Müllers kleines ABC

I wie Informationshierarchie

Uhr
Christopher Müller, Inhaber und CEO von Die Ergonomen Usability AG
Christopher Müller, Inhaber und CEO von Die Ergonomen Usability AG

Theorie: Informationshierarchie meint im Kontext der Ergonomie: Die Darreichung von Inhalten in einer für die Nutzer sinnvollen, logischen, konsistenten Art und Weise. Das erleichtert ihnen die Orientierung und die Bedienung.

Realität: Leider wird dieses Konzept gerade im Web immer wieder – zwar wohlmeinend, aber mit fatalen Folgen – ausser Kraft gesetzt. Da muss wohl irgendwer mit viel Einfluss mal in die Welt posaunt haben, dass es die Nutzer glücklich macht, wenn ihnen möglichst viele verschiedene Zugänge zu den Inhalten angeboten werden. Also werden Home- und Landingpages ausser mit einem mächtigen Headerbild und der (hoffentlich) stimmigen Hauptnavigation auch noch mit situationsbezogenen Einstiegen, umfangreichen Suchfunktionen, bunten Teasern und Assistenten ausgestattet. Jeder soll sich ja nach seinen eigenen Vorlieben auf der Site bewegen können ...

Das ist nun aber weder nützlich noch nötig. Zu grosse, zu auffallende Header überstrahlen die Navigation. Die Vielfalt an Zugängen überfordert die Nutzer, weil die sich laufend entscheiden müssen, welchen sie wählen sollen. Im schlechtesten Fall werden sie zwischen Verschiedenen hin- und herlavieren. Das strapaziert ihre Geduld und macht sie mürbe. Der Eigentümer der Website wird früher oder später bemerken, dass seine Hauptbotschaften im Navigationsdschungel untergehen, dass die Absprungraten steigen oder der Kundendienst aus dem letzten Loch pfeift.

So wird das Navigationsangebot zur Hürde statt zum Hilfsmittel, und zwar auf beiden Seiten. Dabei wollen die Nutzer oft nur eines: beherzt, aber freundlich bei der Hand genommen und zum Ziel geführt werden. Ihre Zeit ist einfach zu knapp, ihre Aufmerksamkeitsspanne zu kurz. Sie wollen nicht lange suchen und beim Navigieren auch noch Entscheidungen fällen müssen.

Fazit: Weniger, dafür Relevantes, ist meist mehr. Vorbedingung ist der Mut, seine Message etwas leiser, dafür selbstbewusster zu verkünden. Es braucht die Geduld und das Durchsetzungsvermögen, so lange an der Informationshierarchie zu feilen, bis sie schlüssig ist. Dann erst zieht sie den Nutzer hinein und führt ihn zum Ziel.

Webcode
DPF8_26174