Jahresrückblick

Das ICT-Jahr 2012: Januar bis April

Uhr | Aktualisiert
von Marcel Maurice Urech

Wissen Sie, dass die Schweizer Börse 2012 offline war? Dass auch die Schweiz an LeWeb'12 teilnahm? Und dass das Schaltjahr 2012 Linux und Windows gehörig Mühe bereitete? In 48 witzigen, ernsten und skurrilen Ereignissen blicken wir zurück auf das ICT-Jahr 2012 – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Im ersten Teil schauen wir auf die Monate Januar bis April 2012 zurück.

Das neue Jahr beginnt mit einem Paukenschlag: Am Freitag, 13. Januar, wird der Handel an der Schweizer Börse ausgesetzt. Dies nicht etwa wegen eines Hackerangriffs sondern aufgrund technischer Störungen, so die Betreiber. Mit rund drei Stunden Verspätung wird der Handel dann doch noch aufgenommen.

Avaloq streicht 120 Stellen in Zürich und Thalwil – rund ein Fünftel der Belegschaft. Man wolle Aufgaben ins Tessin und in Filialen im Ausland verlagern. Der Abbau werde durch einen Sozialplan abgefedert. Grund sei die Finanzkrise und der starke Schweizer Franken, so der Bankensoftware-Spezialist.

Am 18. Januar ist Blackout Day: Firmen wie Google, Mozilla und die Wikimedia Foundation gehen teilweise offline. Der Protest richtet sich gegen die US-Gesetzesvorlagen SOPA (Stop Online Piracy Act) und PIPA (Protect Intellectual Property Act). Diese würden die Meinungsfreiheit bedrohen, so die Gegner.

Die US-Bundespolizei FBI schliesst die Filesharing-Website Megaupload.com und verhaftet Gründer Kim Schmitz. Aktivisten von Anonymous antworten mit Denial-of-Service-Attacken auf US-Websites. Wie reagiert Rapidshare? "Wir sind so legal wie Swisscom oder Youtube", beruhigt CEO Alexandra Zwingli.

Februar 2012: Demo gegen ACTA, IBM und HR, Cablecom-Kunden leiden, Roche migriert

Die Piratenpartei organisiert eine Demonstration gegen ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) – rund 400 Teilnehmer folgen dem Aufruf und marschieren bei klirrender Kälte durch Zürich. Das Abkommen trete die Rechte von Internetnutzern mit Füssen. Amnesty Schweiz schliesst sich dem Protest an.

IBM wolle nur noch ein Kernteam halten und Arbeitskräfte aus der Cloud beziehen, schreibt der Spiegel unter Berufung auf ein internes Dokument. Der Konzern setze auf internationale Arbeitsverträge, um restriktive Vorschriften in einzelnen Ländern zu umgehen. IBM kommentiert den Bericht nicht.

250'000 Kunden von Cablecom können Mitte Februar 14 Stunden lang nicht mehr über das Festnetz telefonieren. Das Unternehmen begründet dies mit Softwareproblemen und dem Ausfall eines Telefonieknotens. Und KMU-Kunden von Swisscom im IP-Bereich 109.xxx.xxx.xxx sind für rund vier Stunden offline.

Roche gibt bekannt, rund 90'000 Anwender in 140 Ländern auf Google Apps for Business migrieren zu wollen. "In den letzten 2,5 Jahren waren unsere zwei unterschiedlichen E-Mail- und Kalender-Plattformen oft ein Hindernis für eine effektive Zusammenarbeit", kommentiert CFO und CIO Alan Hippe.

März 2012: Apple's iPad, Microsoft und das Schaltjahr, Bundesrat mit Digitalstrategie, SBB gewinnt 

Apple stellt ein iPad mit LTE und Retina-Display, Apple TV mit Full HD und Siri auf Japanisch vor. Über 172 Millionen "Post-PC-Geräte" (iPod, iPhone, iPad) habe man 2011 verkauft, so CEO Tim Cook, und diese hätten 76 Prozent des Umsatzes generiert. Ein halbes Jahr später präsentiert Apple das iPhone 5.

Das Schaltjahr 2012 killt Windows Azure: Das Cloud-Angebot von Microsoft ist in mehreren Regionen offline. Die Zeitberechnung könne den zusätzlichen Tag im Kalender nicht richtig verarbeiten, erklärt Microsoft. Das Unternehmen braucht rund acht Stunden, um die meisten Dienste wiederherzustellen.

Der Bundesrat aktualisiert seine Digitalstrategie und nennt drei konkrete Vorhaben: Mitspielen bei der Liberalisierung des internationalen Domain-Marktes; barrierefreier Zugang zu den Angeboten des Bundes; Ausbau des statistische Datenangebots zur Entwicklung der Informationsgesellschaft in der Schweiz.

SBB.ch ist Master of Swiss Web 2012. Entwickelt wurde die Website der Schweizerischen Bundesbahnen von Namics, Maxomedia und Unic. Die Spezialkategorie gewinnt der Hörgerätehersteller Sonova. Der emeritierte HSG-Professor Beat Schmid erhält einen Ehrenpreis für seine Verdienste rund um E-Commerce.

April 2012: Kritik an CISPA, Austritte bei Asut, Insieme-Debakel, Ikea mit TV und Kamera

Der US-Kongress diskutiert CISPA (Cyber Intelligence Sharing and Protection Act) – das Gesetz soll bei der Bekämpfung von Cyber-Terrorismus helfen. Internetrechtler warnen vor Zensur und Überwachung. Anonymous ruft zum Protest auf: Die Vorlage sei noch schlimmer als SOPA und PIPA, so die Aktivisten.

"Reisende soll man nicht aufhalten", sagt Fritz Sutter, langjähriges Vorstandsmitglied des Schweizerischen Verbands der Telekommunikation Asut, zum Austritt von Orange, Sunrise und UPC Cablecom. "Ich musste es aus der Zeitung erfahren. Aber wir können den Abgang von drei Mitgliedern verschmerzen."

Die Finanzdelegation der Räte warnt vor zu hohen Kosten im IT-Projekt Insieme der Eidgenössischen Steuerverwaltung. Der finanzielle Rahmen decke nur noch die elementarsten Ziele ab. Insieme müsse sofort redimensioniert werden. Fünf Monate später zieht der Bund die Notbremse und bricht das Projekt ab.

Ikea verkauft Fernseher - "Uppleva" ist Schrank, Bildschirm, Bluray-Player und Soundsystem in einem. Das Durcheinander an Kabeln und Fernbedienungen sei passé. Doch damit nicht genug: Mit der "PS Knäppa" haben die Schweden neu auch eine eigene Digitalkamera – die unter Ikea-Mitgliedern verlost wird.

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