Gegen Kaution

Assange auf freiem Fuss

Uhr | Aktualisiert
von asc

Das höchste britische Zivilgericht hat am Donnerstag in zweiter Instanz entschieden Wikileaks-Chef Julian Assange auf Kaution frei zu lassen. Allerdings muss er eine Fussfessel tragen.

Das höchste britische Zivilgericht hat entschieden den Wikileaks-Gründer aus dem Gefängnis zu entlassen. Der Australier sass wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung zweier Frauen aufgrund eines EU-weiten Haftbefehls aus Schweden seit mehr als einer Woche in Untersuchungshaft.

Jubel bei den Wikileaks-Anhängern

Kurz nach Bekanntgabe der Freilassung von Assange brach unter den Wikileaks-Unterstützern vor dem Gerichtsgebäude mitten in London grosser Jubel aus. In erster Instanz wurde bereits am Dienstag entschieden Assange gegen eine Sicherheitsleistung von 240'000 Pfund freizulassen. Dagegen hatte die schwedische Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Der Anwalt von Assange, Mark Stephens, hatte bereits vor Beginn der Anhörung am Donnerstag gesagt, dass das Geld "bei den Banken bereit" liege. 200'000 Pfund mussten in bar hinterlegt werden.

Wikileaks.com wieder erreichbar

Wikileaks.org ist dank der Dienste des US-DNS-Providers Dynadot wieder erreichbar. Das Unternehmen sei gleichzeitig der zuständige Registrar, sagte Dynadot-Präsident Todd Han. Gehostet wird die Site von Silicon Valley Web Hosting.

Die Inhalte befinden sich allerdings nicht auf Servern in den USA. Laut Angaben der britischen Sicherheitsfirma Netcraft werden Besucher von Wikileaks.org schon seit Freitag an den Spiegelserver mirror.wikileaks.info in Russland weitergeleitet. "Es ist trotzdem eine Überraschung, dass Wikileaks.org wieder in den USA gehostet wird, auch wenn der Traffic umgeleitet wird", schreibt Netcrafts Paul Mutton in einem Blogeintrag.

Anfang Dezember hatte EveryDNS.net die kostenlos bereitgestellte Domain wikileaks.org abgeschaltet. Seitdem war die Website direkt über die IP-Adresse 213.251.145.96 oder wikileaks.ch erreichbar. Den Schritt begründete das Unternehmen mit Verstössen gegen seine Nutzungsbedingungen. Die Website sei wiederholt Ziel von DDoS-Attacken gewesen, die die Stabilität der Infrastruktur von EveryDNS.net gefährdet hätten.

Entscheidung über Freilassung

Heute Mittag soll in einem weiteren Gerichtstermin vor dem obersten Gerichtshof in London darüber entschieden werde, ob Assange gegen Kaution auf freien Fuss kommt. Geprüft werden, ob die Kaution in Höhe von 200.000 Pfund (364'000 Franken) angemessen sei. Ursprünglich sollte Assange bereits am Dienstag aus dem Gefängnis entlassen werden, doch die schwedische Staatsanwaltschaft hatte Berufung gegen die Entscheidung eingelegt.

Auch die US-Staatsanwaltschaft sucht derweil nach einer Möglichkeit den Wikileaks-Gründer zu belangen, berichtet die 'New York Times'. Er solle nicht ungeschoren davon kommen und deshalb wird händeringend nach einem juristischen Vorwurf gesucht. Die Ermittler verfolgen deshalb eine neue Strategie und prüfen, ob Assange den mutmasslichen Informanten Bradley Manning angestiftet habe, Zehntausende geheime Dokumente der US-Regierung an Wikileaks übergeben zu haben. Wäre das der Fall, könnte die US-Staatsanwaltschaft den Wikileaks-Chef wegen Verschwörung belangen.