5 zentrale Cyberbedrohungen für das Jahr 2026

Quantenresilienz ist kein Zukunftsthema mehr

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von Chiara Binder und cka

Durch die verschwimmenden Grenzen zwischen digitaler und physischer Welt wird Cybersicherheit zu einem gesellschaftlichen Thema. NordVPN prognostiziert fünf Gefahren für Organisationen und Privatpersonen durch den Missbrauch von Technologien wie künstlicher Intelligenz oder Quantencomputern in 2026.

(Source: NingPhattraphorn / AdobeStock.com)
(Source: NingPhattraphorn / AdobeStock.com)

Die Onlinebedrohung wächst. Mit dem technischen Fortschritt werden Cyberangriffe gezielter, automatisierter und schwerer vorhersehbar. Für das kommende Jahr prognostiziert NordVPN fünf zentrale Cybersicherheitsrisiken.

Internet-Monokultur

Im gegenwärtigen System hängen die meisten Akteure von denselben grossen Cloud-Dienstleistern wie AWS, von Content Delivery Networks wie Cloudflare oder von Softwarelösungen wie Google und Microsoft ab, wie NordVPN schreibt. Die grosse Abhängigkeit mache das Internet anfälliger - wenn ein Dienst ausfalle, seien Millionen von Menschen gleichzeitig betroffen. Dies demonstrierte etwa der Cloudflare-Ausfall Ende November, zu dem Sie hier mehr lesen.

Durch diese Monokultur wird laut NordVPN auch Hacking profitabler: Wenn Millionen von Usern betroffen sind, erzielen die Cyberkriminellen bereits bei einer kleinen Summe pro User einen Gewinn. "Online gibt es nichts, was nicht potenziell interessant ist", erklärt Adrianus Warmenhoven, Cybersicherheitsexperte bei NordVPN. "Jede Kleinigkeit - selbst DNS-Daten - kann verkauft, aggregiert und monetarisiert werden. Die blosse Existenz online macht einen zur Zielscheibe."

Fehlinformationen über neue Kanäle

Über Plattformen wie Reddit, soziale Medien oder Streaming-Communities hätten Akteure 2025 sinnvolle Online-Sicherheitsmassnahmen und Datenschutzmassnahmen als lächerlich dargestellt, schreibt der VPN-Anbieter weiter. Kriminelle Organisationen hätten mittlerweile eigene Marketing- und Werbeabteilungen. Durch grosse Budgets sei es den Cyberkriminellen möglich, Influencer für schlechte Sicherheitsempfehlungen zu bezahlen. Das Ziel sei dabei, schlechte Sicherheitsgewohnheiten zu verbreiten und somit Angriffsfläche zu schaffen. NordVPN prognostiziert für 2026 eine Zunahme dieses Vorgehens.

KI-gestützte Sicherheitslücken und beschleunigte Angriffe

Viele Nutzerinnen und Nutzer von KI-Tools geben den Systemen hochsensible Daten preis. Dabei speichern die Tools oft Chatverläufe lokal ab, was die Daten anfällig für Info-Stealer macht. "2026 werden wir eine drastische Eskalation im KI-gestützten Angriff und in der Verteidigung erleben", lässt sich Marijus Briedis, CTO bei NordVPN, zitieren. "KI hat die Zugänglichkeit und Raffinesse von Cyberkriminalität verändert - sie senkt die Einstiegshürden und verstärkt zugleich die Fähigkeiten erfahrener Angreifer."

Zudem testen Cyberkriminelle bereits autonome KI-Systeme, wie NordVPN mitteilt. Diese Systeme seien schnell und anpassungsfähig und würden Angriffe schwer vorhersehbar machen. Im Darkweb seien schädliche Modelle leicht und günstig zugänglich, schreibt das Unternehmen weiter.

Übrigens: Auch Trend Micro prognostiziert für 2026 Gefahren durch voll automatisierte Cyberkriminalität mit Hilfe von KI (lesen Sie hier mehr dazu).

Vertrauensverlust

Durch die zunehmende Auslagerung in die Cloud werden gemäss NordVPN Authentifizierungsprozesse immer mehr zum Ziel von Cyberangriffen. Deepfakes, Voice-Cloning, synthetische Identitäten, automatisierte Phishing-Chats und hyperpersonalisierte Angriffe würden dabei die Grenze zwischen Authentizität und Imitation verschleiern.

2026 werden Cyberkriminelle Identitäten vollständig fälschen, etwa durch eine Kombination echter Benutzerdaten mit erfundenen Informationen, wie NordVPN vorhersagt. Demnach werden KI-gestützte Betrugsmaschen zunehmen und Kriminelle produktiver werden. Betrügerische Websites und Dienste wären schwieriger zu erkennen und NordVPN schliesse nicht aus, dass das Vertrauen in digitale Dienste oder Geräte vollständig verloren gehen könnte.

Quantengestützte Bedrohungen

"Der Markt für Quantencomputer wird 2026 voraussichtlich einen Wert von über 5 Milliarden US-Dollar erreichen", merkt Briedis an. "Ein grosser Teil der Investitionen fliesst in die Kommerzialisierung jenseits von Nischenanwendungen. Infolgedessen wird Cybersicherheit zu einem wichtigen Schwerpunkt werden." Cyberkriminelle seien schon jetzt dabei, private Daten zu sammeln, um diese künftig mit Quantencomputern zu entschlüsseln. Deshalb sei Quantenresilienz für Privatpersonen wie auch für Organisationen jetzt schon wichtig und kein Zukunftsthema mehr, wie NordVPN weiter schreibt.

Aufgrund verschwimmender Grenzen zwischen physischer und digitaler Welt müsse Cybersicherheit zum gesellschaftlichen Thema werden, wie Cybersicherheitsexperte Warmenhoven kommentiert. Der Fokus auf digitale Hygiene und gute Sicherheitsgewohnheiten sei 2026 "wichtiger denn je".

Mehr zum Thema quantensichere Verschlüsselung, was das Problem ist und wie man es löst, erfahren Sie in diesem Beitrag.

 

Auch G Data hat Trends für die IT-Sicherheits-Agenda 2026 analysiert. Sie prognostizieren eine Zunahme von Cyberangriffen, unter anderem auch durch eigene Mitarbeitende. Lesen Sie hier mehr dazu.

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