Schweizer Datenvertrauens-Index

Viele Schweizer misstrauen dem Netz

Uhr | Aktualisiert

Auf sozialen Netzwerken zu surfen oder online persönliche Daten anzugeben, hinterlässt bei vielen Schweizern ein ungutes Gefühl. Das ergibt eine Online-Umfrage von Comparis.

(Quelle: Stockxchng)
(Quelle: Stockxchng)

Knapp ein Drittel der Schweizer Internetnutzer fühlen sich bei der Eingabe persönlicher Daten unsicher. Dies zeigt der erste Schweizer Datenvertrauens-Index, einer repräsentativen Umfrage, die die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des Internet-Vergleichsdienstes Comparis.ch durchgeführt hat. Befragt wurden in einer schweizweiten Online-Umfrage im Oktober 1216 Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren.

Auf die Frage, wie sicher sie sich bei der Eingabe persönlicher Daten fühlen, haben die Befragten demnach auf einer Skala von 1 ("überhaupt nicht sicher") bis 10 ("sehr sicher") maximal eine 4 angegeben. Weitere Aspekte, die in den Datenvertrauens-Index einflossen, sind das Vertrauen in Online-Dienste beim Umgang mit privaten Nutzerdaten, das subjektive Bedrohungsgefühl vor Datenmissbrauch sowie das Gefühl, beim Internetsurfen überwacht zu werden. Dabei ergab sich gemessen auf der 10er-Skala ein Gesamtindex-Wert von 5,5 Punkten.

Mit diesen Ergebnissen stehen die Schweizer laut Ralf Beyeler, Telekom-Experte von Comparis, besser da als die Deutschen. Gemäss einer ähnlichen Studie fühlten sich dort zwei Drittel der Internetnutzer im Netz nicht mehr sicher.

Grosses Misstrauen gegen Soziale Netzwerke

Das mit Abstand geringste Vertrauen geniessen bei den Schweizern laut Umfrage die Sozialen Netzwerke, wenn es um den Umgang privater Nutzerdaten geht. Auf der Skala von 1 "überhaupt kein Vertrauen" bis 10 "sehr starkes Vertrauen" erhielten Facebook, Twitter & Co. einen Durchschnitt von gerade 3,4 Punkten.

71 Prozent der Schweizer misstrauen diesen Diensten grundsätzlich und bewerten das Vertrauen höchstens mit 4 Punkten. Sogar 64 Prozent der Social-Media-Nutzer haben kein Vertrauen in die von ihnen selbst genutzten Dienste.

Wenig Vertrauen wird auch Suchmaschinen entgegengebracht (4,7 Punkte), mehr dagegen E-Mail-Anbietern (6,1 Punkte), Versicherungen (6,2 Punkte) und Online-Shops (6,3 Punkte). Ein starkes Vertrauen geniessen einzig Behörden (7,3 Punkte) und Banken (7,6 Punkte).

Kriminelle und Geheimdienste

Stark von Datenmissbrauch bedroht fühlen sich die Nutzer gemäss Umfrage durch Kriminelle (73 Prozent) und Soziale Netzwerke (67 Prozent),  weniger aber durch Geheimdienste (50 Prozent). Das Gefühl, online überwacht zu werden, haben 45 Prozent. Jeder Neunte fühlt sich sogar sehr stark überwacht.

Comparis fragte weiter, wie die Internetnutzer im Netz mit ihren Daten umgehen. Als Konsequenz aus ihren Sicherheitsbedenken geben viele Schweizer persönliche Informationen nur mit Skepsis preis. 45 Prozent geben ihren Vor- und Nachnamen oder die persönliche E-Mail-Adresse "mit Bedenken" an. Für 23 Prozent ist die Angabe der Handynummer absolut tabu, und weitere 25 Prozent geben sie nur "mit grossem Bedenken" an. 35 Prozent stellen keine persönlichen Fotos oder Videos online.

Wie schützen?

Um ihre persönlichen Daten vor Missbrauch zu schützen, greifen die Befragten auf vielerlei Massnahmen zurück: Jeder Dritte verschickt vertrauliche Informationen auf dem klassischen Postweg statt per E-Mail. Gerade mal jeder elfte Internetnutzer verschlüsselt wichtige E-Mails, und nur jeder zwölfte surft anonymisiert im Internet, zum Beispiel via Proxy. "Für die meisten Onlinenutzer sind Verschlüsselung und anonymes Surfen technisch zu kompliziert", so Beyeler.

39 Prozent schützen ihren Rechner durch eine zusätzliche Firewall, 69 Prozent aller Befragten bringen ihre Software durch regelmässige Updates auf den neuesten Stand. Sieben von zehn Befragten verwenden Online-Banking nur von ihrem eigenen Computer, niemals von fremden Rechnern aus. 25 Prozent benutzen aus Angst vor fremden Zugriffen kein öffentliches WLAN zum Surfen. Jeweils 31 Prozent meiden bewusst soziale Netzwerke und Online-Speicherdienste, sogenannte Clouds. Und 28 Prozent achten darauf, vorwiegend Schweizer Online-Dienste zu nutzen. Nur 1 von 100 Befragten gibt an, keine Schutzmassnahmen zu treffen.

Die Comparis-Umfrage soll künftig jährlich mit standardisierten Fragen durchgeführt werden. Ziel sei es, die Einstellungen und das Nutzungsverhalten der Schweizer Bevölkerung zum Thema Datensicherheit und Datenschutz repräsentativ zu messen und zu vergleichen, so Comparis.