Vom IT-Systemintegrator über den Trusted Adviser zum Digital-Transformation-Partner
Die Schweizer IT-Systemintegrationsbranche zeichnet sich durch hochspezialisierte Anbieter, strikte Datenschutzanforderungen und branchenspezifische Lösungscluster aus. Trotz Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Legacy-Systemen treibt der Markt Innovationen in KI-gestützter Integration voran.

Der Schweizer Markt für IT-Systemintegration ist ein bedeutender Bestandteil des heimischen IT-Sektors. Als Teil des breiter gefassten IT-Services-Marktes betrug sein Volumen 2024 laut Einschätzung des Marktforschers IMARC rund 2,4 Milliarden US-Dollar und soll bis 2033 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 6,6 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar anwachsen. Besonders der Ausbau hybrider Cloud-Architekturen und die Modernisierung bestehender Systeme treiben dieses Wachstum laut dem Marktforscher an. Der Swiss Software Industry Survey 2024 zeigt ausserdem, dass Schweizer Softwareunternehmen 10,9 Prozent ihrer Umsätze direkt durch Integrationsdienstleistungen generieren.
Im europäischen Vergleich nimmt die Schweiz eine Nischenposition ein, da der hiesige Markt durch überdurchschnittliche Technologieaffinität gekennzeichnet ist. Der gesamteuropäische Systemintegrationsmarkt wird 2024 auf 129,76 Milliarden Dollar geschätzt. Der deutlich kleinere Schweizer Markt verfügt hingegen über eine bemerkenswerte Dichte an Spezialanbietern, die auf spezifische Branchen wie Pharma, Finanzdienstleistungen und Präzisionsfertigung zugeschnitten sind.
Datensouveränität als Markenzeichen
Die Schweizer Systemintegrationslandschaft wird nicht zuletzt durch das revidierte Datenschutzgesetz DSG geprägt. Einige Anbieter betreiben ihre Dienste ausschliesslich aus hochsicheren Rechenzentren innerhalb der Landesgrenzen, um die Einhaltung lokaler Vorgaben zu gewährleisten. Dieser «Schweizer Hosting-Imperativ» führt zur Entwicklung eigenständiger Integrationsframeworks, die internationale Cloud-Plattformen mit lokalen Infrastrukturen verbinden.
Im Finanzsektor dominieren Hybridarchitekturen, die verschiedene Systeme und Tools miteinander verknüpfen. Besonders ausgeprägt ist die Konzentration auf branchenspezifische Lösungscluster. In der Pharmaindustrie liegt der Fokus auf der Integration von IoT-fähigen Produktionsstrassen mit Track-and-Trace-Systemen unter Berücksichtigung der entsprechenden regulatorischen Richtlinien. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) profitieren von «Integration-as-a-Service»-Angeboten.
Infrastrukturelle Basis für Integrationsprojekte
Die hervorragende Netzinfrastruktur der Schweiz mit einer 98-prozentigen Abdeckung bei Hochbreitbandanschlüssen bildet das Rückgrat komplexer Integrationsprojekte. Die parallel voranschreitende 5G-Einführung ermöglicht etwa Echtzeit-Integrationen in Edge-Computing-Szenarien, etwa bei autonomen Logistiksystemen.
Dennoch steht die Systemintegration in der Schweiz vor Herausforderungen. Über 60 Prozent der Schweizer Unternehmen operieren mit IT-Landschaften, die teilweise noch monolithische Mainframe-Systeme und gleichzeitig auch microservicebasierte Cloud-Anwendungen umfassen. Dass die Integration solch heterogener Umgebungen vertieftes Know-how erfordert, ist naheliegend. Solches Fachwissen ist allerdings nicht erst in Zeiten fehlender Fachkräfte zur Mangelware geworden.
Fachkräftemangel und Lohnkosten als Wachstumsbremsen
Trotz des hohen Ausbildungsniveaus leiden Schweizer Integratoren und die gesamte ICT-Industrie unter einem Mangel an IT-Experten. Marktbeobachter prognostizieren, dass bis 2030 rund 40 000 IT-Spezialisten fehlen werden, insbesondere in den Bereichen cloudnative Entwicklung und Containerisierung. Lösungsansätze, um den Fachkräftemangel in der IT zu bekämpfen, sind vorhanden. Dazu zählen etwa Forderungen, dass das Bildungssystem mehr Fachkräfte hervorbringen solle, die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften (auch aus Drittstaaten) vereinfacht werden müsse, vorhandene Fachkräfte durch Weiterbildung auf dem neuesten Stand zu halten seien oder der IT-Beruf attraktiver gestaltet werden müsse, um mehr junge Menschen dafür zu gewinnen.
Diese Massnahmen dürften aber nichts an der Tatsache ändern, dass IT-Fachkräfte in der Schweiz teurer sind als etwa jene im EU-Ausland. Die Lohnkosten für Senior-Integratoren liegen bei durchschnittlich 120 000 Franken pro Jahr, was Projektbudgets um bis zu 25 Prozent verteuern kann, wenn mit lokalen Fachkräften gearbeitet wird oder werden muss.
Eine weitere Herausforderung stellten Sicherheits- und Compliance-Anforderungen dar. Die Implementierung EU-DSGVO-konformer Lösungen in Kombination mit Schweizer Sonderregelungen erfordere mehrschichtige Sicherheitsarchitekturen. Lösungsanbieter müssten zahlreiche Zertifizierungen (ISO 27001, SOC 2 etc.) vorweisen, um etwa im öffentlichen Sektor tätig werden zu können, was kleinere Unternehmen faktisch von öffentlichen Ausschreibungen ausschliesst.
Trotz regulatorischer und arbeitsmarktlicher Herausforderungen ist und bleibt die Schweiz für Schweizer Systemintegratoren ein spannender Markt. Dies nicht zuletzt durch die erforderlichen Marktkenntnisse, die sich etwa durch unterschiedliche Vorgaben der Regulatoren beim Bereitstellen grenzüberschreitender IT-Services ergeben. Aufgrund der Nähe zu international bedeutsamen Forschungseinrichtungen wie dem Cern und den beiden ETHs ist zudem für Nachwuchs an Fachkräften gesorgt, auch wenn das Angebot die Nachfrage kurz- und mittelfristig übersteigt.
Rolle der Systemintegration heute und morgen
Die Rolle von Systemintegratoren hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur durch spezifische Marktanforderungen gewandelt, sondern vor allem durch die veränderte Bereitstellung von Technologie. Cloud und Managed Services statt Software- und Hardwareintegration erfordern neue Fähigkeiten im Integrationsgeschäft. Der Systemintegrator wandelt sich über die Funktion des Trusted Advisor zum Digital-Transformation-Business-Partner. Die digitale Geschäftstransformation versetzt Unternehmen in die Lage, Technologien tiefgreifend in ihre Strukturen und Prozesse zu integrieren. Es geht darum, moderne Plattformen zu nutzen, die Daten und künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, um Prozesse zu optimieren und die Kundenbindung zu stärken. Diese Transformation bedeutet mehr als nur die Digitalisierung einzelner Geschäftsbereiche; sie zielt darauf ab, Unternehmen von Grund auf zu digitalisieren. Dies umfasst das Upgrade von Altsystemen, die Neugestaltung der Benutzererfahrung und die Schaffung von Wertschöpfung an jedem Kundenkontaktpunkt. Weitere Ziele der digitalen Transformation bestehen in der Steigerung der Kundenerfahrung und der Modernisierung der Organisation durch Technologie, die es ermöglicht, Unternehmen effizienter und reaktionsfähiger zu machen, und nicht zuletzt in der Wertschöpfung durch Technologie und Daten.
Der richtige Digital-Transformation-Partner agiert dabei nicht nur als Dienstleister, sondern als Berater und Vertrauter, der vollständig in den Erfolg eines Unternehmens investiert ist. Ein solcher Partner stellt sicher, dass ein Unternehmen wachsen und gedeihen kann, indem er es dabei unterstützt, geschäftskritische Prioritäten effizient zu erfüllen. Durch die Zusammenarbeit mit einem solchen Partner profitieren Unternehmen von tiefergehendem technologischem Verständnis und massgeschneiderten Lösungen, die auf spezifische Bedürfnisse zugeschnitten sind.

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