Der Glasfaserbau bringt keine Änderungen im Breitbandmarkt, aber nützt Swisscoms TV-Ambitionen

Uhr | Aktualisiert
„Ich erwarte keine komplette Neuverteilung der Marktanteile im Breitbandmarkt durch FTTH-Investitionen“, stellt Oliver Lux, Principal bei Arthur D. Little Schweiz, fest. Lux ist Mitautor der Studie „Reviving the Fixed Line“, der achten Ausgabe einer jährlich erscheinenden Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas. Swisscom habe als einziger voll integrierter Triple-Play-Anbieter in der Schweiz neben Cablecom und aufgrund der 2,8 Milliarden Franken, die das Unternehmen über sechs Jahre hinweg in sein Glasfasernetz investiert, gute Chancen, seine Position im TV-Bereich weiter auszubauen, hält die Studie fest. Gute Noten geben die Studienautoren Swisscom auch für die gewählte „Premium Light“-Strategie beim Content. Investitionen in exklusive High-End-Premium-Inhalte wie etwa ein umfangreiches Angebot neuester Kinofilme oder die Exklusivübertragung von Fussballspielen seien für Triple-Play-Anbieter riskant. Die Kundenbasis werde die Investitionen in die teuren Inhalte kaum amortisieren können. Swisscoms Ansatz sei hingegen vielversprechend: ausgesuchte, zielgruppenspezifische Inhalte (Dokumentationen, Filmauswahlen, Sportprogramme) gemeinsam mit interaktiven Services (Opt-in-Informationen, Speicher und Mediadateiaustausch) zu Angebotspaketen geschnürt. „Dieser Ansatz erfordert im Durchschnitt nur zirka 15 bis 25 Prozent der Investitionen im Vergleich zu High-End-Premium-Inhalten“, kommen die Autoren zum Schluss. Im weiteren betrachtet die Studie die Aussichten für die Telekomanbieter angesichts der Wirtschaftskrise. Auch hier kommen die Autoren zum Schluss, dass Triple-Play eine wichtige Rolle für das Überstehen der Krise spielen wird. Bis 2015 biete sich den europäischen Festnetzanbietern ein neues Umsatzpotenzial von rund 6 Milliarden Franken durch Inhalte und Dienstleistungen rund um das Thema „TV der Zukunft“. Triple-Play-Angebote werden den etablierten Betreibern helfen, Verluste in der Festnetzsparte auszugleichen, das Niveau des durchschnittlichen Umsatzes pro Kunde (ARPU) zu halten und mittels Marktkonsolidierung Profitabilität zu wahren, sind die Studienautoren überzeugt. Bis 2015 prophezeien sie diesen Anbietern gar einen Anstieg des Unternehmenswerts um bis zu 27 Prozent – sollte es ihnen bis dahin gelingen, ihre Verluste im Festnetzbereich zu halbieren. „Paradoxerweise gewährt die derzeitige Finanzkrise den etablierten Betreibern einen kleinen Zeitvorsprung, da sie die Entwicklung der Unternehmen in der Internetbranche wie auch der Systemanbieter hemmt“, glaubt Klaus von den Hoff, Global Head der Telecoms & Media Practice bei Arthur D. Little. Diesen könnten die etablierten Betreiber dazu nutzen, ihre Angebote zu organisieren und abzustimmen. Für die Studie wurden rund 100 Entscheider aus der Telekombranche (Betreiber, Hardwarehersteller, Medien und Kontrollbehörden) in 17 europäischen Ländern befragt. Die Studienergebnisse will Arthur D. Little am 2. April an einem Event in Zürich präsentieren und diskutieren.

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