Mobile Testing: 10 typische Fehler in mobilen Apps
Ein Tester von iPhone- und Android-Apps trifft auf eine Vielzahl von typischen Fehlern. Diese reichen von kleinen und teilweise kuriosen Details, die nur auf wenigen Geräten auftreten, bis hin zu produktionsverhindernden Fehlern - ein Auszug.
Hinweis: Dieser Artikel ist von Stephan Wiesner und Frederic Hesse. Wiesner ist Head of Testing bei der SwissQ Consulting AG und unterrichtet an der FH Bern. Hesse ist ist Senior Consultant bei SwissQ.
In der Schweiz kletterte 2013 der Umsatz mit Smartphones um 17,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken, dabei wurden 3,5 Millionen Smartphones verkauft. Entsprechend ist es heutzutage für Unternehmen jeder Grösse Pflicht, neben einer mobile Website auch eine eigene iOS- und Android-App zu haben. Mit dem System der Bewertung von Apps durch die Nutzer und der hohen Verfügbarkeit von vergleichbaren Angeboten steigt dabei der Druck, diese Apps in hoher Qualität zu erstellen. Wie im richtigen Leben hat man auch hier nur eine Chance für den ersten Eindruck.
"Thick Finger"-Problem verhindert Bedienung der App
Worin liegt das grosse Erfolgsgeheimnis von Apps? Sie müssen leicht verständlich und intuitiv bedienbar sein. Dadurch sind sie ohne stundenlanges Lesen diverser Dokumente für jeden nutzbar. Leider investieren heutzutage nur wenige Firmen in eine detaillierte Analyse der Erlern- und Bedienbarkeit einer App. So kommt es noch immer häufig zu dem weitverbreiteten "Thick-Finger-Phänomen". Das bedeutet, dass Menschen mit grossen Händen und kleinen Telefonen die App nicht bedienen können, weil sie Mühe haben, einen Button zu treffen oder eine Auswahl vorzunehmen.
Eine Navigation in der App ist folglich nicht mehr möglich. Dies ist besonders oft bei iPhone-Apps anzutreffen, da das iPhone einen kleineren Bildschirm hat als vergleichbare Android-Geräte.
Übersetzungen zerstören das Layout
Die App-Entwicklung findet meistens in nur einer Sprache statt und erst gegen Projekt-Ende wird die Übersetzung in weitere Sprachen vorgenommen. Dabei wird häufig unterschätzt, welche Auswirkungen die Übersetzung von Texten hat. Aufgrund der unterschiedlichen Wortlängen in den verschiedenen Sprachen wird das implementierte Layout eventuell gestört und die App verliert deutlich an Attraktivität. Nicht immer sind die Unterschiede so deutlich, wie in den in Bild 1 und 2 abgebildeten Screenshots zu sehen, und nicht immer gelangen solche Fehler dann aufgrund mangelnder Tests in den App-Store. Möglicherweise kommt noch hinzu, dass gar nicht erst alle notwendigen Texte übersetzt werden. Insbesondere das Übersetzen der Fehlermeldungen wird dabei gerne vergessen.
Portierungen eins zu eins vorgenommen
Seit Sommer 2013 ist der Android-Marktanteil so stark gewachsen, dass viele Apps für beide Plattformen, also iPhone und Android, entwickelt werden. Bei bereits bestehenden iOS-Apps wird dies oft durch einen Portierungsauftrag abgewickelt. Dabei geht häufig vergessen, dass Android-Apps anders funktionieren. Das Design muss angepasst werden, der Zurück-Button muss eine eigene Funktion haben, und aufgrund der häufig wesentlich grösseren Bildschirme sollte der Platz besser ausgenutzt werden. Wer diese Dinge nicht berücksichtigt, läuft Gefahr, mit seiner App bei den eingefleischten Android-Usern in Ungnade zu fallen.
Neue Android-Version führt zu weisser Schrift auf weissem Hintergrund
Updates neuer Betriebssysteme, sei es Android oder auch iOS, führen immer wieder zu Fehlfunktionen in bereits bestehenden Apps. Ein Beispiel aus der Praxis: In Android gibt es die Möglichkeit, verschiedene Themes zu implementieren. Ein Theme ist ein farblich angepasstes Design, das pro App, aber auch pro OS eingestellt werden kann. Standardmässig werden bereits einige dieser Themes mitgeliefert, die die Smartphone-Hersteller unterstützen können. Daneben können diese auch eigene Themes anbieten. Durch diese Flexibilität kommt es häufig zu unerwünschten Nebeneffekten, die sich meistens in der App-Darstellung widerspiegeln. Die Folgen sind teilweise dramatisch und lassen eine App möglicherwesie unbrauchbar werden, wie das Beispiel der Fotocommunity.de-Android-App zeigt (siehe Bilder 3 und 4). Bei einem unserer Tests hat sich beispielsweise ergeben, dass nach einem Android-Upgrade in der App in dem weissen Theme die Schriftfarbe nicht angepasst wurde. Die Darstellung erfolgte dann mit weisser Schrift auf weissem Hintergund. In der Folge wurde die App ohne Themes-Funktion veröffentlicht. Dies ist ein Klassiker, der teilweise nur in Android 4.0 auftritt. In neueren Versionen trat dieses Phänomen nicht mehr auf. Solche Fehler sind nur durch manuelles Testen auf verschiedenen Geräten zu eruieren.
Zeitverschiebung bei iOS 5
Solche Fehler treten jedoch nicht nur in Android-Versionen auf. In iOS 5 beispielsweise wurde der Umgang mit Zeitzonen angepasst, was in vielen Apps dazu geführt hat, dass es beim Auswählen von Zeitwerten (z.B. Kalendereinträgen) zu einer Verschiebung um eine Stunde kam. Ein Fehler, den man schnell übersieht, der aber sehr ärgerliche Konsequenzen haben kann, wenn wichtige Termine verpasst werden.
Wer eine Registrierung verlangt, muss auch eine mobile Website haben
Für die Nutzung vieler Apps ist ein Log-in erforderlich, das man durch eine zuvor durchgeführte Registrierung erhält. Die Möglichkeit für die Registrierung wird meistens in den Apps direkt angeboten, einige verlinken dabei auf eine Webseite. Ärgerlich ist es, wenn das Unternehmen nun keine mobile-optimierte Website hat, sondern lediglich auf die normale Website verweist. Durch den relativ kleinen Smartphone-Bildschirm muss sich der User nun mühsam mittels Hin- und Herscrollen auf der Website registrieren. Dies endet eventuell damit, dass der User die Registrierung abbricht und die App anschliessend von seinem Gerät löscht.
Billig-Handys verhindern E-Banking
Grosse Probleme können auch spezifische Hardwarekonstellationen bereiten. Wer sein Handy zum Beispiel für E-Banking nutzt, der schätzt wahrscheinlich die Funktion, einen Einzahlungsschein einscannen zu können. Zu diesem Zweck wird ein Zugriff auf die Kamera benötigt, und, man ahnt es schon, dies muss wiederum mit verschiedenen Kameras getestet werden. Allerdings haben alte und gerade billigere Geräte teilweise eine zu geringe Auflösung oder gar keinen Autofokus, und somit kann die Funktionalität nicht genutzt werden.
Probleme einzelner Gerätehersteller
Das Android-Betriebssystem ist auf vielen Handys unterschiedlicher Hersteller installiert. Diese passen ihre Geräte noch mit viel Aufwand individuell an. Daraus resultieren nicht nur längere Wartezeiten für neue Android-Versionen, sondern auch Fehler, die nur auf Geräten eines spezifischen Herstellers auftreten. Für diese Art von Fehlern müssen Entwickler einen Workaround finden, der sehr zeit- und kostenintensiv werden kann.
Wir fanden heraus, dass zum Beispiel HTC-Geräte mit dem Starten des eingebauten Mailprogramms aus Websites heraus Probleme haben, sofern bereits Inhalte in der E-Mail enthalten sein sollen. Dies ist häufig bei Kontakt-/Support-Anfragen auf Websites vorzufinden. Wer also nur mit Samsung-Telefonen entwickelt und testet, der bemerkt diesen Fehler nie.
Handwerker wollen auch offline arbeiten
Ein weiteres, sehr verbreitetes Problem betrifft die Verfügbarkeit von Netzwerken. Ein Beispiel ist die App für Handwerker, die nur online funktioniert – auf vielen Baustellen hat man jedoch keinen ausreichenden Netzempfang. Entsprechend musste besagte App umprogrammiert werden, damit sie am Markt akzeptiert wurde. Ein weiteres Beispiel sind Zahlungs-Apps, die eine Onlineverfügbarkeit voraussetzen. Dumm nur, wenn man im Untergeschoss eines Laden zahlen möchte und es aufgrund mangelnden Empfangs nicht funktioniert.
GPS-Navigation funktioniert nur in Graz
Das Einbinden der GPS-Funktionalität führt oft zu den verschiedensten Fehlern. Es gibt eine App, die eine Navigation zu Bankautomaten ermöglicht. Diese App wurde in Graz entwickelt und getestet und erst nach dem Go-Live stellte sich heraus, dass bei der Navigation immer Graz als Startort verwendet wird. Das Problem: Die Büros der Entwickler befanden sich dort, und die Ortungsdaten wurden hart kodiert, statt dynamisch angepasst. Somit war die GPS-Funktion ohne Anpassungen nutzlos.
Die Ursachen für auftretende App-Fehler können also unterschiedlicher kaum sein. Diese reichen von Problemen aufgrund der mittlerweile unglaublichen Geräte- und Betriebssystemvielfalt, über falsche und fehlende Anforderungen bis hin zu Usability-Problemen.

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