und im KI-Bereich Kompetenzen aufzubauen."

 

Laut einer Studie von KPMG nutzt übrigens die Mehrheit der Schweizer Erwerbstätigen künstliche Intelligenz in ihrem beruflichen Alltag - Angestellte ignorieren jedoch oft interne Richtlinien, überprüfen Ergebnisse nicht und geben KI-generierte Inhalte als eigene aus. Mehr dazu lesen Sie hier

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