Löhne in der ICT-Branche

Männer und Frauen verdienen in ICT-Berufen fast gleich viel

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In vielen Branchen verdienen Frauen weniger als Männer. Schweizweit liegt der Lohnunterschied laut Bundesamt für ­Statistik bei fast 20 Prozent. Die ICT-Branche ist hingegen ein Lichtblick in der Statistik. Die Lohnunterschiede wurden hier in den ­letzten Jahren geringer.

(Source: Jakub Krechowicz / Fotolia.com)
(Source: Jakub Krechowicz / Fotolia.com)

Das Büro für Arbeits- und Sozialpolitische Studien hat Ende Februar im Auftrag des Bundesamts für Statistik (BFS) eine «Analyse der Löhne von Frauen und Männern anhand der Lohnstrukturerhebung 2014» vorgelegt. Gemäss dem Bericht nahmen die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern ab. Verdienten Männer 2010 noch 23,6 Prozent mehr als Frauen, waren es 2014 noch 19,5 Prozent.

Bei den Informatikfachkräften ist der Lohnunterschied weniger stark ausgeprägt. Informatikerinnen ohne akademischen Abschluss verdienen durchschnittlich rund 5800 Franken Brutto im Monat. Dies sind mehr als 1000 Franken beziehungsweise 16 Prozent weniger als Männer ohne entsprechenden Abschluss. Bei Informatikern mit akademischem Abschluss liegt der Lohn­unterschied bei 8,6 Prozent. Frauen verdienen im Schnitt 8555 Franken Brutto und Männer 9357 Franken.

 

Lücke hat sich geschlossen

Laut der jährlichen Lohnerhebung von Swiss-ICT ist der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in der ICT-Branche deutlich geringer, wie der Verband auf Anfrage mitteilt. Über alle Altersstufen und Kompetenzgruppen hinweg verdienten weibliche ICT-Beschäftigte 2016 rund 9 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Im Jahr 2011 lag der Unterschied noch bei 13,7 Prozent.

Die Zahlen von Swiss-ICT zeigen jedoch, dass die Lohn­unterschiede mit dem Alter leicht steigen. Frauen auf Stufe «Junior» verdienen mit einem Jahreslohn von rund 82 000 Franken sogar 1500 Franken mehr als Männer. Bei den «Professionals» dreht sich dieses Verhältnis. Männer bekommen jährlich rund 4500 Franken mehr, wobei der Unterschied in den letzten fünf Jahren deutlich zurückging. 2011 verdienten Frauen etwa noch 7000 Franken weniger als Männer. Bei den «Senior»-Beschäftigten erhalten Frauen rund 122 000 Franken im Jahr, dies sind 3500 Franken weniger als Männer in gleicher Position. Auch hier schloss sich gemäss Swiss-ICT die Lohnschere in den letzten Jahren.

 

Frauen werden bei Löhnen nicht diskriminiert

Paul Brodmann relativierte in einem Gespräch die Lohnunterschiede. Er leitet die Fachgruppe ICT-Saläre bei Swiss-ICT und ist Geschäftsführer und Mitinhaber bei CBA Computer Brainware Advisors. Seinen Ausführungen zufolge lässt sich die überwiegende Mehrheit der Lohnunterschiede bei genauerer Betrachtung erklären. Denn je genauer Faktoren wie Ausbildung, Alter und Werdergang berücksichtigt würden, desto geringer werde auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die Zahlen des BFS seien vermutlich zu unpräzis.

Eine gewisse Diskriminierung zwischen den Geschlechtern schloss Brodmann nicht aus. «In der heutigen Zeit kann es sich eine Firma in der Schweiz mit einer Abteilung für Personalwesen nicht erlauben, Frauen für die gleiche Arbeit systematisch wesentlich niedriger zu entlöhnen als Männer», betonte er jedoch. Firmen seien sehr sensibilisiert und würden ungleiche Löhne selbst korrigieren.

Gefragt, ob die ICT-Branche bei der Lohngleichheit eine Art Vorbildfunktion habe, zeigte sich Brodmann zurückhaltend. Auch in anderen Branchen würden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei einer genaueren Datenbasis vermutlich deutlich kleiner, als es die Statistik angibt, erklärte er. Die Salärauswertungen von Swiss-ICT könnten darauf hinweisen, dass es bei der Beförderung eine Diskriminierung gäbe. Denn aktuell seien deutlich weniger Frauen in den Führungspositionen zu finden, als der Durchschnitt es erwarten liesse. In den letzten Jahren habe sich hier auch nur wenig getan, sagte er abschliessend.

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