Internet Protokoll

IPv4: Der Topf ist leer

Uhr | Aktualisiert
von asc

Die IANA hat am Donnerstag die letzten fünf /8-Netze an IPv4-Adressen an die fünf regionalen Registrys verteilt. Der globale IPv4 Adresspool ist damit definitiv leer und eine langjährige Debatte geht zu Ende.

Am 3. Februar 2011 gab die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) bekannt, dass die letzten /8 Blocks des globalen, zentralen IPv4-Adresspools vergeben sind. Die Diskussionen darüber, wann die IPv4-Adressen definitiv ausgehen, sind damit verstummt. Jetzt muss gehandelt werden, damit die Wirtschaft weiterhin nachhaltig und bedarfsgerecht wachsen kann, denn von den IP-Adressen hängt vieles ab, wenn auch nur im Hintergrund.

Vor 21 Jahren vorausgesehen

Die Internet Engineering Task Force (IETF) hat bereits anfangs der 90er Jahre auf dieses Thema aufmerksam gemacht und davor gewarnt, dass die IPv4 Adressen eines Tages ausgehen würden und deshalb ein neues Internet-Protokoll – IPv6 - entwickelt und standardisiert. Natürlich wird das IPv4-basierte Internet nicht einfach aufhören zu funktionieren. Aber es kann nicht mehr weiter wachsen. Während das IPv6-basierte Internet das gesamte Wachstum sowie den Bedarf der Internetnutzer und der nationalen und internationalen Wirtschaft aufnehmen wird.   Gert Döring, IPv6 Evangelist SpaceNet AG und RIPE Address Policy Arbeitsgruppen-Vorsitzender meint zum Ende der IPv4-Ära: "Es ist bedauerlich, dass wir bis zum totalen Ende der IPv4-Adressen gelangen mussten, statt die fliessende Einführung von IPv6 während der letzten 5 Jahre voranzutreiben. Andererseits ist es gut, denn jetzt kann sich niemand mehr dieser Tatsache entziehen. Ich hoffe,  dass die Menschen damit aufhören, Blockaden zu errichten und Ausreden zu erfinden, anstatt IPv6 willkommen zu heissen”.

Weiterer Meilenstein noch diesen Sommer

Zwar werden noch einige Monate vergehen, bis die Regionalen Internet Registries (RIR) ihre noch verbleibenden IPv4-Adressen aufgebraucht haben. Doch aktuelle Analysen zeigen, dass dies zuerst in Asien, dann in Europa und in Nordamerika kurz vor oder nach dem 1. Juli 2011 der Fall sein wird. RIPE NCC, die Regionale Internet Registry für Europa, den Nahen Osten und Teile von Zentralasien fordert die Internet Service Provider, die Regierungen, die Wirtschaft und andere Akteure auf, IPv6 auszurollen, damit die innovative Evolution des Internets weitergeführt werden kann. In der heutigen Zeit ist ein Ausfall oder eine Beschränkung der Internet-Infrastruktur für die Weltwirtschaft und die Politik kaum mehr tolerierbar. Darum empfiehlt das internationale IPv6-Forum, welches bereits 1999 gegründet wurde, allen ICT-Verantwortlichen, die Jahre 2011 und 2012 zu nutzen, um für das neue Protokoll zu planen und es professionell einzuführen. Damit die heute verwendeten Internet-Dienste auch weiterhin funktionsfähig und stabil bleiben, müssen alle relevanten ICT-Komponenten mit IPv6 umgehen können. „Die Zeit ist gekommen. Widerstand hilft nicht weiter“, erklärt Latif Ladid, Präsident IPv6 Forum und Leiter Forschung an der Universität von Luxemburg, Security and Trust (SnT) Center.

Kosten und Risiken minimieren

Eine qualitativ hochstehende Einführung von IPv6 in grösseren Netzwerken braucht allerdings Zeit. Beginnt man zu spät und unter Zeitdruck, leidet die Qualität. Parallel dazu nehmen die Kosten und die Risiken erheblich zu. Eine gute Planung der Einführung von IPv6 und der Koexistenz mit der bestehenden IPv4-Umgebung sind daher entscheidend für die Stabilität und das künftige Wachstum IP-basierter ICT-Infrastrukturen.

Swiss IPv6 Council

Erst kürzlich wurde auch in der Schweiz ein IPv6 Council gegründet, um die Einführung von IPv6 in der Schweiz zu fördern und zu erleichtern. Durch die Unterstützung von Industrie, Bildungseinrichtungen, Forschung und öffentliche Verwaltung sowie durch Vernetzung der Ressourcen, schafft das Swiss IPv6 Council einen offenen Zugang zu Technologie und Wissen. "Das Swiss IPv6 Council wird frühere und neue Stakeholder aus den Bereichen Regierung, Industrie und Ausbildung zusammenbringen, um die Einführung von IPv6 in der Schweiz aktiv unterstützen.