Ein Zuger Start-up macht vor, was Big Player nicht schaffen
Die Zeiten, wo Logfiles per Mail oder auf Foren versendet worden sind, sollen dank einer neuen SaaS-Lösung der Zuger Icomasoft vorbei sein. Silo-Denken, Eigeninteressen und die Fokussierung aufs Monitoring hatten das Erscheinen einer derartigen Lösung bisher verhindert.
Angefangen beim fehlenden Überblick über die Schar virtueller Maschinen bis hin zu Kompetenzstreitigkeiten in der IT – bei der Virtualisierung tun sich neben allen Vorteilen zunehmend Problemfelder auf. Administratoren, denen die gesamte Infrastruktur untersteht, verlieren nicht zuletzt wegen der steigenden Komplexität zusehends den Überblick. Jetzt soll eine neue Cloud-Lösung Ordnung schaffen: der Opvizor des Zuger Start-ups Icomasoft.
Die Lösung könne die «Schmerzen» von Administratoren deutlich lindern, so Diego Boscardin, Mitgründer und heutiger CEO, anlässlich des Launches am 14. April. Mit dem Opvizor sollen Konfigurations-, Performance- oder Security-Fehler in VMware-Umgebungen (Boscardin spricht von einer Früherkennungsquote von 60 Prozent) diagnostiziert und behoben werden können, bevor sie zu Leistungseinbrüchen oder Systemausfällen führen.
Logfiles in die Cloud
Um was geht es konkret? Die Software-as&Service-Plattform (SaaS), auf die VMware-ESX-Diagnosedateien hochgeladen werden können, analysiert die Logfiles der Kunden, die diese manuell oder automatisiert und verschlüsselt auf die Plattform in die Amazon-Cloud hochladen. Die Informationen des Clients und des Logview für den Check der Protokolldateien können dann mit anderen Anwendern, Beratern, Systemintegratoren und Herstellern geteilt werden, um gemeinsam Lösungsszenarien zu finden. Die Zeiten, in denen diese Daten per E-Mail versendet oder auf Foren gestellt worden sind, sollen dank der neuen Lösung des Zuger Start-ups vorbei sein.
Icomasoft ist heute mit fünf Angestellten in der Schweiz präsent – den beiden Gründern, einem Softwarearchitekten sowie zwei Personen in der Administration. Die Entwickler befinden sich jedoch in der Ukraine und in Polen, wo derzeit 14 Fachkräfte an zwei Standorten an Opvizor arbeiten. Nebst dem «guten Preis-Leistungs-Verhältnis» in Osteuropa müsse man in der Schweiz als Start-up etwa auch gegen Arbeitgeber wie Google um Top-Leute buhlen, begründen die beiden Unternehmer den Entscheid fürs Nearshoring.
Gelingt die nächste Finanzierungsrunde?
Laut Mitgründer Dennis Zimmer hätten die Marktforscher von Gartner bisher noch keine vergleichbare Lösung auf dem Markt eruieren können. Boscardin hat eine Erklärung dafür, warum bisher kein Big Player auf die Idee gekommen ist, eine derartige Lösung zu entwickeln: «Die verschiedenen Hersteller haben kein Interesse daran, die Probleme anderer zu lösen. Gerade EMC, denen VMware gehört, spricht sicher nicht mit Netapp», so Boscardin. Zudem habe das «Silo-Denken» und die Fokussierung aufs Monitoring eine derartige Lösung bisher unmöglich gemacht.
Läuft alles nach Plan, will Icomasoft mit Opvizor bis Ende 2011 die heutigen 430 Gratis-Abonnenten und 20 zahlenden Kunden auf 500 zahlende Kunden erhöhen. Die Anzeichen stehen nicht schlecht: «Die Resonanz auf die Public Beta und den Release Candidate hat uns positiv überrascht. Die Anzahl Tester lag sehr deutlich über unseren Erwartungen», so Boscardin. Dieser zeigte sich ausserdem überrascht und erfreut zugleich, dass sogar Banken die Lösung getestet hätten. So auch Sven Kempf von der BHF-Bank aus Deutschland, der am Launch zugegen war. Laut dem Bankenvertreter seien die Opvizor-Ergebnisse bisher insbesondere auch eine «gute Argumentationsbasis» in den einzelnen Abteilungen gewesen, um Optimierungen durchsetzen zu können.
Das Start-up wurde bisher von den Firmengründern Zimmer und Boscardin, die über 50 Prozent des Aktienkapitals halten, sowie durch Venture Capital der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und der österreichischen Capital Partners finanziert. Viel hängt jetzt davon ab, ob und wann die nächste Finanzierungsrunde gelingen wird: «Mit jedem Monat, der durchs Land zieht, verkleinert sich die Zahl zahlender Kunden für dieses Jahr», so Boscardin. Neue Investoren seien notwendig, um Opvizor weltweit bekannt zu machen und Kapazitäten auszubauen.

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