Drei Thesen zur Heirat von Google und Motorola
Seit der Übernahmeankündigung von Motorola durch Google ist eine wilde Diskussion über die Beweggründe der Akquisition entbrannt. Die Netzwoche hat sich in der Blogosphäre umgeschaut und die drei wichtigsten Thesen aufgearbeitet.
Die Übernahme von Motorola Mobility durch Google ist die grösste IT-Ankündigungen des Jahres. Nicht verwunderlich, dass sich die Blogosphäre mit Thesen überschlägt, die versuchen, den Deal richtig einzuordnen. Die Netzwoche hat sich die wichtigsten drei angeschaut.
These 1: Der geniale Schachzug des Larry Pages
Für Newsweek-Ikone Dan Lyons ist klar: Mit der Übernahme von Motorola Mobility ist Google ein genialer Schachzug gelungen. In einem Blogpost vergleicht er die Ankündigung Googles mit der Boxtaktik Muhammad Alis: Zuerst eine Schwäche vortäuschen, dann zuschlagen.
"Alle waren verwundert, als Google seine verrückten Gebote für die Nortel-Patente abgab", bloggt Lyons, "und nun macht alles Sinn." Er nimmt damit Bezug auf die Versteigerung eines Patentpools von Nortel, das im Juli für 4,5 Milliarden US-Dollar an Apple, Ericsson, EMC, Research in Motion, Microsoft und Sony ging. Google bot damals kuriose Beträge wie Pi oder die Entfernung der Erde zur Sonne und machte so den Anschein, die Auktion nicht Ernst zu nehmen.
Google habe die Nortel-Patente gar nie gewollt, so Lyons, und mit seinen Geboten lediglich den Preis in die Höhe treiben wollen. Mit dem Motorola-Deal erhalte Google drei Mal so viele Patente, als Apple und Microsoft von Novell und Nortel gekauft hätten.
Motorola habe das beste Mobile-Patent-Portfolio und Google werde dank der Nortel-Auktion die Zusage von den Wettbewerbshütern bekommen. Die Gespräche zwischen Motorola und Google seien schon lange im Gang und die ganze Aktion kalkuliert geplant gewesen.
"Typisch Larry Page - ein gewiefter, überaus kompetitiver Junge mit einer gemeinen Ader und einem versauten Sinn für Humor", so Lyon.
These 2: Eine Verzweiflungstat von Google
Blogger John Gruber, mit Daring Fireball ein Schwergewicht in der IT-Szene, hält die Ausführungen von Dan Lyons für falsch. Motorola Mobility habe zwar tatsächlich drei Mal mehr Patente als Nortel, allerdings bezahle Google dafür auch rund drei Mal mehr.
Dass die Gespräche schon länger im Gang seien, stimme nicht: Der Blog GigaOM habe glaubhaft dargelegt, dass diese erst nach der Nortel-Niederlage begonnen hätten. Wahrscheinlicher sei, dass Google die Nortel-Patente wirklich gewollt habe, aber gescheitert sei. Kurz darauf drohte Motorola, Hersteller von Android-Handys zu verklagen. Motorola CEO Sanjay Jha habe so geschickt den Preis nach oben getrieben.
Die 12,5 Milliarden US-Dollar, die Google für Motorola biete, seien fast der gesamte Reingewinn der letzen zwei Jahre. Und dies für einen "second-rate phone maker", so Gruber, der nicht profitabel sei. Die 2,5 Milliarden Dollar Vertragsstrafe, die Motorola im Falle eines Scheiterns ausgehandelt habe, könne man als Verzweiflung Googles werten.
Kurz: Motorola Mobility habe bewusst einen Verkauf über seinem Wert angestrebt und eine einfache Lizenzvereinbarung wie im Falle Nokia / Microsoft aktiv vermeiden wollen - mit offensichtlich grossem Erfolg.
These 3: Zwischen Genie und Wahnsinn - Ausgang ungewiss
Wenig überraschend hat auch TechCrunch-Analyst MG Siegler, der von vielen als "Apple-Fanboy" verschrien wird, über GoogleMoto gebloggt. Sein Fazit: Die Übernahme sei das genialste, was Google je gemacht habe - oder das dümmste. Etwas dazwischen sei nicht denkbar.
Dass es bei dem Deal vor allem um Patente gehe, sei offensichtlich. Nicht klar seien aber die Auswirkungen auf das Ökosystem von Android. Dieses könne nämlich - entgegen den Beteuerungen von Google - unmöglich so weiter geführt werden wie bisher.
Google werde Motorola mit hoher Wahrscheinlichkeit als Druckmittel verwenden, um Hersteller von Android-Handys zu schnelleren Updates zu zwingen und um seine Nexus-Linie auch weiterhin nach seinen Wünschen gestalten zu können. Was das für Auswirkungen auf das Ökosystem von Android haben werde, sei noch völlig unklar.
"Die Akquisition von Motorola hat Android entweder gerettet, oder umgestürzt", so Siegler. "Absolut brilliant - oder sehr, sehr dumm."

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