Editorial

Schweizer Game-Entwickler müssen sich besser verkaufen

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Christoph Grau, stellvertretender Chefredaktor, Netzwoche. (Source: Netzmedien)
Christoph Grau, stellvertretender Chefredaktor, Netzwoche. (Source: Netzmedien)

In der Öffentlichkeit wird viel von IT-Firmen und Start-ups gesprochen. Auch in Fachpublikationen finden sich häufig Beiträge zu Fintech-Unternehmen, Blockchain-Start-ups (Seite 14) oder den inzwischen alteingesessenen IT- und Software­firmen. Diese Unternehmen gewinnen immer mehr an Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft.

Eine Branche, die bisher nur wenig Beachtung fand, ist die Computerspiele-Industrie in der Schweiz (Titelgeschichte auf Seite 24). Immerhin sind fast 100 Firmen in diesem stetig wachsenden Bereich aktiv. Es gibt sogar international bedeutende Game-Entwickler in der Schweiz. Das beste Beispiel hierfür ist Giants Software aus Schlieren. Der von ihnen entwickelte "Landwirtschaftssimulator" verkaufte sich millionenfach und hat eine grosse Fangemeinde hinter sich. ­-Dieses Unternehmen ist ein Aushängeschild der Schweizer Game-­Industrie. Vergleichbar mit King Digital Entertainment mit Candy Crush für Grossbritannien oder Rovio Entertainment mit Angry Birds für Finnland.

Noch aber fristet die Game-Industrie der Schweiz nur ein Schattendasein. Dabei gibt es genügend Potenzial in der Schweiz. Mehrere hundert Game-Designer und -Entwickler wurden und werden an den Hochschulen hierzulande ausgebildet. An Fachpersonen mangelt es also nicht. Mit dem Ludicous Game Festival hat die Schweiz einen Game-Event, der auch international wahrgenommen wird. Dennoch ist es der Branche bisher kaum gelungen, ähnlich auf sich aufmerksam zu machen, wie es etwa die Fintech-Unternehmen tun. Auch gibt es noch kein Förderprogramm, wie etwa den F10-Inkubator in Zürich für Fintech- und Insurtech-Start-ups oder der Edtech Collider in Lausanne für Jungfirmen, die neue Bildungstechnlogien entwickeln. Wenn die Schweizer Game-Branche weiterkommen will, dann braucht es ähnliche Initiativen und diese sollten von der Wirtschaft selbst angestossen werden.

Der Bundesrat entscheidet diesen Frühling, welchen Stellenwert er der Game-Industrie beimessen will. Sollte dieser hoch sein, dann kann sich die Branche in Zukunft über staatliche Förderung freuen, etwa über Innosuisse, wie die die KTI neuerdings heisst. Einige Stimmen in der Branche fordern eine solche Förderung. Darauf verlassen sollte sich die Branche jedoch nicht und mehr Eigeninitiative zeigen. Denn die Game-Erfolge der letzten Jahre, wie besagter "Landwirtschafts­simulator" oder das Strategiespiel "First Strike: Final Hour", zeigen, welches Potenzial die Schweiz zu bieten hat. Es ist also an der Zeit, dass die Branche sich zusammenrauft und sich öffentlich stärker präsentiert.

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