Mutig, aber resilient, in die KI-Zukunft
Am CNO Panel 2025 hat sich vieles um KI und Resilienz gedreht. Die Keynote-Speaker ermutigten das Publikum, etwas zu wagen und das Potenzial der neuen Technologie auszuschöpfen. Sie erinnerten aber auch daran, dass mit neuen Technologien immer auch neue Risiken entstehen.
Dass man am CNO Panel gemeinsam anstösst, ist nichts besonderes. Doch am CNO Panel 2025 klirrten die Gläser häufiger als gewöhnlich – und das mit gutem Grund: Der Event feierte im Jahr 2025 nämlich ein Jubiläum. 25 Mal fand der Anlass inzwischen statt – wenn auch einmal aufgrund der Coronapandemie als Online-Version, wie Gastgeber Pascal Sieber, Gründer und Partner bei Dr. Pascal Sieber & Partners, im Verlauf des Abends sagte.
Bezüglich Format und Mission ist sich der Anlass über all die Jahre weitgehend treu geblieben: "Das CNO Panel verbindet Menschen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Bildung, um aus den Informations- und Kommunikationssystemen das bestmögliche zu machen", fasste Sieber die Idee hinter dem Networking-Event zusammen. Jedes Jahr neu ist jedoch das Schwerpunktthema des Anlasses. Für die Ausgabe 2025 lautete es: "Resilience and AI – Widerstandsfähigkeit im KI-Zeitalter".
Angespannt, aber optimistisch
Zu Beginn des Abends – auch dies ist Tradition am CNO Panel – begrüsste Sieber Persönlichkeiten aus der Schweizer IT-Branche auf der Bühne. Mit Liip-Co-Gründerin Nadja Perroulaz und Swico-CEO Jon Fanzun besprach er die Erkenntnisse aus dem kurz davor präsentierten Swiss Software Industry Survey 2025. "In einem schwierigen Umfeld hält sich die Branche relativ gut", beurteilte Fanzun den Zustand der Schweizer Softwareindustrie. Tatsächlich wachse die Softwarebranche etwa doppelt so viel wie die gesamte Schweizer Wirtschaft. "Man merkt aber natürlich auch den Margendruck und den Gegenwind", fügte er hinzu.
Schwerpunktmässig behandelte die diesjährige Studie das Thema New Work. Entsprechende Massnahmen führen laut der Untersuchung zu mehr Zufriedenheit bei Mitarbeitenden und Kunden, sorgen aber nicht unbedingt für mehr Umsatz. Perroulaz, deren Unternehmen 2016 die Geschäftsleitung abschaffte und seither auf Holacracy setzt (also die Selbstverwaltung ohne Hierarchien), gab sich noch optimistischer. "Wenn man es Ernst meint und konsequent macht, kommen die Resultate – aber sie kommen oftmals nicht so schnell, wie man gerne hätte."
Weiter voraus blickte Marc Marthaler, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Er präsentierte die Marktbedarfsstudie, deren 8. Ausgabe der Verband im September veröffentlichte. Demnach fehlen in der Schweiz in 8 Jahren über 54'000 ICT-Fachkräfte, wenn jetzt nicht mehr Leute ausgebildet werden. Künstliche Intelligenz werde an dieser Prognose wenig ändern, stellte Marthaler klar und bemühte sich, etwas anderes suggerierende Studien ins rechte Licht zu rücken. Es sei wichtig, "genau hinzuschauen, wie diese Zahlen erhoben wurden." Es mache einen grossen Unterschied, ob Zahlen aus einem Wirtschaftszweig oder zu spezifischen ICT-Tätigkeiten erhoben würden. Ausserdem riet er dem Publikum, "weniger vom sprichwörtlichen, konjunkturell bedingten Wetter zu sprechen, sondern vielmehr vom prognostischen Klima." und dankte allen "für eure Unterstützung der Next Generation.
Plädoyer für Vorsicht
Walter Thurnherr ist ein begnadeter Redner. Mit seinem Vortrag zur Ambivalenz technologischen Fortschritts brachte der langjährige Bundeskanzler und aktuelle Professor of Practice an der ETH Zürich das Publikum abwechselnd zum Lachen und zum Nachdenken. Dass Innovationen nicht nur Nutzen stiften, sondern auch unerwartete Risiken mit sich bringen, illustrierte er anhand mehrerer Beispiele aus der Vergangenheit, von Asbest über Plastik-Wegwerfgeschirr bis zu den sozialen Medien. Zwar stecke in künstlicher Intelligenz in der Tat immenses gutes Potenzial. Doch auch bei dieser Technologie sei unklar, welche Konsequenzen sich langfristig ergeben, zeigte er auf.

Walter Thurnherr sprach am CNO Panel 2025 über die beiden Sonnen- und Schattenseiten von Innovation. (Source: zVg)
Anhand historischer Fehlentscheide wie der Munitionsversenkung im Thunersee illustrierte Thurnherr die Gefahr kurzfristigen Denkens und warnte vor der Haltung: "Was heute machbar ist, wird gemacht. Was übermorgen ein Problem ist, ist heute noch nicht meins".
In seinem Vortrag plädierte der Professor für kluge Regulierung der KI, die Chancen ermöglicht, aber Risiken begrenzt. KI-Resilienz bedeute auch, gesellschaftlich und international zusammenzuarbeiten, um technologische Disruptionen mitzugestalten. "Sinnvolle Regulierung ist das Gegenteil von Wegschauen", hielt er fest und fügte später hinzu: "Dass man künstliche Intelligenz mehr oder weniger bedenkenlos einsetzt und sie weniger reguliert als jeden Naturjoghurtbecher, das erinnert einen schon ein bisschen an die Munitionsversenkung."
Risiken üben
Ein paar wichtige Eigenschaften einer resilienten Architektur zählte Hannes Scheidegger auf, aktuell Chief Global Services Officer bei Info‑Tech Research im Silicon Valley: Agilität, Komponierbarkeit und solides Risikomanagement. Dies gelte sowohl für Organisationen als auch für IT-Infrastrukturen, so der Redner. Scheidegger war im Emmental aufgewachsen, "geprägt von Sicherheit, Präzision und Tradition", wie er erzählte. Demgegenüber sei Kalifornien "schnelllebig, risikofreudig, innovationsgetrieben - und auch sonnig".

Hannes Scheidegger am CNO Panel 2025 über wichtige Eigenschaften einer resilienten Architektur. (Source: zVg)
Seine jetzige Firma wachse rasant und in der Geschäftsleitung setze er sich täglich mit Risiken, Innovation und Resilienz auseinander. Dies wünschte er auch dem Publikum: Risiken könne man bewusst wählen und dies zu tun, sei eine gute Übung – "das Worst-Case-Scenario tritt meist gar nicht ein", ermutigte er die Anwesenden. Bei der Innovation gehe es darum, etwas zu wagen: "Grenzen zu sprengen oder sie zumindest zu hinterfragen". Und die Resilienz lasse sich stärken, "indem Sie Dinge, die Sie nicht kontrollieren können, sein lassen und Ihre Energie für produktives Handeln nutzen".
Übrigens lernte Scheidegger auch in der Schweiz schon eine wertvolle Lektion: Bevor er nach Kalifornien übersiedelte, war er in der Denkmalpflege tätig. "Was ich aus dieser Zeit mitnehme, ist, dass man mit ganz wenig sehr viel erreichen kann", gab der dem Publikum auf den Weg.
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