"Die alte IT braucht viel zu lange, um Prozesse zu optimieren"
Business Process Management (BPM) wird vor allem für mittelständische Unternehmen immer wichtiger, da eine schnelle Prozessoptimierung helfen kann, das Geschäft anzukurbeln. Oliver Erb, Country Manager der Software AG Schweiz, erklärt die Hintergründe und die Notwendigkeit von BPM.

Herr Erb, Sie sind, nachdem Ihr Vorgänger Maurizio Conti Ende 2010 die Software AG Schweiz überraschend verlassen hatte, seit dem 1. Januar 2011 neuer Country Manager. Wie sind Sie an diese Stelle gekommen?
Ich war über zehn Jahre bei IDS Scheer unter anderem für verschiedene Bereiche zuständig, vorrangig aber für Consulting und das Produktgeschäft rund um das Thema BPM. Und genau dieses Portfolio bieten wir den Kunden der Software AG Schweiz. Das war einer der Gründe für meinen Wechsel. BPM ist am Schweizer Markt ein stark nachgefragtes Thema bei den Kunden. Die alte IT braucht oftmals viel zu lange, bis Prozesse optimiert werden. Ein weiterer wichtiger Grund für den Wechsel war die anstehende Integration der IDS Scheer in die Software AG.
Wie sieht es denn mit der Neukundengewinnung aus?
Wir haben erst kürzlich einen sehr namhaften Schweizer Kunden aus dem Dienstleistungsbereich
für BPM gewinnen können. Allerdings kann ich dazu noch keine konkreteren Angaben machen. Zudem konnten wir auch einen Kunden aus der Solarbranche überzeugen. Im Geschäftsbereich Prozesssteuerung haben wir drei Kunden quasi fast schon an der "Angel".
Die in der Schweiz noch relativ unbekannte Software AG steht im Schweizer Markt auch nicht allein da – wer ist denn für Sie der grösste Konkurrent?
Hier muss zwischen den Geschäftsbereichen unterschieden werden – einmal Webmethods mit BPM und SOA, dann der Integrationsbereich und schliesslich Consulting/SAP-Beratung. Bei den beiden ersten sind es bekannte Player wie Oracle und IBM: Das sind unsere zwei Hauptkonkurrenten. Wir sehen allerdings in vielen Kundengesprächen unser Alleinstellungsmerkmal, die Durchgängigkeit unserer Lösungen und somit die Verbindung von Business und IT.
Das Hauptaugenmerk der Software AG liegt momentan auf BPM. Täuscht es oder flaut der Hype um BPM und SOA etwas ab?
Wie bei allen IT-Trends sind SOA und BPM mittlerweile aus der Hypephase herausgewachsen und gehen in die Produktivitätsphase über, das heisst, sie werden schon bei vielen Unternehmen erfolgreich eingesetzt. Daher hört und liest man nicht mehr so viel darüber wie noch vor zwei, drei Jahren. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie von der Bildfläche verschwunden sind, ganz im Gegenteil. Der Nutzen von BPM und SOA, der Gewinn von Agilität und Flexibiltät ist mehr denn je ein wichtiges Thema für unsere Kunden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen.
Wie wichtig ist Business Process Management für Unternehmen in der Schweiz?
Als wichtigsten IT-Trend für die nächste Dekade sehen wir das digitale Unternehmen, also ein Unternehmen, in dem alle wichtigen Kernprozesse digitalisiert sind. Wir befinden uns zurzeit auf dem Weg dorthin. BPM ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, das gilt in der Schweiz genauso wie in anderen Regionen.
Welche Branchen haben derzeit den grössten Bedarf?
Es ist schwierig, den Bedarf auf einzelne Branchen zu begrenzen. Wir sind in der Schweiz besonders im Finanzsektor aktiv, aber das bedeutet keineswegs, dass andere Branchen nicht vom Nutzen von BPM profitieren. So haben wir schon eine Vielzahl von erfolgreichen Kunden in der Schweiz und führen interessante und wegweisende Gespräche in Branchen wie Chemie und Pharma, der Telekommunikation und der öffentlichen Verwaltung. Grosse Unternehmen sind sicherlich Vorreiter und haben schon etliche Geschäftsprozesse automatisiert, aber Bedarf gibt es überall.
Welche Rolle spielen bei modernen BPMInfrastrukturen Webarchitekturen?
BPM wurde schon als "die Killerapplikation von SOA" bezeichnet – das bedeutet, dass serviceorientierte Architekturen Voraussetzung für BPM sind, oder anders herum, eine SOA sich erst dann profitabel einsetzen lässt, wenn BPM-Anwendungen darauf laufen. Insofern spielt die Webarchitektur eine sehr grosse Rolle für BPM, platt ausgedrückt: Ohne SOA – kein BPM.
Welche Empfehlungen können Sie Unternehmen geben, die BPM umsetzen wollen, aber nicht wissen wie?
Zuerst sollte man sich beraten lassen. Eine Analyse der Ist-Struktur ist sicherlich sinnvoll, bevor man sich in grosse Umwälzungen stürzt. Leider ist unsere Welt nicht statisch, und es gilt, den Anforderungen der sich ständig ändernden wirtschaftlichen Bedingungen gerecht zu werden. BPM, basierend auf einer SOA, ist bestens geeignet, die nötige Flexibilität zu bekommen. Anstelle einer komplett neuen Lösung empfehlen wir, das zu nehmen, was bereits vorhanden ist, und daraus eine belastbare Lösung zu schaffen, die auch in Zukunft tragfähig ist und bleibt.
Was sind die Ziele der Software AG Schweiz für dieses Jahr?
Insgesamt gibt es drei Ziele, die wir in der Schweiz gern erreichen möchten. Erstens, wollen wir die Software AG als führendes Unternehmen für das, was wir "Business Process Excellence" nennen, im Schweizer Markt etablieren. Dazu werden wir mit unseren Bestandskunden die Zukunft gemeinsam gestalten. Durch intensiven Austausch wollen wir mit den Kunden gemeinsam in die nächste Phase der Zusammenarbeit eintreten. Als zweites Ziel haben wir uns vorgenommen, noch mehr neue Kunden zu gewinnen. Hier fokussieren wir uns sehr stark auf die Versicherungs- und Bankenbranche, wo sich gerade sehr viel im Umbruch befindet. Und unser drittes Ziel ist es, die Mitarbeiter auf unsere neue Ausrichtung und die neue Phase einzuspielen.

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