Die Idee von der Regelenergie

Swisscom Energy Solutions - wie alles begann

Uhr | Aktualisiert
von David Klier

Im persönlichen Gespräch hat der CEO von Swisscom Energy Solutions, Frédéric Gastaldo, das Konzept und den aktuellen Stand des Projekts ausführlich erklärt. Gastaldo blickt zuversichtlich in die Zukunft und ist vom Erfolg des Unternehmens überzeugt.

Schon nach den ersten Sätzen spürt man die Begeisterung Frédéric Gastaldos für sein noch kleines Unternehmen Swisscom Energy Solutions. Mit leuchtenden Augen spricht er davon, wie aus einer ersten Idee innerhalb nur eines Jahres ein wachsendes Projekt mit dem Potential zu Grossem entstanden ist. 12 Mitarbeiter beschäftigt er bislang in Olten.

Woher aber kam die Idee? Gastaldo ist seit rund 10 Jahren für Swisscom tätig und hatte innerhalb des Unternehmens verschiedene Positionen inne. In seiner letzten Funktion im Unternehmensbereich Connected Living arbeitete er direkt mit Carsten Schloter zusammen und dieser kam eines Tages auf ihn zu und sagte: "Frédéric, ich möchte, dass du eine Strategie im Bereich Energie entwickelst."

Gesagt, getan. Im September 2012 wurde das Swisscom Tochterunternehmen als Start-up gegründet. Gastaldo stellte eine Frage ins Zentrum: "Was können wir im Energiemarkt unter Einsatz unserer Kompetenzen tun?" Gastaldo ist überzeugt, dass es am Energiemarkt unweigerlich zu Verschiebungen kommen wird. Im Erzeugerbereich durch neue Energiequellen wie etwa Solar- oder Windenergie und auf Kundenseite durch die Vernetzung der Geräte.

Technische Umsetzung basiert auf Eigenentwicklung

Da weder Swisscom noch das Tochterunternehmen Swisscom Energy Solutions das Know-how oder die Mittel haben in das Geschäft der Stromerzeugung einzusteigen, fokussierten sich Gastaldo und sein Team auf die Steuerung des Energieverbrauchs. Nach eigenen intensiven Markt- und Lösungsanalysen kamen sie zu dem Schluss, dass die Bereitstellung von Technologie zur Regelung des Stromverbrauchs lohnenswert sein könnte.

Der Ansatz, den das Start-up dabei verfolgt, ist einzigartig, hatte jedoch zur Folge, dass die notwendigen Technologien erst einmal entwickelt werden mussten. Bei der Entwicklung setzte Swisscom Energy Solutions vor allem auf die eigenen Kompetenzen aus den Bereichen IT und Telekommunikation. Weitere Expertise kam von eigens angeheuerten Elektroingenieuren.

Zusammenarbeit mit Swissgrid

Das fertige Konzept findet allgemein grossen Anklang: Die nationale Netzgesellschaft und Übertragungsnetzeigentümerin des Schweizer Hochspannungsnetzes, Swissgrid, begrüsst den Ansatz von Swisscom. Swissgrid sorgt dafür, dass plötzliche Schwankungen im Stromnetz jederzeit ausgeglichen werden können. Hierzu werden permanent 400 MW Leistung als Vorrat gehalten. Daten zur Stromnutzung werden in Echtzeit abgerufen und entsprechend der Daten auf Schwankungen reagiert.

Mit der Lösung von Swisscom Energy Solutions könnte dieser Vorratsspeicher deutlich reduziert werden. Allerdings funktioniert das nur, wenn genügend Haushalte an das System angeschlossen sind. Denn auf die zielt das Unternehmen in erster Linie ab. Einerseits, weil der Markteintritt mit Fokus auf Privatkunden einfacher ist, wie Gastaldo erklärt, und andererseits weil die Regelung von Stromgrossabnehmern das Netz eher zusätzlich belasten würde.

Gastaldo setzt auf Partnerschaften

Ab 50'000 Haushalten soll das System zuverlässig funktionieren und sich wirtschaftlich rechnen. Angestrebt seien aber eher 100'000 Haushalte, was in etwa einem Drittel der anschlussfähigen Schweizer Haushalte entspricht. Aktuell zählt das Unternehmen etwas mehr als 1700 registrierte Haushalte. Davon sind 800 bereits fertig installiert und ans Netz angeschlossen. Die restlichen warten noch auf einen Installationstermin oder werden in Kürze mit der Technologie ausgerüstet. Es ist also noch ein weiter Weg, aber Gastaldo ist sehr zuversichtlich.

Wie Gastaldo weiter erklärt setzt er vor allem auf Partnerschaften, statt gross die Werbetrommel zu rühren. Mit dem Hersteller von Wärmepumpen und Wärmetechnik Störi habe man bereits eine enge Partnerschaft abgeschlossen. Mit weiteren Unternehmen sei man auf dem besten Wege. Auch mit Verteilnetzbetreibern.

Mehrwert für Hausbesitzer

Bei den Stromerzeugern macht Gastaldo drei Gruppen aus, die sich unterschiedlich stark kooperativ zeigen. Ein Teil ist klar pro Swisscom Energy Solutions eingestellt. Ein Teil weiss noch nicht so recht, was von dem ganzen zu halten ist und eine Gruppe sträubt sich vollends.

Warum aber sollte sich ein Hausbesitzer dazu bereit erklären, dass seine Heizung, Wärmepumpe oder Wasserboiler von Swisscom Energy Solutions gesteuert wird? "Wir generieren Mehrwert für unsere Kunden", sagt Gestaldo. Dieser äussert sich in Form von drei zentralen Vorteilen: Erstens erhalten die Kunden ein Alarmsystem für die eigene Heizung. Sollte die Heizung ausfallen, erhalten sie eine Benachrichtigung und können entsprechende Schritte einleiten. Zweitens können sie mit dem System Energie und somit Geld sparen. Über eine App und ein Web-Interface können die Hausbesitzer ihre Heizung in einen Eco-Modus versetzen. Praktisch wenn man in den Ferien ist.

Endkunden behalten Kontrolle 

Das dritte Feature ist die Datenabfrage über ein eigenes Profil. Swisscom Energy Solutions aggregiert die Verbrauchsdaten aller angeschlossenen Haushalte in anonymisierter Form. Auf diese Weise kann man seinen eigenen Verbrauch mit dem anderer vergleichen. Dabei kann man allerlei Filter wählen, wie Baujahr und Bauweise des Hauses oder ähnliches.

"Uns ist es sehr wichtig, dass die Endkunden stets die volle Kontrolle über das System behalten. Sie können sich jederzeit über die App oder das Web-Interface dazu entschliessen, ihr System für einen Tag vom Netz zu nehmen", schliesst Gastaldo. Wer sich für das Konzept interessiert, kann sich mit wenigen Schritten hier informieren und registrieren. Sämtliche Kosten trägt Swisscom Energy Solutions.