Switch und BAKOM informieren

Neue, teure generische Top Level Domains

Uhr | Aktualisiert
von Marc Landis

Ab 2012 können beliebige Begriffe als Adress-Endung beantragt werden, wie Switch meldet. Adressen wie "www.fahrplan.sbb" oder "www.studium.eth" werden damit möglich. Über Chancen und Gefahren für Wirtschaft und Verwaltung diskutierten Experten am heutigen Informationsanlass "New gTLD" in Bern.

Bisher waren Adress-Endungen im Internet, sogenannte Top Level Domains, beschränkt auf Länder-Endungen wie .ch oder Begriffe wie .com, .org oder .info. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), zuständig für die internationale Koordination des Internet-Adressierungssystems, erlaubt ab 2012 beliebige Begriffe als Adress-Endungen.

Die sogenannten neuen generischen Top Level Domains (new gTLD) können ab dem 12. Januar bei ICANN beantragt werden. Zu den bisherigen Adress-Endungen könnten bald Endungen von Unternehmen, Branchen oder Regierungen wie .hotel, .nestle, .geneve oder .sbb hinzukommen.

Streng kontrollierte Öffnung

Jede Organisation, die eine new gTLD betreiben möchte, muss ihre Bewerbung bei ICANN selbst einreichen. Antrag und dessen Bewertung sind laut Switch komplex und kostspielig. Die Bewertung dauere zwischen neun und zwanzig Monaten und koste um die 185'000 US-Dollar. Der aufwändige Prozess soll sicherstellen, dass die neuen Domain-Endungen streng kontrolliert und limitiert vergeben werden.

Registrierte Markennamen wie .nestle und wichtige geografischen Namen wie .berlin sind so geschützt, dass nur rechtmässige Eigner sie registrieren können. Für generische Namen wie .bank oder .versicherung fehlen einschränkenden Bestimmungen, allerdings sind öffentliche Einsprachen Teil des Bewertungsprozesses.

Grosse Erwartungen, kritische Stimmen

Die ICANN sieht in den new gTLD eine Weiterentwicklung des Domain-Namen-Marktes, die Inhalte und Marken im Internet sichtbarer machen kann. Generische Endungen verändern das Internet nicht grundlegend, aber sie können die Informationssuche beeinflussen und ermöglichen neue Strukturen in der Online-Präsenz von Unternehmen, Verbänden und Regierungen.

Gegen die new gTLD regt sich aber auch Widerstand: Die Coalition for Responsible Internet Domain Oversight (Crido) bestehend aus 87 Organisationen und Verbänden mehrheitlich aus den USA, wehrt sich gegen die Neuerung. Sie befürchtet übermässige Kosten und einen enormen Aufwand für Unternehmen, wenn diese alle möglicherweise markenverletzenden Namenskombinationen berücksichtigen müssen.

"Wie diese Neuerung das Internet verändert, werden wir erst ermessen können, wenn die ersten neuen Adress-Endungen in Gebrauch sind," erklärt Marco D'Alessandro, Mediensprecher bei Switch. Switch und das BAKOM sehen ihre Aufgabe darin, neutral zu informieren, damit sich die Schweizer Wirtschaft und die öffentliche Hand überlegen können, ob und wie sie new gTLD nutzen wollen.