Wild Card von Rino Borini

Green Fintech – Allez la Suisse!

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Die Schweiz hat es verpasst, frühzeitig eine global führende Rolle im Fintech-Bereich einzunehmen. Besser und insbesondere schneller machte es Grossbritannien, wie auch der Stadtstaat Singapur, wo inzwischen das weltweit grösste Fintech-Stelldichein stattfindet. Nun bietet sich für den Schweizer Finanzplatz eine neue Chance an.

Rino Borini, Mitgründer Finance 2.0. (Source: Barbara Hess - pictura.ch)
Rino Borini, Mitgründer Finance 2.0. (Source: Barbara Hess - pictura.ch)

Der Schweizer Finanzplatz gehört zu den global wettbewerbsfähigsten Finanzzentren. Doch in den letzten Jahren haben die Banken-Hotspots Zürich und Genf in verschiedenen Rankings Plätze eingebüsst. Dafür gibt es viele Gründe. Ein Grund liegt darin, dass die Schweiz es verpasst hat, frühzeitig eine weltweit führende Rolle im Fintech-Bereich einzunehmen, obwohl das Thema früh, nämlich schon im Jahr 2013, mit der ersten Fintech-Konferenz «Finance 2.0» angestos­sen wurde. Doch bei den Branchenverbänden und der Politik geschah lange Zeit wenig bis gar nichts, um den Finanzplatz als globalen Finanztechnologie-Hub zu positionieren.

Besser und schneller machte es Grossbritannien. Die damalige Regierung unter Premierminister David Cameron initiierte 2014 ein Paket zur Förderung von Fintech. So verkündete im August 2014 der UK-Schatzkanzler George Osborne in einer eindrücklichen Rede die Ambition der britischen Regierung, Grossbritannien zum globalen Fintech-Hub zu machen. Der Schatzminister sagte in klaren Worten: «I’m here today because I want the UK to lead the world in developing Fintech. That’s my ambition – short and sweet.» Die Regierung erkannte frühzeitig die Wichtigkeit von Fintech für einen prosperierenden Finanzplatz. Osborne schloss seine Rede wie folgt ab: «Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära im Bankwesen.» Und diese Ära wird durch Technologie bestimmt. Kurze Zeit später verkündete auch der Stadtstaat Singapur, dass Finanztechnologie ein zentraler Treiber für das künftige Wachstum des Finanzplatzes sei. Inzwischen findet das weltweit grösste Fintech-Stelldichein in Singapur statt. Dabei handelt es sich um das mehrtägige Fintech-Festival, das Experten aus der ganzen Welt anzieht.

Leider haben diese klaren Voten die Branche und Politik viel zu spät erreicht. Doch nun bietet sich für den Schweizer Finanzplatz eine neue Chance an. Das neue Schlagwort lautet Sustainable Finance. Nachhaltigkeit im Finanzbereich gewinnt global an Bedeutung. Immer mehr Investoren wollen ihre Gelder nach einem nachhaltigen Anlageansatz verwaltet haben. Dazu kommt die Generation Y, die in den kommenden zwei Dekaden unheimlich viel Kapital erben wird, und die Millennials sind bereits auf Nachhaltigkeit getrimmt.

Der Bundesrat wie auch die Branche selbst haben diese Chance erkannt. Die Regierung verabschiedete diesbezüglich im Juni 2020 einen Bericht und Leitlinien zur Nachhaltigkeit im Finanzsektor. Das Ziel: Der Schweizer Finanzplatz soll global eine führende Rolle in Sustainable Finance übernehmen. Ein wichtiges Schlüsselelement dazu wird Technologie sein. Nun kommt Green Fintech ins Spiel: Innovative Jungunternehmen werden die Treiber sein, denn dank der effizienten Nutzung digitaler Technologien können sie einerseits als Innovationspartner traditioneller Finanzakteure auftreten, andererseits können sie entlang der Wertschöpfungskette etablierte Banken und Vermögensverwalter teilweise ablösen.

Die Absicht des Bundesrates, den Finanzplatz Schweiz zum globalen Hub für «Sustainable Finance» zu machen, kommt zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt gilt «Speed is the game», und alle Bestrebungen funktionieren nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen: Ade Ego-System, hallo Eco-System! Allez la Suisse und #MakeBankingSexy!

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