Premiere für Schweiz-Chef Martin Kull

Bechtle erklärt das Darknet, KI-Alleskönner und den Weg zur Unsterblichkeit

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von Coen Kaat und shu

Am 30. Oktober hat Bechtle zur Xperience 2025 in Aarau geladen. Das Systemhaus bot seinen Gästen Präsentationen zu Darknet, zur künstlichen Intelligenz und zur Zukunftsforschung. Zu den Highlights zählte auch der erste Auftritt des neuen Schweiz-Chefs Martin Kull.

Kaum mehr als eine Woche auf dem Chefsessel und schon steht er auf der grossen Bühne: Die Bechtle Xperience 2025 war Ende Oktober die öffentliche Premiere für den neuen Schweiz-Chef Martin Kull. Dies sei für ihn "Tag 8" beim Unternehmen, wie er dem Publikum bei der Eröffnung des Events in der Aeschbachhalle in Aarau sagte. Diesen Moment musste Kull auch für sich selbst festhalten und machte daher rasch ein Selfie mit dem Publikum. 

Kull hatte Mitte Oktober als Vice President Switzerland die Gesamtverantwortung über alle Schweizer Vertriebskanäle von Bechtle übernommen, wie Sie hier nachlesen können. Sein Vorgänger Christian Speck schied nach neun Jahren in führenden Funktionen einvernehmlich aus dem Unternehmen aus. Für Kull sei es selbstverständlich gewesen, "dass ich das beeindruckende Forum der Xperience nutzen möchte, um mich den zahlreichen Kunden, aber auch Partnern und Mitarbeitenden direkt persönlich vorzustellen", wie er im Gespräch mit der Redaktion sagte. 

Das wollte Kull auch selbst festhalten und machte ein Selfie mit dem Publikum. (Source: Netzmedien)

Das wollte Kull auch selbst festhalten und machte ein Selfie mit dem Publikum. (Source: Netzmedien)

War das nicht eine zusätzliche Belastung für ihn, kaum gestartet und schon muss er sich um einen Grossanlass kümmern? "Der Event war perfekt organisiert - da war für mich im Vorfeld keinerlei Stress spürbar", sagte er. "In erster Linie betrachte ich es als glücklichen Umstand, dass ich durch das Event mit so vielen Menschen ins persönliche Gespräch gehen konnte."

183 Kunden, 30 Hersteller, 15 Präsentationen

Das deutsche Systemhaus hatte für seine Gäste über 15 Vorträge und Workshops organisiert. Zudem waren mehr als 30 Hersteller und 183 Kunden vor Ort, wie Kull auf der Bühne sagte. 

Der Fokus liege auf kundenzentrierten Inhalten, enger Einbindung des Vertriebsteams und starken Partnerschaften, erklärte Kull im Gespräch. Und mit diesem Ansatz habe Bechtle den Nerv des Markts getroffen, ist sich der neue Schweiz-Chef sicher. "Ein gutes Zeichen für uns war, dass die Veranstaltung innerhalb kürzester Zeit ausgebucht war." Dies sehe das Unternehmen auch als Bestätigung für dessen Rolle als verlässlicher IT‑Partner für Schweizer Unternehmen.

Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky an der Bechtle Xperience 2025. (Source: Netzmedien)

Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky an der Bechtle Xperience 2025. (Source: Netzmedien)

Das Programm für die Gäste begann mit zwei Keynotes. In der ersten sagte der Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky, wie er und sein Team wissen können, wie die Zukunft aussieht. "Wir führen zweistündige Interviews mit Menschen, die mit ihren heutigen Entscheidungen mehr über die Zukunft bestimmen als andere Menschen", erklärte der Zukunftsforscher. Insgesamt seien es etwa 500 Interviews pro Jahr. 

In seiner Rede ging er auch auf die Unsterblichkeit ein. Der erste unsterbliche Mensch lebe heute schon, sagte Janszky und zeigte ein Foto seiner Kinder. Die Unsterblichkeit komme auf zwei Wegen: Einerseits würden neue medizinische Methoden das Leben verlängern und andererseits würden Firmen bereits daran arbeiten, das menschliche Bewusstsein auf einen Computer zu übertragen. 

Die Abgründe des Darknets

In der zweiten Keynote zeigte Merlin Stottmeister, IT-Security-Consultant bei Bechtle, die Abgründe des Darknets auf. Dabei unterschied er zunächst zwischen dem Clearweb ("alles, was unsere Eltern digital aufrufen können"), dem Deepweb ("Inhalte, die nicht durch Suchmaschinen wie Google, Bing und so weiter indexiert werden") und schliesslich dem Darknet - hier brauche man eine spezielle Zugangssoftware wie Tor oder Freenet, um auf einen geschützten Teil des Internets zuzugreifen. Generell meine man heute das Tor-Netzwerk, wenn man vom Darknet spreche. Dieses habe sich zumindest bei den Cyberkriminellen am meisten durchgesetzt.

Merlin Stottmeister, IT-Security-Consultant bei Bechtle. (Source: Netzmedien)

Merlin Stottmeister, IT-Security-Consultant bei Bechtle. (Source: Netzmedien)

In seiner Präsentation zeigte Stottmeister auf humorvolle Weise auf, wie einfach es ist, im Darknet zum Cyberkriminellen zu werden. Alle Scam-Tools sind bereits erhältlich. "Falls Ihnen das alles jetzt schon zu kompliziert ist, keine Sorge, es gibt mittlerweile eine Cybercriminal University", scherzte er. Das sei quasi ein E-Learning-Kurs, "mit dem Sie lernen können, wie Sie im Darknet als Kreditkartenbetrüger durchstarten können".

KI ist noch kein Alleskönner

Nach zahlreichen Sessions zu diversen Themen - von E-Procurement über Microsoft Fabric bis Quantencomputer - ging es weiter mit der nächsten Keynote. Elisabeth Vinek, Business Unit Manager Data & Analytics bei Bechtle Schweiz, und Claudio Mirti, Senior Solution Engineer Advanced Analytics & AI EMEA bei Microsoft, gingen der Frage nach, ob die künstliche Intelligenz (KI) ein Alleskönner ist. 

Ein Punkt, den die Referenten klar machen wollten, war, dass KI den Menschen nicht ersetzen sollte. "KI erleichtert Entscheidungen, aber es sind immer noch die Menschen, die diese Entscheidungen treffen", sagte Vinek. Damit das klappe, müsse aber das Fundament stimmen: die Daten. Und weil alles mit den Daten beginnt, beschrieb Mirti Daten scherzhaft als "das Koffein Ihres Business". 

Elisabeth Vinek (links), Business Unit Manager Data & Analytics bei Bechtle Schweiz, und Claudio Mirti, Senior Solution Engineer Advanced Analytics & AI EMEA bei Microsoft. (Source: Netzmedien)

Elisabeth Vinek (links), Business Unit Manager Data & Analytics bei Bechtle Schweiz, und Claudio Mirti, Senior Solution Engineer Advanced Analytics & AI EMEA bei Microsoft. (Source: Netzmedien)

Es sei zwar verlockend, "oben" anzufangen und mit einem KI-Agenten zu beginnen. Aber auf welche Daten greift dieser dann zu und sind diese auch wirklich verlässlich? "Nur wer auf saubere und konsistente Daten aufbaut, kann KI sinnvoll nutzen", sagte Vinek. 

Und wie beantworteten die Präsentatoren die Ausgangsfrage? Nein, heute ist KI noch kein Alleskönner. Aber die Technologie könne durchaus kreativ machen, weil man durch sie wieder auf neue Ideen kommen kann. 

Was Kull für Bechtle plant

Anschliessend konnten die Gäste den Event noch mit einem Apéro riche ausklingen lassen. Das Ende des Events ist aber noch immer der Anfang für Martin Kull. Im Gespräch ging der neue Schweiz-Chef auch auf seine Pläne für Bechtle in der Schweiz ein. 

Es geht ihm nun nicht darum, alles umzukrempeln und nach seinem Geschmack aufzustellen. "Mein Fokus liegt momentan darin, Vertrauen zu schenken und ein Umfeld zu schaffen, das es unseren Mitarbeitenden ermöglicht, ihr Potenzial ganz im Sinn unserer Kunden auszuschöpfen", sagte Kull. Ihm sei es schon sein gesamtes Berufsleben wichtig gewesen, dass seine Kolleginnen und Kollegen erfolgreich sein können. "Darin sehe ich auch jetzt meine Hauptaufgabe."

Die Strategie für Bechtle stehe zudem schon seit Beginn des Jahres fest. "Mein Eindruck ist, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, die über Jahrzehnte separat geführten Vertriebskanäle IT-Systemhaus & Managed Services einerseits und IT-E-Commerce andererseits im Sinne eines Multichannel-Vertriebs zu vereinen." Das Ziel sei nun eine vertiefte Zusammenarbeit aller Gesellschaften der Bechtle-Gruppe für eine umfassende Kundenbetreuung und die Nutzung zusätzlicher Synergien. "Mit dieser strategischen Guideline lässt sich gut arbeiten."

 

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