Nachgefragt

"Wir sind nicht Blockchain, nutzen aber eine vergleichbare Technologie"

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von Christoph Grau

Um das Bezahlen per Handy gibt es seit Jahren einen Hype, doch Kunden greifen meist noch zu Bargeld und Karten. Nun bringen sich neue globale und nationale Player in Stellung, um dem digitalen Portemonnaie zum Durchbruch zu verhelfen.

Vitus Ammann, CMO, Monetas (Quelle: Monetas)
Vitus Ammann, CMO, Monetas (Quelle: Monetas)

Wie kann ich mir die Blockchain vorstellen?

Vitus Ammann: Die Blockchain und die damit verbundene Kryptowährung Bitcoin war ganz zu Beginn ein Protokoll, das eine bis heute unbekannte Gruppe oder eine einzelne Person unter dem Namen Satoshi Nakamoto entwickelt hatte. Das Ziel war die Schaffung einer unpolitischen und nicht inflationierbaren Kryptowährung. Im Prinzip ist die Blockchain ein riesiges Hauptbuch wie aus der Buchhaltung. Alle Transaktionen von Bitcoins sind dort hinterlegt und archiviert. Die Datenbank ist inzwischen knapp 50 GB gross. Diese Informationen befinden sich aber nicht zentral auf einem Server. Sie sind über viele tausend Computer der sogenannten Miner, also die Personen, welche die Transaktionen überprüfen und dabei neue Bitcoins generieren, verstreut.

Wie werden dabei Transaktionen getätigt?

Wenn zwei Nutzer Bitcoins tauschen wollen, dann wird eine entsprechende Anfrage an den grossen Pool der Miner übersandt. Diese prüfen, ob die Parteien berechtigt sind, die Transaktion durchzuführen. Etwa ob sie überhaupt die Bitcoins haben und ob die Adressen richtig sind. Zudem müssen sie eine Rechenaufgabe lösen, um die Transaktion zu bestätigen. Insgesamt sind mehrere Bestätigungen notwendig. Der Handel wird dann einem Block zugeteilt, der an die Blockchain angehängt wird. So erweitert sich die Kette mit den Transaktionen immer weiter, womit auch der Name Blockchain zu erklären ist.

Was ist der Unterschied zu Ihrer Technologie?

Zunächst möchte ich festhalten, dass wir nicht Blockchain sind, sondern nur eine ähnliche Technologie nutzen. Wir entwickelten einen digitalen Notar, der sozusagen auf einem Server sitzt und Verträge besiegelt. Wenn Sie mir zum Beispiel 10 US-Dollar schicken wollen, dann können Sie eine Anfrage an mich senden und mit Ihrem privaten Schlüssel chiffrieren. Anschliessend bestätige ich den Empfang mit meinem Schlüssel und leite die Transaktion an den Notar weiter. Er überprüft dann zunächst die Schlüssel nach Gültigkeit und Berechtigung. Wenn alles in Ordnung ist, unterschreibt der Notar mit seinem Schlüssel und schickt den Vertragsparteien eine Kopie des nun dreifach verschlüsselten Dokuments. Wir nennen dies Transferdokument. Die Summe aller Transferdokumente bildet den aktuellen Kontosaldo. Alle drei Parteien haben die gleiche, von allen Parteien unterschriebene Quittung. Dies alles geschieht in Millisekunden.

Ist das Notar-System selbst schon sicher?

Jeder Notar wird noch mit einem sogenannten Auditor ausgestattet. Dieser kann auch unabhängig vom Standort des Notar-Servers gehostet werden. Er macht eigentlich nichts anderes, als das richtige Funktionieren des Notars zu kontrollieren. Die Sicherheit des Systems wird aber noch weiter verbessert werden. Mehrere Notare werden zu einem Voting-Pool verbunden. Da wir nur sehr geringe Datenmengen verschicken, kann jeder Notar, respektive der Auditor, alle Transaktionen im Voting-Pool überprüfen. Dabei ist eine Zustimmung der Mehrheit der Notare im Pool nötig, um eine Transaktion durchzuführen. Mit diesem System sind wir unabhängig von der Blockchain, nutzen aber eine vergleichbare Kryptotechnologie.

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