"IT- und Businessarchitekten zu positionieren, war herausfordernd"
Werden Unternehmen zusammengelegt, spielen IT- und Businessarchitekten eine zentrale Rolle. Local.ch-CIO Guido Kaufmann erklärt, warum das so ist. Ausserdem erzählt er, welches die wichtigsten Kompetenzen eines CIOs sind.

Herr Kaufmann, was macht eigentlich einen erfolgreichen CIO aus?
Das Bild hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Es ist nicht mehr primär eine technische Aufgabe. Es wird wichtiger, dass ein CIO das Business gut versteht und zum Beispiel erkennt, wie er die Prozesse mit Informationstechnologie besser unterstützen kann. Prozesse laufen ja meist abteilungsübergreifend. Als CIO sehen Sie in alle Abteilungen rein und erkennen so die Zusammenhänge besser. Viele Verbesserungen funktionieren eben nur, wenn man sie aus einer globalen Sicht angeht und nicht nur in einzelnen Bereichen etwas optimiert.
Von IT sollten CIOs aber dennoch einiges verstehen?
Ja, selbstverständlich. Das technische Verständnis ist sehr wertvoll. Wer sich auskennt, kann kompetent mitreden und klare Anforderungen platzieren oder eine treffende Frage stellen. Dies gilt zum Beispiel auch im Umgang mit Lieferanten in schwierigen Situationen.
Sie haben schon für viele verschiedene Firmen gearbeitet. Was reizte Sie am Job bei Local.ch?
Zu Local.ch gekommen bin ich, als der Verwaltungsrat entschieden hat, die drei Unternehmen des Joint Ventures, also Swisscom Directories, LTV Gelbe Seiten sowie Local.ch, näher zusammenzuführen und unter ein gemeinsames Management zu stellen. Mich hat es einerseits von der Management-Herausforderung her sehr gereizt, den Zusammenschluss der drei IT-Abteilungen zu führen. Andererseits war auch von Beginn an klar, dass eine Komplett-Erneuerung der IT-Landschaft notwendig ist, um die gewandelten Anforderungen aus dem Onlinebusiness heute und in Zukunft besser adressieren zu können – eine zweite äusserst spannende Aufgabe.
Wie haben Sie den Zusammenschluss konkret gemanagt?
Wir waren am Anfang über drei Standorte verteilt, was die Führung und Kommunikation im Wandel massiv erschwerte. Man hat zwar ein neues, gemeinsames Ziel, aber die Arbeit läuft vorerst in den alten Strukturen weiter. Für mich waren die Erfolgsfaktoren erste gemeinsame erfolgreiche Projekte in gemischten Teams sowie der für alle Mitarbeiter neue gemeinsame Standort. Ich habe zudem einmal mehr festgestellt, dass man nicht genug kommunizieren kann: die Strategie, die neue Architektur, laufende Projekte. Am neuen Standort kann ich nun regelmässige Stand-ups durchführen, an denen ich meinen Mitarbeiter kurz und unkompliziert erzähle, was im Geschäft läuft. Ich habe das Gefühl, dass dies massiv dazu beiträgt, dass man sich mit der neuen IT und Local.ch als Unternehmen stärker identifiziert.
Was sind ganz allgemein betrachtet Ihre grössten Herausforderungen?
Natürlich gibt es Trends in der klassischen IT, die man nicht ignorieren kann und richtig einordnen muss, wie die Consumerization oder das Potenzial von Cloud-Services. Die grossen Herausforderungen sind aus meiner Sicht jedoch dieselben geblieben: Der CIO ist einerseits immer herausgefordert, die IT-Kosten im Griff zu haben und andererseits innovativ zu sein, und rasch auf neue Businessanforderungen zu reagieren. Das kann nur über eine klare Strategie und ein gutes Architekturmanagement erfolgen.
Betrifft das vor allem die IT-Architektur?
Nicht nur die IT-Architektur allein, sondern abgestimmt mit der Businessarchitektur. Ich verwende hierfür immer wieder die Analogie zur Raumplanung. Man sieht gewisse Dörfer oder Städte, in denen das mit einer klaren Vision perfekt angegangen worden ist. Andere haben es relativ konzeptlos angepackt und haben nun hoffnungslos verstopfte Städte, ohne Chance, dies mit vernünftigem Aufwand weiterzuentwickeln oder zu bereinigen.
Wenn ich "Architekt" höre, dann habe ich immer auch das Bild eines Kreativen im Kopf. Müssen IT-Architekten denn kreativ denken?
Ich glaube, es ist weniger die Kreativität als vielmehr die Erfahrung, die Breite ihres Wissens und die Strukturiertheit im Vorgehen. Der IT-Architekt muss eine Vision erarbeiten und dabei genügend weit vorausdenken und schauen, dass fortan alle Vorhaben darauf ausgerichtet sind. Ich bringe dazu ab und zu den Vergleich zum Bau der Jungfraujochbahn, die ich als ingenieurtechnische Meisterleistung bewundere: Da war die Vision, und anschliesend die Knochenarbeit auf dieses Ziel hin. Und heute sind wir extrem stolz darauf.
Dann ist der IT-Architekt also sozusagen ihr Raumplaner?
Ja, zusammen mit dem Businessarchitekten, der bei Local.ch aufgrund der aktuellen Herausforderungen auch bei mir angegliedert ist.
War es schwierig, die beiden Architekten zu rekrutieren?
Die beiden Architekten waren bereits bei Local.ch angestellt. Meine Herausforderung dabei war es, sie richtig zu positionieren und die Akzeptanz dafür zu schaffen. Die Architekten sind oft in der Rolle jener, die in Projekten mahnen, die Dinge nachhaltiger zu lösen. Das Business dagegen macht Druck und erwartet eine rasche Lösung, was unweigerlich zu Konflikten führt, die man austragen muss. Meine Aufgabe ist es, immer wieder sicherzustellen, dass wir gegenseitig Verständnis haben und gemeinsam in eine Richtung ziehen, eventuell halt mit einem kleinen Umweg, den wir später dann mit moderatem Aufwand wieder korrigieren können.

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