Swiss EA Connect Day 2025

Weshalb Enterprise-Architekten die Kapitäne sind

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von Tanja Mettauer und cka

Unternehmen sehen sich mit immer strengeren regulatorischen Vorgaben konfrontiert. Wie Enterprise Architecture Management (EAM) Unternehmen dabei unterstützt, erfuhren Besucherinnen und Besucher des Swiss EA Connect Day 2025.

Jean-Jacques Pittet, Head of CIO Advisory bei Adesso Schweiz. (Source: Netzmedien)
Jean-Jacques Pittet, Head of CIO Advisory bei Adesso Schweiz. (Source: Netzmedien)

Am 20. Mai 2025 haben die BOC Group und Adesso Schweiz zum zweiten Mal Expertinnen und Experten sowie Interessierte in der KV Business School in Zürich zum Thema Enterprise Architecture Management (EAM) versammelt. Der Swiss EA Connect Day ging der Frage nach, wie effizientes IT-Management unter zunehmendem regulatorischen Druck trotzdem gelingen kann. 

Den Auftakt machte Alexander Kleinsasser, Business Development Manager bei BOC Schweiz. Er eröffnete den Anlass mit dem erklärten Ziel, die EAM-Community zu stärken und den branchenübergreifenden Austausch zu fördern und voneinander zu lernen. Jean-Jacques Pittet, Head of CIO Advisory bei Adesso Schweiz, unterstrich in seiner Einleitung die zentrale Bedeutung der Unternehmensarchitektur. Die zunehmende Regulierungsdichte betreffe das gesamte Unternehmen. Transparenz über IT-Assets sowie eine ganzheitliche "Governance, Risk & Compliance"-Strategie, seien deshalb unerlässlich. Dem EAM komme eine zentrale Rolle zu.

Felix Meentken, Geschäftsführer von BOC Schweiz, griff diesen Gedanken auf und verwies auf aktuelle Umfragen, wonach regulatorische Anforderungen als viertkritischstes Risiko von Firmen eingestuft werden. Gleichzeitig sähen rund 70 Prozent der CIOs Silos in Unternehmen nach wie vor als grösstes Hindernis der digitalen Transformation. 

Von Papierbögen zu Blueprints

Wie digitale Zusammenarbeit auf Bundesebene funktioniert, zeigte Andreas Spichiger, Lead-Architekt im Bereich Digitale Transformation und IKT-Lenkung (DT) der Bundeskanzlei. Die Ausgangslage ist, gelinde gesagt, nicht die einfachste: Die Bundesverwaltung mit ihren 80 nationalen, rund 2200 kantonalen Behörden sowie 2000 Gemeinden arbeite mit rund 600’000 Unternehmen und über 10 Millionen Personen zusammen. Der Bedarf nach Zusammenarbeit ist also offensichtlich. Früher sei Spichiger mit Papierbögen von Tür zu Tür hausiert. Heute seien Gemeinden etwa mit dem Registerharmonisierungsgesetz dazu verpflichtet, ihre Verzeichnisse zu digitalisieren. 

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Andreas Spichiger, Lead-Architekt im Bereich Digitale Transformation und IKT-Lenkung (DT) der Bundeskanzlei. (Source: Netzmedien)

Eine zentrale Herausforderung der Zusammenarbeit sei die Standardisierung. Am Beispiel des Datenstandards "Personendaten" zeigte er auf, wie wichtig kontinuierliche Pflege ist. Viele Versionen eines Dokuments oder einer Vorlage seien etwa ein Hinweis darauf, dass die Informationen aktuell und gepflegt sind. Zudem brauche es Standardisierungen, damit nicht immer alles neu aufgebaut werden müsse.

Heute schreiben laut Spichiger verschiedene Gesetze wie das BFS-UID-Register bereits digitale Architekturen vor. Mit solchen Blueprints könnten Verantwortliche feststellen, wer dieses Register nutzt und wie es verwendet wird. Und: "Gleichzeitig sieht man aber auch, wie es nicht verwendet wird."  Abschliessend merkte er an, dass digitale Transformation als Lernprozess verstanden werden müsse. Diese Aufgabe wird uns noch "bis ans Ende der Eidgenossenschaft und darüber hinaus beschäftigen", schloss er mit einem Zwinkern. 

Es braucht ein Fundament

Wie Enterprise Architecture Management in einer Bank funktioniert, erklärte Rosa Shelton, EAM-Verantwortliche von der Schwyzer Kantonalbank, den Gästen. Das Fundament einer erfolgreichen Unternehmensarchitektur bilde die Configuration Management Database (CMDB). "Wenn dort die Daten stimmen, kann man aufbauen." Eine CMDB stelle einen Single Point of Truth dar, sie reduziere Redundanzen und Risiken und gleichzeitig hilft sie Unternehmen, ihre Compliance-Anforderungen zu erfüllen. 

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Rosa Shelton, EAM-Verantwortliche von der Schwyzer Kantonalbank. (Source: zVg)

Shelton definierte vier Erfolgsfaktoren für die EAM-Implementierung: 

  • Aktives Management der CMDB: Pflege, Aktualität und klare Verantwortlichkeiten sind zentral.
  • Stakeholder-Einbindung als Schlüssel zum Erfolg: Unternehmen sollen relevante Akteure identifizieren und einen regelmässigen Austausch etablieren.
  • Bottom-up-Ansatz zur systematischen Objekterfassung: Von Applikationen über Server bis zu Fähigkeiten – alles wird systematisch dokumentiert.
  • Konsolidierung der Datenquellen: Unternehmen sollen Schnittstellen schaffen, Altlasten bereinigen und redundante Quellen abschaffen.

"Alles hat einen Architekten"

Nach der ersten Networking-Pause bot Joachim Kreutzberg einen Einblick in die Unternehmensarchitektur von Swiss Life Schweiz. Beim Versicherer stand die Ablösung einer bestehenden EAM-Lösung an. Nach einem strukturierten Auswahlverfahren habe sich der Versicherer auf die EAM-Lösung Adoit der BOC Group entschieden. Ins Gewicht gefallen sei insbesondere der Archimate-Standard - "Wir sind nicht auf einer einsamen, proprietären Insel unterwegs".

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Joachim Kreutzberg, Unternehmensarchitektur, Swiss Life Schweiz. (Source: Netzmedien)

Eine Herausforderung bei Swiss Life lag etwa darin, die verschiedenen Ansätze innerhalb des Unternehmens zu harmonisieren, wie Kreutzberg erklärte. Man habe deshalb diese "Mannigfaltigkeit zusammendampfen" müssen. Der Versicherer bettete die EAM-Lösung in Sharepoint ein, um die Informationen allen zugänglich zu machen. So liessen sich Standards sichtbar machen und zuweisen. "Alles hat einen Architekten", es gebe keinen herrenlosen Standard mehr, sagte Kreutzberg. 

Eine Fachgruppe für Unternehmensarchitektur

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Juan Antonio Hernández, Co-Leiter der SwissICT-Fachgruppe EAM. Er startete mit einer interaktiven Fragerunde und wollte von den Anwesenden wissen, wer sie sind, warum sie hier sind und welche Herausforderungen sie antreibt. Bei den Anwesenden CTOs und Enterprise-Architekten grummelten wohl schon die Mägen, denn neben Networking und Erfahrungsaustausch freuten sich bereits viele auf den Apéro.

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Juan Antonio Hernández, Co-Leiter der SwissICT-Fachgruppe EAM. (Source: Netzmedien)

Als Herausforderungen der kommenden Jahre identifizierten die Teilnehmenden insbesondere Kostendruck und Datenschutz als Hauptthemen. Hernández nutzte die Bühne, um zu betonen, wie wichtig der branchenübergreifende Austausch zwischen CTOs, Projektleitern und Enterprise-Architekten ist. Ziel der noch jungen Fachgruppe sei es deshalb, eine Plattform für den Austausch zu bieten - für möglichst viele verschiedene Branchen. 

Die Kapitäne der Firma

Zum Abschluss betonte Pittet nochmals: EAM ist keine rein technische Aufgabe, sondern ein Managementthema. Es sei nicht irgendwo in der IT vergraben. Obwohl EAM bereits seit über 30 Jahren existiere, müsse man immer wieder betonen, dass das Thema auf Führungsebene verankert sein müsse. "EAM ist der Kapitän der ganzen Firma". 

 

Wie eine digitale Landkarte für mehr Transparenz sorgen kann, erfuhren die Besucherinnen und Besucher des EA Panels im vergangenen Jahr. 

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