Wild Card von Kamales Lardi

Massenentlassungen im Tech-Bereich vermindern die Diversität

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Die überdurchschnittlich hohe Quote von Entlassungen von untervertretenen Arbeitnehmenden kann – in Ermangelung ­alternativer Perspektiven und Sichtweisen – mittel- und langfristig negative Auswirkungen auf die Entwicklung von KI-basierten Lösungen oder neuen Technologien haben.

Kamales Lardi, Autorin und Expertin für digitale Strategien. (Source: zVg)
Kamales Lardi, Autorin und Expertin für digitale Strategien. (Source: zVg)

Das lang andauernde, dynamische Wachstum der Belegschaften in der Techologiebranche ist in den vergangenen zwölf Monaten durch massive Entlassungen bei 1200 Unternehmen weltweit gebremst worden. Das führte zu einem Verlust von über 400 000 Arbeitsplätzen. Alphabet (Google) hat etwa entschieden, weltweit 6 Prozent der Stellen abzubauen. Diese Massenentlassungen haben in der Technologiebranche in der Regel unverhältnismässige Auswirkungen auf Frauen und Minderheiten – Gruppen, die in technischen Berufen ohnehin schon untervertreten sind, was weitreichende Folgen haben kann. 

Die Vielfalt berücksichtigen

Die Entwicklung in wichtigen aufstrebenden Technologiebereichen wie KI-basierten Lösungen oder dem Metaverse leidet bereits unter einem Mangel an Diversität. Diese Technologiebereiche werden nicht nur die globale Unternehmenslandschaft, sondern auch die Gesellschaft im Allgemeinen grundlegend verändern. Wenn diese Lösungen nicht von einer vielfältigen Gruppe von Menschen entwickelt werden, besteht die Gefahr, dass sie nur für eine bestimmte homogene Gruppe von Menschen konzipiert werden. Dabei spielt nicht nur das Geschlecht eine Rolle, sondern auch die Diversität des Denkens, die durch unterschiedliche Kulturen, Erziehungsstile, sexuelle Orientierungen und Bildungshintergründe repräsentiert wird. Gerade diejenigen Mitarbeitenden in Technologieunternehmen, die nicht dieser homogenen Gruppe angehören und es schwer haben, aufzusteigen oder anerkannt zu werden, werden in der Regel zuerst entlassen. 

Es gibt zumindest mittelfristig einen gegenläufigen Trend, der sich aus der Haltung der nächsten Generation von Arbeitnehmenden ergibt, die Diversität und Inklusion einfordert. In meinem kürzlich erschienenen Buch «The Human Side Of Digital Business Transformation» (Die menschliche Seite der digitalen Unternehmenstransformation) beschreibe ich die wichtigsten Aspekte dieses Generationenwechsels, die Auswirkungen auf Unternehmen und wie Unternehmen diese neue Generation von Mitarbeitenden und Kunden ansprechen und motivieren können. 

Die Bedeutung der Diversität in der Technologieentwicklung

Die Technologiebranche ist heute unbestreitbar immer noch von Männern dominiert, was durch die Massenentlassungen verstärkt wird. Technologielösungen werden von Menschen geschaffen, und die von Menschen internalisierten Werte, Überzeugungen und Vorurteile beeinflussen wiederum die Entwicklung von Technologien. Die Homogenität innerhalb der Technologiebranche führt nun dazu, dass Lösungen – bewusst oder unbewusst – einseitig entwickelt werden. Nachträgliche Korrekturen sind schwierig. Daher ist die Diversität in diesem Kontext von so grundlegender Bedeutung. 

Unternehmen können konkrete Massnahmen ergreifen, um die Auswirkungen von Entlassungen auf die Diversität und Inklusion ihrer Belegschaft zu minimieren, indem sie offene Gespräche führen und sicherstellen, dass sich die obersten Führungskräfte für Strategien zur Förderung von Diversität und Inklusion einsetzen.
 

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